Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus König Akbar und seine Tochter von Noor Inayat Khan | Page 33
Der Abend brach herein und, von seiner erhabenen Heimstatt aus,
sandte der silberne Mond seine sanften Strahlen auf Noors Kopf. Sie saß
da, und erzählte dem Tyrannen ihre Geschichte, und der Herrscher lag
in den Kissen und hörte mit großem Interesse zu. Ihre Stimme war so
weich und melodiös, dass sie den König in den Schlaf wiegte.
Am nächsten Tag sagte er wieder: „Heute wirst du die Königin sein!“
Sie aber antwortete: „Oh, König, Schlaf überkam Euch und Ihr habt
das Ende der Geschichte nicht vernommen.“
So lauschte der König am nächsten Abend weiter der Erzählung, und
wieder wurde er inmitten der Geschichte von Noors Stimme in den
Schlaf gewiegt. Und so ging es eintausend und eine Nacht lang, und
die Geschichten, die Noor erzählte, wurden Tausend und eine Nacht
genannt, und die Leben von tausend und einer Tochter wurden gerettet.
Am Ende der tausend und einen Nacht aber konnte Noor entkommen, wurde also nicht Königin des abscheulichen Herrschers. Stattdessen kehrte sie in den Palast von Akbar dem Großen zurück, fiel ihm in
die Arme, und sprach: „Oh Vater! Wer hat mich gerettet, als ich fern
von Ihnen und auf mich allein gestellt war, wer hat mich vor Unheil
bewahrt, wer hat mich ernährt und über meine Schritte gewacht?“
Und Akbar umarmte seine Tochter voller Freude und Glückseligkeit,
deutete gen Himmel und sprach: „Gott!“
Englisches Original von Noor Inayat Khan
85