Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Gathas - Weisheit der Sufis | Page 33

Teil I – Gatha I – Vom Brauch des Verbergens der Frau( 2)
wird berichtet, er habe gesagt: „ Wenn unter den Bauern seines Landes gewisse rohe Tänze stattfinden, müssten die Frauen ordentlich bekleidet sein.” In der anderen heißt es, er habe den Frauen seines Haushalts, als sie heimkehrten, nachdem sie ihn und seine Soldaten während eines Kampfes gepflegt hatten, und sich nachher scheuten, auf das Schlachtfeld zu blicken und sich den Feinden zu zeigen, keinen anderen Rat geben können als den, ihre Gesichter zu verschleiern, falls sie sich, auch nach dem wieder hergestellten Frieden, nicht sehen lassen wollten.
In Indien kennt man den Brauch, dass alte Frauen ihr Gesicht verhüllen, die Witwe es bedeckt und die Braut es verschleiert. Dies hat eine gewisse psychologische Bedeutung. Jede Seele hat das Bedürfnis, ihren Kummer zu verbergen. Wenn die Witwe ihr Gesicht verhüllt, verbirgt sie ihr Leid vor anderen. Der Schleier, den man vor dem Gesicht der alten Frau sieht, liegt darauf wie ein Schild, der ihre Gemütsbewegungen beschützen soll, denn im Alter werden diese sichtbarer, weil man weniger Selbstbeherrschung hat, um sie vor anderen zu verbergen. Das Herz, wenn es weich geworden ist, wird von der leisesten Berührung bewegt, wie zart sie auch sein mag. Über dem Antlitz der Braut soll der Schleier ihre Anmut und ihren Magnetismus behüten; gleichzeitig ist der schönste Schmuck im menschlichen Wesen die Bescheidenheit, in welcher Form sie auch zutage tritt.
I. 10. Vom Brauch des Verbergens der Frau( 2)
Sowohl vom physischen wie vom okkulten Standpunkt aus ist die Frau beeindruckbarer als der Mann. Die Aufgabe der Frau als Mutter ist von größerer Bedeutung als die des Mannes, welche Position er auch inne habe. Mit ihrem Denken und Fühlen formt die Frau den Charakter des Kindes, und da sie für äußere Eindrücke empfänglich ist, haben diese immer einen Einfluss auf ihr Kind.
Während der Zeit der Schwangerschaft muss man sehr behutsam mit ihr umgehen, da jedes an sie gerichtete Wort die Tiefe ihres Wesens berührt und in der Seele des Kindes widerhallt. Wenn während dieser Zeit ein Wort sie verbittert oder plötzlich verärgert, kann im Kind ein bitteres oder
33