Chemie & Petrochemie Großanlagenbau mit positivem Ausblick
Im März hat die Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau ( AGAB ) des VDMA ihren Lagebericht 2022 / 23 veröffentlicht . Im Folgenden einige Auszüge zur allgemeinen Lage sowie spezifisch für die Chemie . Der vollständige Bericht ist auf der VDMA-Webseite abrufbar .
Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
Gesamt-Auftragseingang verfahrenstechnische Chemieanlagen 2013 - 2022
Mio . €
Geschäftsentwicklung Die meisten AGAB-Mitglieder rechnen 2023 mit konstanten oder sogar steigenden Umsätzen und sind im Hinblick auf den Auftragseingang überwiegend optimistisch . Die generelle Zuversicht speist sich vor allem aus der Tatsache , dass der VDMA-Großanlagenbau seinen Kunden Technologien für die Dekarbonisierung industrieller Prozesse anbieten kann . Diese Lösungen sind in Nordamerika , Westeuropa und im Mittleren Osten derzeit besonders gefragt . Darüber hinaus bauen die Unternehmen ihr Servicegeschäft konsequent aus und beteiligen sich mit dem Bau von Anlagen für das Recycling von Wertstoffen aktiv am Aufbau einer Kreislaufwirtschaft in Europa . Die von den Mitgliedern der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau ( AGAB ) 2022 im Inland verbuchten Auftragseingänge lagen mit 21,0 Milliarden Euro um 0,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres ( 2021 : 21,2 Milliarden Euro ). Dieser marginale Rückgang kann angesichts eines von Inflation , Energieknappheit und Lieferengpässen geprägten Marktumfelds als Erfolg gewertet werden . In jedem Fall haben die Bestellungen die sehr gedämpften Erwartungen , die nach dem Überfall Russlands auf die gesamte Ukraine im Frühjahr 2022 im Großanlagenbau herrschten , bei Weitem übertroffen . Mehrere Großaufträge aus der Petrochemie sowie der Öl- und Gasindustrie führten im Chemieanlagenbau ( inklusive Luftzerlegung und Gaserzeugung ) zu einem Auftragswachstum um 47 Prozent auf 234 Millionen Euro ( 2021 : 159 Millionen Euro ) – das ist der höchste Wert in diesem Segment seit 2012 .
Neuausrichtung von Lieferketten Auf die hartnäckigen Engpässe in den globalen Lieferketten hat der VDMA-Großanlagenbau mit einer Neujustierung seiner Supply Chain reagiert : Zahlreiche Mitglieder wenden sich im Zuge des sogenannten Near shorings vermehrt inländischen bzw . Lieferanten im nahegelegenen europäischen Ausland zu , sie erschließen bislang wenig beachtete Beschaffungsmärkte , um sich Alternativen – vor allem zu China – zu sichern („ Second Source Strategy “) und legen Vorräte und Kapazitätspuffer an . Dadurch gelingt es , die Resilienz der Lieferketten zu stärken und flexibel auf Knappheiten und Preissignale in einzelnen Märkten zu reagieren . Gleichzeitig rückt die Frage der Nachhaltigkeit in den Einkaufsprozessen immer stärker in den Blickpunkt des Großanlagenbaus . Neben dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz wirken Vorgaben der Kunden sowie der eigenen Beschaffungsorganisationen , die sich auf die Einhaltung strenger Nachhaltigkeitsziele verpflichtet haben , als Katalysatoren dieser Entwicklung .
Neue Märkte Der dringend notwendige Umbau der Energieversorgung in Europa eröffnet dem Anlagenbau vielfältige Möglichkeiten , etwa beim Ausbau der Windkraft und der LNG-Infrastruktur sowie dem Neubau von Elektrolyseuren und Stromnetzen . Darüber hinaus könnte der Inflation Reduction Act ( IRA ) schon bald für einen Schub bei Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien in den USA sorgen . In China profitiert der Anlagenbau von strengen Umwelt- und Klimaschutzgesetzen , die vor allem in Aufträge für
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2022 sind die Bestellungen auf 2,5 Milliarden Euro und damit auf das durchschnittliche Niveau der Jahre 2015 bis 2020 gesunken . Grafik : VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau
den Umbau von vorhandenen Anlagen münden . „ Die Perspektiven im Großanlagenbau sind vielversprechend , schließlich kommt dem Industriezweig bei der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels eine Schlüsselrolle zu . Das eröffnet Wachstumsperspektiven , wobei Klimaneutralität das gemeinsame Ziel aller AGAB-Mitglieder ist “, lautet das ermutigende Fazit von Dr . Hannes Storch , stellvertretender Vorsitzender der AGAB und Geschäftsführer der Outotec GmbH & Co . KG .
Chemieanlagen
Der Auftragseingang im VDMA- Chemieanlagenbau – Anlagen zur Herstellung von organischen und anorganischen Chemikalien sowie von Luftzerlegungsanlagen und Anlagen zur Erzeugung von Industriegasen – hatte 2021 aufgrund von pandemiebedingten Nachholeffekten und einer Reihe von Groß- und Megaprojekten mit 7,3 Milliarden Euro ein Allzeithoch erreicht . 2022 sind die Bestellungen auf 2,5 Milliarden Euro und damit auf das durchschnittliche Niveau der Jahre 2015 bis 2020 gesunken . Die Bestellungen aus dem Ausland beliefen sich auf 2,3 Milliarden Euro ( 2021 : 7,1 Milliarden Euro ), im Inland
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* = organischer und anorganischer Chemieanlagen , Quelle : VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau Luftzerlegungsanlagen , Gaserzeugungsanlagen wurden Aufträge in Höhe von 235 Millionen Euro ( 2021 : 159 Millionen Euro ) verbucht .
Neue Märkte Die Rückgänge im Auftragseingang sind im Wesentlichen auf das Wegbrechen des in den vergangenen Jahren für den Chemieanlagenbau besonders wichtigen russischen Marktes zurückzuführen . Viele der dortigen Projekte mussten 2022 infolge des Krieges gegen die Ukraine und der westlichen Wirtschaftssanktionen gestoppt bzw . storniert werden . Neue Aufträge sind aufgrund der sich beschleunigenden wirtschaftlichen Entkopplung und der politischen Entfremdung zwischen Russland und der westlichen Welt nicht zu erwarten . Im Gegenzug ergeben sich durch die nun dringend erforderliche Neuausrichtung der Energieversorgung in Europa jedoch auch Marktchancen , durch die an anderer Stelle ausbleibende Aufträge teilweise kompensiert werden können . Eine verstärkte Projekttätigkeit war in den vergangenen Monaten etwa in Deutschland und Großbritannien festzustellen . Eine wichtige Rolle spielten hierbei der Bau von LNG-Terminals sowie die Planung und Errichtung von
26 edelstahl aktuell | Ausgabe 3 | Mai 2023