Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Der Zauber Indiens - Aus dem Leben eines Sufi | Page 14

manchmal das Geschenk sehr groß war, verteilte es der Murshid unter den Einwohnern der Dörfer in der näheren Umgebung. Dies tat er, um seine Unabhängigkeit zu bewahren und zu zeigen, dass er nur seiner göttlichen Kunst, der Musik, diente und im Dienst Gottes lebte. Denn es ist die Unabhängigkeit, die den Künstler ausmacht und seine Kunst bewahrt. Seine Lieder waren sehr besonders und klassisch und wurden von den musikalischen Menschen, die dazu imstande waren, sehr geschätzt. Sowohl Hindus wie Muslime waren seine Schüler, und sie waren ihm alle sehr ergeben. Er lebte sein Leben als Asket, ein Mensch nicht von dieser Welt, er lebte in seiner göttlichen Musik. So lernte mein Vater von diesem Murshid und lehrte seinerseits uns, seine Söhne. Denn wir drei, seine Söhne, wurden ebenfalls Musiker. Mein Vater gehörte zu einer sogenannten MashaikhFamilie, eine Bezeichnung, die wieder ganz unterschiedliche Bedeutungen haben kann, aber im Allgemeinen den mystischen und ritterlichen Widerstand gegen die religiöse Gesetzorthodoxie mit einschließt. Er war 1843 geboren und seine Familie lebte lange auf dem Land im nördlichen Punjab, in dem die Hauptorte Sialkot und Sambrial waren. Der Name meines Großvaters war Mahashaikh Bahadur Khan. Er lebte sein Leben in der alten Kombination von Sufi-Mystik und Ritterlichkeit: meditativ, musikalisch und kämpferisch und war seinen Idealen treu. Mein Vater war schon von früher Kindheit an Waise. Als sein Vater starb, kam er unter die Obhut seines ältesten Bruders Dschafar Khan, der 14 oder 15 Jahre älter war. Mein Vater erzählte eine Geschichte aus jener Zeit, als er unter der Obhut von Dschafar Khan war, die vielleicht etwas von der indischen Betrachtungsweise, dem Familienleben und der Zuneigung zueinander aufzeigen kann. Eines Tages, so ging die Geschichte, als Dschafar Khan nicht zu Hause war, kam der Junge zu spät zum Abendessen und deshalb war seine Schwägerin, meine Tante, ärgerlich über ihn. Mein Vater war 14