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Der CreditManager | Hintergrund

BARRIEREN ÜBERWINDEN

Finanzdienstleistungen helfen Menschen im Alltag zurechtzukommen , sich Konsumwünsche zu erfüllen , finanzielle Engpässe zu überwinden , Risiken abzusichern oder fürs Alter vorzusorgen . Den Grad der Teilhabe an Finanzdienstleistungen hat die SCHUFA Holding AG erstmals aus Sicht der Menschen untersucht und dazu den Finanz- Inklusions-Index ( FIX ) entwickelt .
Der FIX gibt an , in welchem Maße einzelne Bevölkerungsgruppen an Finanzdienstleistungen ( Banking , Payment , Kreditaufnahme ) teilhaben . Er setzt sich aus vier Dimensionen zusammen : subjektive Nutzungszufriedenheit , Finanzkompetenz , Vertrauen und Barrierefreiheit . Der erstmals ermittelte FIX erreicht aktuell einen gesamtgesellschaftlichen Durchschnittswert von 66,9 von insgesamt 100 möglichen Skalenpunkten . Er liegt somit im oberen Mittelfeld der Skala . Die Vertrauensdimension des FIX weist mit 72,5 Punkten einen guten Wert auf , gefolgt von der Finanzkompetenz ( 67,7 Punkte ). Deutlich niedrigere Werte bestehen bei der subjektiven Nutzungszufriedenheit ( 63,8 Punkte ) sowie der Barrierefreiheit ( 62,1 Punkte ).
Impulse für Verbesserungen „ Nicht alle Menschen in Deutschland können in gleicher Weise am Finanzleben teilnehmen . Es gibt Bevölkerungsgruppen , die Schwierigkeiten beim Zugang und der Nutzung von Finanzdienstleistungen haben . Wir möchten mit dem Finanz-Inklusions- Index ab sofort jährlich Erkenntnisse zum Thema Teilhabe an Finanzdienstleistungen liefern sowie Impulse für einen gesellschaftlichen Diskurs und für Verbesserungen setzen . Bei all dem , geht es auch um uns selbst und um das , was wir – die SCHUFA – besser machen können “, so erklärt Tanja Birkholz , Vorstandsvorsitzende der SCHUFA Holding AG , das Ziel der Studie .
Prof . Dr . Peter Kenning , Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre , insbesondere Marketing an
30 der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf , hat das Projekt wissenschaftlich begleitet : „ Diese Studie schließt eine wichtige Lücke , denn bisher gab es keine wissenschaftlich fundierte , bevölkerungsrepräsentative Untersuchung , die sich diesem anspruchsvollen Thema widmet . Die vorliegende Studie zeigt nun erstmalig , die in diesem Bedarfsfeld bestehenden Probleme . Der daraus resultierende Handlungsbedarf wird sichtbar und vor allem messbar .“
Bestimmte gesellschaftliche Gruppen sind im Hinblick auf die Finanzinklusion deutlich benachteiligt . Der Gesamt-Index der Menschen in einem Alter von mehr als 55 Jahren liegt bei mehr als 70 Skalenpunkten , in der Altersgruppe der 16- bis 24-jährigen liegt er bei nur 51,5 Punkten . In der Bevölkerungsgruppe , die mit dem Einkommen „ sehr schwer zurechtkommt ,” liegt der Gesamt-Index bei 59,4 Punkten und Befragte mit „ sehr niedriger Digitalkompetenz “ erreichen mit 41,3 Skalenpunkten den niedrigsten Wert dieser Untersuchung . Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowie dem jeweiligen Bildungsstand sind hingegen relativ gering .
Digitalität ist im Finanzsystem gelebte Realität . Menschen kommen mit den digital angebotenen Finanzprodukten im Grunde gut zurecht . 87 Prozent der Menschen , die über ein Konto verfügen , nutzen Onlinebanking als beliebtesten Kanal , um ihre alltäglichen Bankgeschäfte zu erledigen . Über 70 Prozent der Menschen , die ein Online-Konto ha- ben , können dieses freischalten und einrichten , ihre Bank-App intuitiv bedienen oder Sicherheits-Features bewerkstelligen , nur fünf Prozent haben explizit Probleme damit .
Herausforderung Veränderungen Sobald allerdings technische Verfahren umgestellt werden , die gewohnte Alltagsroutinen durchbrechen , stellt dies für viele eine Herausforderung dar ( z . B . neue TAN-Systeme , neue Karten etc .) 31 Prozent der Menschen haben Schwierigkeiten damit – insbesondere in der vulnerablen Gruppe mit sehr geringer Digitalkompetenz . Diese Gruppe erleidet offenkundig die massivsten Zugangsbarrieren zu Finanzdienstleistungen .
44 Prozent der Befragten geben an , sich gut mit Finanzangelegenheiten auszukennen . Im Umkehrschluss spricht sich über die Mehrheit kein gutes Finanzwissen zu . Finanzkompetenz ist Erfahrungslernen . Es fehlt aber an sicheren Räumen zum Ausprobieren und Einüben von Finanzkompetenz . Jede : r Vierte in Deutschland ( 28 Prozent ) hat den Eindruck , dass ihm ( ganz und gar ) nie jemand beigebracht hat mit Geld umzugehen – weder Eltern und Sozialumfeld noch die Bildungs-Institutionen . Knapp die Hälfte der Befragten ( 48 Prozent ) hat in der Schule aus eigener Sicht zu wenig über Geld und Finanzen erfahren .
Bargeld Bei Vor-Ort-Einkäufen ist Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel . 63 Prozent zahlen am liebsten bar , gefolgt von EC-Karte / Debitkarte