Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Gathas - Weisheit der Sufis | Page 32
Teil I – Gatha I – Vom Brauch des Verbergens der Frau (1)
verbraucht viel von dieser Strahlung im Leben.
Durch das Bewahren dieser Ausstrahlung entwickelt der Mystiker in
sich jene Einfluss- und Anziehungskraft, die vom Durchschnittsmenschen
verschwendet wird. Zum Beispiel hilft das Schließen der Augen, wie es bei
den Mystikern üblich ist, nicht nur bei der Konzentration und der Ruhe
des Bewusstseins (mind), sondern es hält auch die Ausstrahlung zurück,
solange die Augen geschlossen sind.
Diese Bräuche halfen Königen und Befehlshabern, Macht und Einfluss
zu entwickeln, und wurden von den Damen der Gesellschaft als Mittel zur
Pflege von Schönheit und Anmut geschätzt. Daraus lernen wir, dass ein der
Außenwelt nur wenig ausgesetztes Leben, sei es durch Abgeschiedenheit,
Schweigen oder einem vollkommenen Zustand der Ruhe mit geschlossenen
Augen, gefalteten Händen und gekreuzten Beinen einen großen Einfluss
hat.
I. 9. Vom Brauch des Verbergens der Frau (1)
Der Brauch der Mystiker, sich von der Außenwelt abzuschließen, findet
sich nur noch in mystischen Orden, das Verbergen der Frau dagegen ist im
Osten noch vorherrschend. Hat ein Brauch in einer Gesellschaftsschicht
einmal Wurzel gefasst, so kann er sicher nach Belieben gebraucht oder
missbraucht werden. Zweifellos ist Eifersucht, die der menschlichen Natur
innewohnt, ein Beweis der Liebe, aber sie kann zur Ursache einer großen
Anzahl von Verbrechen werden. Von jeher hat der Mann die Schätze, an
denen ihm am meisten lag, mit allen erdenklichen Umhüllungen geschützt,
und da es die Frau ist, die er am meisten liebt, hat er sich aus Unwissenheit
bemüht, sie auf die gleiche Weise zu hüten, wie alle anderen Dinge von
Wert und Bedeutung. Zudem wurde in seiner Hand dieser Brauch der
Absonderung zu einem Mittel, das ihm ermöglichte, seinen Haushalt nach
Gutdünken zu kontrollieren.
Indessen ist es nicht wahr, dass dieser Brauch auf die Lehre des Propheten
Mohammed zurückzuführen ist. In den Aufzeichnungen gibt es nur zwei
Stellen, wo Äußerungen von ihm darüber zu finden sind. In der einen
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