Mit Pflanzen reden
Murshid macht uns darauf aufmerksam, dass Pflanzen wahrnehmen und fühlen, was von uns Menschen kommt:“ Wenn wir nur die Pflanzen genau beobachten würden, würden wir sehen, wie sehr sie unsere Anwesenheit und unsere Liebe fühlen. Sie gedeihen durch unsere Liebe; je mehr Liebe wir geben, umso mehr Duft, umso mehr Süße. Der Mensch arbeitet auf den Höfen und Gärten in der Auffassung, dass Pflanzen materielle Dinge sind, darauf ausgerichtet, zu sehen wie Pflanzen durch materielle Mittel verbessert werden können. Wenn er es nur glauben könnte, so gäbe es eine noch höhere Art, ihnen beim Wachstum zu helfen, eine spirituelle Art: die Anwendung von Liebe und Sympathie.“
Die meisten Menschen in der westlichen Kultur haben das Bewusstsein verloren, dass Pflanzen unsere Zuwendung fühlen können. Der Gedanke, dass wir mit den anderen Naturreichen in Verbindung treten können, ist jedoch noch nicht vollkommen verloren gegangen. Menschen reden mit ihren Haustieren. Unsere frühere Nachbarin auf dem Reiterhof hatte die Fähigkeit, im Gespräch mit ihren Pferden unglaubliches zu erreichen. Nach einer Weile des Sprechens legte sich das Pferd auf Wunsch der Frau zum Beispiel hin und streckte seine Beine hoch.
Aber zu glauben, dass wir mit Pflanzen und Steinen reden können, ist uns modernen Menschen kaum möglich. Dieser Begriff des Glaubens ist ein verschlissener Begriff. Vielleicht, weil im Christentum die Anforderungen des Glaubens überstrapaziert wurden? Vielleicht, weil Kommunikation mit Pflanzen eher mit Aberglauben in Verbindung gebracht wird? In „ Das Heilige Buch der Natur“ stellte ich dar, wie Meister und Propheten aus unterschiedlichen Kulturkreisen sich in die Wüste oder wilde Natur zurückziehen, bevor sie ihre Berufung unter den Menschen antreten. Murshid erwähnt in der Beziehung ausdrücklich den heiligen Franziskus:“ Heilige wie St. Franziskus haben mit Felsen, Vögeln und Tieren gesprochen, nicht so wie wir sprechen, sondern mittels einer Einsicht in die Dinge; und jedes Objekt äusserte sich, sprach über seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“.
Ein Sufi-Heiliger aus Indien war Prinz Puran. Von ihm wird berichtet, dass er für lange Zeit in der Wildnis zurückgezogen lebte. Dann kam er zurück in die Menschenwelt und verwandelte verkommene Gärten und Parks in Paradiese voller Wachstum und Blüte. Wie? Durch seine Anwesenheit, durch seinen Blick, durch seine Berührung.
In unserer Zeit ist das Beispiel von Findhorn beeindruckend. Drei Menschen zogen sich in eine verlassene, rauhe Gegend von Schottland zurück. Dorothee Mclean, die Teil ihres geistigen Trainings im Sufi Orden empfangen hatte, zeigte dann, wie man mit der Seele der Pflanzen, der Welt der Devas, Kontakt aufnehmen kann. Die Pflanzen reagierten auf diese Beziehung mit einem unglaublichen Wachstum.
Was im Wesen eines Menschen bringt eine Pflanze dazu, gesund zu werden und zu gedeihen?
Wenn Murshid von „ Glauben“ spricht, sollten wir nicht vergessen, dass dies immer eine Übersetzung des englischen Wortes „ Faith“ ist. Eine andere mögliche Übersetzung wäre „ Vertrauen“. Wir trauen uns selbst und unserem Gegenüber etwas zu.
Wenn wir „ etwas in einer Pflanze sehen“, bedeutet das, dass wir das Potential von Schönheit erkennen. Dieser Blick, oder Fähigkeit, zu sehen was sein
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