DAS PFEFFER Vol. Juni 2013 | Page 12

12 DAS PFEFFER

Die „ Glashütte Papenburg, F. C. Bauwens“

Der Eingang zum Vorgarten der Villa( rechts) mit seinen hohen Hecken im Hintergrund lässt einen parkähnlichen Garten vermuten
te auf dem evangelischen Friedhof in Papenburg finden.
Direkt nach dem zweiten Weltkrieg und Tod von Clara Schönfeld bewohnte der Stadtoberförster Ahlers die mittlere, große Wohnung. Zu dem Zeitpunkt stand vor der Villa ein riesiges Hirschgeweih erinnern sich Hermann Nehe und Bernhard Evers, die als Kinder in direkter Nachbarschaft wohnten. „ Ich habe das Haus mit einer Mischung aus Neugier und Faszination betrachtet. Als Kind hat mich dieses Geweih irritiert. Das Haus hatte damals etwas Mystisches für mich“, blickt Hermann Nehe zurück.
Bis zum Kauf 1985 durch Dr. Karl Minas, bot das ursprüngliche Apothekerhaus vielen Lehrerfamilien einen Elitewohnplatz. Direkt in der Stadt, mit kurzen Wegen zu den Schulen und großen Wohnungen war es auch für Familien geeignet. Mieterwechsel waren eher selten, und so erinnern sich Zeitzeugen sehr genau an Familie Hagenmann und Familie Zuil, die über Jahrzehnte dort lebten.
Der große, schöne Vorgarten, der parkähnlich angelegt war, lud zum Spielen und Entspannen ein. Unschwer lässt sich erkennen, dass der Blick auf das Haus nicht unbedingt gewollt war. Man kann nur vermuten, dass Clara Schönfeld mit dem Kauf des Grundstückes und dem Bau des Hauses andere Pläne hatte. Sie konnte nicht ahnen, dass ihre Tochter, die Frau des Apothekers Rehbocks, sehr früh sterben würde. Für ihre Töchter Edelgard und Clara war damals – auch wenn sie gewollt hätten- eine Ausbildung zur Apothekerin kaum möglich und Sohn Ernst wollte andere, berufliche Wege eingehen.
Der Geschichte wegen kann man es nur begrüßen, dass der Name Villa Schönfeld wieder am Eingang des Hauses platziert wurde. Denn der Name ist unwiderruflich mit der ältesten Apotheke der Stadt verbunden.
Verwunderlich ist, dass Clara Schönfeld als Witwe den Mut hatte, 1907 dieses elegante und repräsentative Haus für sich und ihre Kinder zu planen und 1909 fertig stellte.
Wir wünschen dem neuen Besitzer Diplom Ingenieur Johannes Hermann und Mechthild Funke und dem Betreiberehepaar Anke und Bernhard Hövelmann viel Glück und den Mut der einstigen Eigentümerin für das Unterfangen, dieses Haus in seinen Ursprungszustand zu versetzen. Älteren und pflegebedürftigen Menschen ein derart schönes Umfeld zu bieten und sie medizinisch gut zu versorgen, wäre sicher im Sinne derer, die es einst planten.
Wir bedanken uns herzlich bei Bernhard Evers und Hermann-Josef Averdung( Heimatverein). Bei Hermann Nehe für Bilder und Infos zur Glashütte in Papenburg und natürlich bei Hanno und Werner Rehbock. A. T. L
Arbeiter der ersten Obenender Glashütte vor der Werkstatt( ca. 1910) Die „ Glashütte Papenburg, F. C. Bauwens“ wurde 1878 am oberen Ende des Bethlehemkanals in Papenburg gegründet. Maßgebend für die Ansiedlung des Unternehmens im Obermoor waren umfangreiche, zur Glasfabrikation verwendbare Sandablagerungen in der Nähe des Fabrikgeländes und unmittelbar benachbarte große Hochmoorflächen, die ein günstiges Feuerungsmaterial darstellten. Die auch „ Alwinenhütte“ genannte Glashütte beschäftigte etwa 150 Personen, davon rund 60 Glasbläser, die in Tag- und Nachtschichten arbeiteten und täglich bis zu 50.000 Gläser und Flaschen herstellten. Es wurden alle Arten von weißen und farbigen Gläsern, Getränkeflaschen und Tintengläser, wie auch Medizin- und Parfümeriegläser mit geschliffenen Glasstöpselverschlüssen produziert. Das Einkommen der Glasbläser war für damalige Verhältnisse außerordentlich hoch, und die Glashütte hat wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Obenendes beigetragen.