Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Gathas - Weisheit der Sufis | Page 34

Teil I – Gatha I – Vom Brauch des Verbergens der Frau (2) mürrisches Wesen entstehen. Besonders während dieser Zeit ist die Frau für alle Eindrücke – schöne wie hässliche – sensibler und empfänglicher. Alles Eindrucksvolle berührt ihre Seele tief. Eine Farbe, Blitz, Donner, Sturm – alles macht einen Eindruck auf sie. Die Lebensumstände, Elend oder Freude wirken sich bei ihr mehr aus als bei anderen. Auf diesen Überlegungen beruhte im Osten die Sitte des Verbergens der Frau und besteht in manchen Gemeinschaften immer noch. Doch gibt es zweifellos noch eine andere Seite zu beachten, nämlich die, dass Zuhause und Staat nicht zwei voneinander unabhängige Dinge sind. Das Zuhause ist das verkleinerte Abbild des Staates, und wenn die Frau im Haus ein so wichtige Rolle spielt, warum sollte ihr im Leben außerhalb des Hauses nicht eine ebenso wichtige Rolle zufallen? Ohne Zweifel schieben diese alten Gewohnheiten, selbst wenn sie eine psychologische Bedeutung haben, dem Fortschritt der Allgemeinheit oft einen eisernen Riegel vor. Die verschiedenen Religionen des Ostens, die Hindus, Parsen und Muslime – haben für Frauen, auch für Dienerinnen monatliche Ruhetage vorgesehen. Das Leben in der Welt ist ein ständiger Kampf und hart für jemanden mit zartem Empfinden und zurückhaltendem Wesen. In diesem Kampf ist die Stellung der Frau ungünstiger als die des Mannes. Er raubt ihr viel von ihrer weiblichen Feinheit und Zartheit des Gefühls. Der Mann ist abhängiger von der Frau als die Frau vom Mann. Vom ersten Augenblick an sucht jedes Kind, sei es Junge oder Mädchen, das in dieser Welt die Augen öffnet, den Schutz der Frau. Die Frau ist als Mutter, Schwester, Tochter, Freundin, Gattin, in jedweder Form die Quelle seines Glücks, Wohlbefindens und Friedens. Auf welche Weise der Mann es auch zum Ausdruck bringen mag, sei es in dem rohen Brauch des Verbergens wie im Osten oder auf mancherlei andere Weise, immer ist es die erste Pflicht eines rücksichtsvollen Mannes, die Frau vor den harten Schlägen zu schützen, die auf jede in dieser selbstsüchtigen Welt lebende Seele fallen. 34