Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Erleuchtung des Schattens - Leseprobe | Page 45

– I. Prolog : Dem Lehrer begegnen – wo wir bei einem mexikanischen Restaurant anhielten und gemütlich aßen. Danach fuhren wir zu Murshids Haus. Mansur und ich, sowie Fatima und Jamila, die zusammen aus Bolinas ankamen, trafen gleichzeitig zur Zeit des Abendessens ein. Selbst da hatte ich noch keine Ahnung von dem Ernst unseres ersten Fehlers, Murshids Zeitplan durcheinander zu bringen und ihm von seiner unschätzbaren Zeit etwas zu stehlen. Und wieder erlebte ich, wie sich die ganze Atmosphäre plötzlich änderte, nur glich die Veränderung diesmal dem bedrohlichen Moment der Stille, der einem Tornado vorangeht. Dann griff Murshid mich vor allen heraus und schimpfte mich mit solch einer Kraft und solch einem Feuer aus, dass ich sechs Monate brauchte, um den Eindruck der Rüge loszuwerden – obwohl Murshid das Thema im Bruchteil einer Sekunde fallen ließ. Zum erstenmal in meinem Leben war ich von dem direkten Zorn eines Meisters betroffen, eines Meisters, der bis zu jenem Moment nichts als Zartheit und liebende Güte gezeigt hatte. Nach dem Ausschimpfen war alles, was Murshid sagte: „So mag ich das nicht.“ Und er sagte es voller Gefühl und Anteilnahme. Dann ging er in die Küche zurück und machte weiter mit der Zubereitung des Abendessens für die Anwesenden. *** Murshid pflegte seine Zeit aufzuteilen zwischen dem Aufenthalt im Mentorgarten in San Francisco und dem Garden of Inayat, der Novato Sufi-Khankah in Marin Country. Der Löwenanteil der Schreibarbeit wurde in San Francisco erledigt, während die Hauptaufmerksamkeit in seinem Haus in Novato dem Anlegen und Instandhalten der Blumen- und Gemüsegärten galt. Während eines besonders regnerischen Winters, bevor der neue Gehweg aufgeschüttet war, gab es in einer Ecke des Garden of Inayat einen abgesenkten Teil des Fußwegs, der sich bei Regen immer mit Wasser füllte. In solchen Zeiten war es unmöglich, um das Haus zu gehen, ohne nasse Füße zu bekommen. Doch da wir jungen Adepten dazu neigten, über solche irdischen Probleme „hinwegzusehen“, schenkten wir der tiefen Pfütze kein