PRAXIS
Wunden , die Corona in den Unternehmensbilanzen hinterlässt . Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat ausgerechnet , dass die Pandemie Deutschland rund 340 Milliarden Euro an Wertschöpfung gekostet hat . Vor allem Konsumausgaben sind ausgeblieben – und werden auch nicht nachgeholt .
Denn die Pandemie ist noch nicht vorüber und die nächste Krise längst schon da . Die Energie- und Rohstoffpreise steigen , Lieferketten sind immer wieder unterbrochen , Vorprodukte fehlen und mit etwas Verzug werden auch die Arbeitskosten weiter steigen . Die Gefahr einer Stagflation , also einer anhaltenden Inflation bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Stagnation , ist real .
Und genau deshalb müssen wieder mehr Unternehmen Insolvenz anmelden . Was für betroffene Firmen und deren Mitarbeiter hart klingt , ist gesamtwirtschaftlich überfällig . Die Insolvenz hat einen schlechten Ruf , aber eine wichtige Funktion . Sie nimmt Unternehmen , deren Geschäftsmodell sich nicht mehr trägt , geregelt aus dem Markt und ermöglicht , dass bestehende Ansprüche an sie koordiniert abgewickelt werden . Unternehmen , die noch saniert werden können , erleichtert das Insolvenzrecht wiederum den Neustart . Nur so wird die Wirtschaft resilienter und Arbeitskraft und Kapital verbleiben nicht in maroden Geschäftsmodellen .
In einigen europäischen Ländern , in denen die Corona-Hilfen ausgelaufen sind , können wir diesen Effekt schon beobachten . In Österreich etwa wird sich das Insolvenzgeschehen in diesem Jahr schon wieder auf dem Niveau von 2019 einpendeln . In Deutschland lichtet sich der Schleier langsamer . Bis Ende Juni 2022 können Unternehmen noch Neustart- und Überbrückungshilfe erhalten . Auch bei steigenden Energiepreisen werden sie vom Staat entlastet . Doch auch hier deuten aktuelle Zahlen eine langsame Trendwende an . Die Kurve liegt zwar unter den Werten der Vorjahre , doch sie zeigt seit drei Monaten wieder nach oben – und das ist ausnahmsweise gut so .
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