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Der CreditManager | Aktuell

QUO VADIS UNTERNEHMENS- INSOLVENZEN ?

Liebe Leser , seit dem Beginn der Corona-Krise geistert die Warnung vor einer Insolvenzwelle durch die Medien und durch zahlreiche Gespräche von Wirtschaftsinteressierten und Unternehmern . Bislang ist sie aber ausgeblieben , obwohl die Krisenursachen immer mehr zunehmen . Experten sprechen , spätestens seit dem 24 . Februar 2022 , dem Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine , von einer Perma- oder Polykrise , die Wirtschaft , Unternehmen und Gesellschaft heimsucht . Nun ergänzen noch Inflation , unterbrochene Lieferketten und Rezessionsängste das Krisen-Potpourri . Doch das Massensterben der Unternehmen bleibt immer noch aus . Dafür sorgt der Staat mit seinen Hilfspaketen , die zum sogenannten Insolvenzparadoxon führen : Die Krise wächst , die Insolvenzen werden weniger und stagnierten zuletzt . Für unsere Volkswirtschaft ist das nicht gesund , denn Insolvenzen sind zentraler Bestandteil des Wirtschaftslebens , der es ermöglicht , dass Ansprüche an notleidende Unternehmen , im besten Fall sowohl für Gläubiger wie auch Schuldner , gerecht verteilt werden können . Mehr noch : Nicht funktionierende und überlebensfähige Geschäftsmodelle werden aus dem Markt genommen . Sie setzen dabei aber dringend benötigtes Kapital und Arbeitskräfte frei . So reinigt sich der Markt von selbst und bleibt wettbewerbsfähig . Doch dieser Mechanismus wurde in den vergangenen drei Jahren außer Kraft gesetzt .
Viele Akteure schauen nun auf die weitere Entwicklung . Geht die Subventionspolitik weiter ? Kommt es
Die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien zeigt keine Krisensymptome .
doch noch zu einer Insolvenzwelle wie in der Schweiz ? Und wenn ja , wann ?
Konjunktur – Rückblick und Ausblick „ in a nutshell “
Krieg und Krisen haben dem vergangenen Jahr 2022 seinen Stempel aufgedrückt . Die Energiepreise , die Inflation , die Lieferkettenschwierigkeiten und der Fachkräftemangel brachten Verbraucher und die Unternehmen an ihre Grenzen . Doch dadurch kamen und kommen auch Prozesse in Gang , die eine dringend notwendige Transformation der Wirtschaft beschleunigen .
Nach aktuellem Stand lässt sich die Situation der deutschen Unternehmen so zusammenfassen : Die Lage ist besser als die Stimmung . Denn manch eine Prognose im letzten Quartal des vergangenen Jahres ließ ein wahres Horrorszenario befürchten : der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts um mehrere Prozentpunkte wurde vorausgesagt , die deutschen Unternehmen befürchteten eine Rationierung bei leergelaufenen Gasspeichern und nach ersten prominenten Pleiten stieg die Angst vor einer Insolvenzwelle . So ist es nicht gekommen . Die Unsicherheit aber bleibt . Dementsprechend werden das Stimmungsbild und die Geschäftserwartungen bei Unternehmenslenker wieder besser , aber sind immer noch eingetrübt .
Der nur verhaltene Anstieg erfolgt sicherlich auch nicht ganz zu Unrecht . Es wäre töricht anzunehmen , dass junge Jahr würde krisenfrei bleiben . Vieles spricht dafür , dass wir auf absehbare Zeit keinen Zustand wie vor dem Ausbruch der Corona Pandemie erreichen werden . Viele Indikatoren zeigen uns ein durchwachsendes Bild :
• Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt zum ersten Mal seit 2009 wieder an . Zwar sind es nur 4 % mehr als 2022 , wo die Zahl der Pleitefälle auf einem historischen Tief rangierte , die
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