Der_CreditManager_11.2022_LR | Page 5

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„ Die Menschen brauchen ihre Reserven auf “
Die massiven Preissteigerungen infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der gestörten Lieferketten durch Corona belasten die Menschen in Deutschland enorm . Vielen Verbraucher : innen gehen die finanziellen Herausforderungen aufgrund gestiegener Preise – insbesondere im Energiesektor , aber auch bei Nahrungsmitteln – regelrecht an die Substanz . Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der SCHUFA Holding AG zur finanziellen Situation der Verbraucher : innen hervor .
Rund ein Drittel der Menschen ( 35 Prozent ) erwartet , dass ihr Einkommen nicht ausreicht , um weiterhin ihren Lebensstandard zu halten . In der vorherigen Umfrage im Mai war es rund ein Viertel ( 26 Prozent ). Die Hälfte der Verbraucher : innen ( 50 Prozent ) hat in den vergangenen sechs Monaten auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen – 12
Prozentpunkte mehr als noch im Frühjahr . In vielen Fällen sind jedoch keine Ersparnisse mehr da , geht aus der SCHUFA-Umfrage hervor . Nur noch ein Fünftel der deutschen Privathaushalte ( 20 Prozent ) hat genügend Rücklagen , um die steigenden Lebenshaltungskosten abzufedern . Ein Drittel der Verbraucher : innen ( 36 Prozent ) hat noch Rücklagen , fürchtet aber , dass diese nicht ausreichen werden . Diese Frage wurde erstmals erhoben .
„ Die Menschen in Deutschland brauchen ihre Reserven auf “, sagt Dr . Ole Schröder , Vorstandsmitglied der SCHUFA Holding AG . „ Vor allem Menschen in unteren Einkommensgruppen kommen in Schwierigkeiten . Dort waren schon vor der Krise kaum Rücklagen vorhanden .“
Unter den Haushalten mit einem Einkommen von unter 2.000 Euro geben
40 Prozent an , dass sie bereits vor der Krise über keinerlei Reserven verfügt hätten . Noch schwieriger ist die Situation von Haushalten dieser Einkommensgruppe , die Transferleistungen ( ALG II , Sozialhilfe , Ausbildungshilfen , Wohngeld ) beziehen : Hier hatten 65 Prozent auch vor der Krise keine Rücklagen ( ohne Transferleistungen : 30 Prozent ).
Schwindende Rücklagen und steigende Preise wirken sich auch auf den Konsum aus . Drei Viertel der Befragten ( 78 Prozent ) gaben an , dass sie beim Einkaufen weniger Geld ausgeben , im Mai äußerten dies nur 63 Prozent . Ebenfalls 78 Prozent kaufen im Supermarkt nur das Notwendigste – gegenüber 71 Prozent im Frühjahr . 70 Prozent der Befragten haben größere Anschaffungen zurückgestellt , eine Steigerung von 13 Prozentpunkten gegenüber Mai .
Allianz Trade : Insolvenzen steigen auf Vorkrisenniveau
Die wirtschaftlichen Herausforderungen für Unternehmen sind aktuell vielfältiger denn je . Sie müssen viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten mit der Energiekrise , der drohenden Rezession , hohen Preissteigerungen und steigenden Zinsen . Gestörte Lieferketten setzen die Cashflows von Unternehmen zusätzlich unter Druck . In der Folge steigen auch die Insolvenzen wieder deutlich . Zu diesem Schluss kommt der Kreditversicherer Allianz Trade in seiner jüngsten Insolvenzstudie . Die Experten gehen von einem Anstieg der weltweiten Pleiten um 10 % im laufenden Jahr und 19 % im kommenden Jahr aus . In Deutschland dürfte der Anstieg mit 5 % im Jahr 2022 und weiteren 17 % im Jahr 2023 auf dann 17.150 Fälle im Vergleich etwas moderater ausfallen – und von niedrigem Niveau kommend .
Dennoch belasten die Entwicklung sowie die damit verbundenen
Unsicherheiten auch die hiesigen Unternehmen . Dabei wirken die aktuellen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen bereits als Puffer : Sie bremsen den Anstieg der Insolvenzen 2022 und 2023 in Europa und Deutschland erheblich ; Europa verzeichnet dadurch rund 10 Prozentpunkte ( pp ) weniger Pleiten , in Deutschland sind es sogar -12pp . Das sind umgerechnet 2.600 deutsche Unternehmen , die dadurch vor der Pleite gerettet werden . Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet , reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen . Das Insolvenzgeschehen bleibt also nach wie vor volatil und stark von der weiteren Entwicklung staatlicher Unterstützung abhängig .
Normalisierung des Insolvenzgeschehens „ Angesichts der zahlreichen aktuellen Herausforderungen ist es keine Überraschung , dass Insolvenzen wieder deutlich anziehen . Es handelt sich hierbei allerdings zunächst um eine sukzessive Normalisierung des Insolvenzgeschehens “, sagt Milo Bogaerts , CEO von Allianz Trade in Deutschland , Österreich und der Schweiz . „ 2023 dürften die weltweiten Insolvenzen in etwa das Niveau von vor der Pandemie erreichen . Deutschland zeigt sich im internationalen Vergleich vergleichsweise robust , auch wenn die aktuellen Herausforderungen nicht spurlos an der hiesigen Wirtschaft vorbei gehen : Auch in Deutschland zeichnet sich erstmals wieder ein merklicher Anstieg ab , wenngleich weniger stark als in vielen Nachbarländern . Insgesamt sind die Aussichten für ganz Europa aber alles andere als rosig .“
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