Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Gathas - Weisheit der Sufis | Page 27
Teil I – Gatha I – Hanuman
Wenn eine Skizze vom Geist des Menschen entworfen werden soll, kann
man ihn als Sonne mit fünf Strahlen zeichnen: einer gerade nach oben, je
zwei an den Seiten nach oben und zwei nach unten gerichtet. Das Ganze
bildet den fünfzackigen Stern. Der Kopf des Menschen, die beiden Arme
und die beiden Beine bilden den äußeren Ausdruck dieser Strahlen. Wenn
der Hindu die gesegneten Füße eines Heiligen berührt, wird er von dem
Gedanken geleitet, dass er zunächst in den Bereich dieser beiden Strahlen
gelangen möchte, da die drei anderen dann ganz von selbst auf ihn fallen,
sobald der Heilige ihm die Hände auf den Kopf legt und sein Haupt neigt,
um ihn zu segnen, wobei er auf den Scheitel des von ihm Gesegneten
blickt.
I. 5. Hanuman
Im Orient gibt es den Brauch, dem als Affen dargestellten Gott Hanuman
Öl darzubringen. Das Götterbild wird während der Anbetung mit Öl
übergossen. Diese Sitte kann man auch bei indischen Hochzeiten sehen,
wo junge Mädchen Kopf, Schultern, Arme und Hände, Knie und Füße
von Braut und Bräutigam mit Öl einreiben. Den Brauch der Ölung findet
man auch in einigen Kirchen, z.B. in der katholischen Kirche. In Russland
war es Sitte, am Tage der Krönung die Stirn des Zaren mit Öl zu salben.
Das Salben mit Öl hat die Bedeutung des Weichmachens. Leder, Eisen
oder Stahl werden durch Öl geschmeidiger, bzw. reibungsloser. Das Ölen,
wie es in Indien geschieht, ist ein psychologischer Hinweis für Braut und
Bräutigam, dass Hände und Füße eines jeden bereit sein sollen, dem
anderen zu dienen, dass sie sich nicht starr zueinander verhalten sollen,
dass irgendwelche Härten in ihren Wesen gemildert werden sollten, weil
Harmonie den Segen eines Heims ausmacht. Es lehrt auch, dass es der
Versöhnlichkeit bedarf, um Freunde zu werden und in Freundschaft zu
leben; der Partner ist nicht so fügsam und nachgiebig, wie man es sich in
der eigenen Vorstellung ausgemalt hat.
Das Idol des Hanuman weist auf die primitive Natur im Menschen hin,
und das Ausgießen des Öls während der Verehrung Hanumans enthält
27