Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Der Zauber Indiens - Aus dem Leben eines Sufi | Page 13

Das Leben meines Vaters, Rahmat Khan Mein Vater, Rahmat Khan, wuchs in einer reichen musikalischen Tradition heran und war wie sein Großvater Mashaikh Nyamat Khan und sein älterer Bruder, Mashaikh Jafar Khan, Musiker und wurde in eine teils asketische, teils höfische Karriere gedrängt. Er lernte seine Kunst zu Füssen eines großen Meistersängers, der vor allem für sein Wissen in jenem Zweig der alten heiligen Musik, die wir Dhrupad nennen, bekannt war. Dhrupad ist Musik aus der Schule, die in Indien existierte, bevor das Moghul-Reich entstand. Wie alle indische Musik wurde auch diese nie niedergeschrieben, obwohl sie über Generationen vom Meister zum Schüler weitergegeben und gelehrt worden war. In Indien lernen wir Musik in der Gegenwart des Meisters, wir hören ihm zu und ahmen ihn nach. Wir sagen, dies wird „von Seele zu Seele“ gelehrt. Der Meister meines Vaters hieß Sayn Ilyas, und er war nicht nur ein Musiklehrer für meinen Vater, sondern auch sein geistiger Lehrer oder Murshid, weil Sayn Ilyas ein Mystiker und Heiliger war. Er hatte verschiedene Schüler und war ein Fakir, ein „König ohne Krone“, der sich immer auf die Vorsehung Gottes verließ. Er lebte von den Gaben, die ihm geschenkt wurden. Wenn er mehrere Tage gefastet hatte, ging einer seiner Schüler in die Stadt und trug dabei seinen Stab. Wenn sie den Stab des Sayn Ilyas sahen, schenkten die Händler sofort alles Notwendige. In dem früher fürstlichen Staat Kapurthala wird bis heute des heiligen Sayn Ilyas als eines großen Sufis und Dhrupad-Sängers gedacht.?* Manchmal besuchten die Könige dieses Landes, wie zum Beispiel der Maharaja von Kaschmir, diesen Murshid, brachten ihm Geschenke, Geld und Gold. All dies pflegte der Murshid sofort unter seinen Schülern zu verteilen und sagte ihnen, dass sie alles am gleichen Tage ausgeben sollten. Wenn * Anita Singh, Direktorin der Indischen Musikgesellschaft, New Delhi 13