Im analytischen Teil sind einzeln alle civitates peregrinae des Plinius angeführt
von ihrer Gründung zu Zeiten des Augustus bis zu ihrem Übergang in Munizipien
römischen Typs. Das Material ist diachron dargestellt, vom Süden nach Norden
(wie auch die römische Staatsgewalt angewachsen ist). Da der Romanisierungsprozess
nicht gleichmässig verlief sind gemischt Munizipien und civitates angeführt, was
auch der Dialektik der Entwicklung entspricht. Es vergingen nämlich fast eineinhalb Jahrhunderte bis im Landesinneren (in Bosnien) die Bedingungen zur Urbanisierung auf römische Art heranreiften. (Karte 2).
Die Beschreibung der einzelnen civitates erfolgt in der Kapiteln I—XX. Zuerst
werden die civitates in der Herzegowina aufgezeigt (I—VI), in denen der Romanisierungsprozess schneller vor sich ging, was auch die kaiserlichen Geschlechternamen
bezeugen wie : Iulii, Claudii, Flavii, Ulpii (vereinzelt auftretend) undAeliiundAurelii
(häufiger). Im Gebiet der Pleräer entstand die römische Kolonie Epidaurum, während
auf dem Territorium der Ardiäer die colonia Narona erwuchs. Dilimtum (Stolac)
hat unter den einheimischen civitates als erste den Status eines Municipiums erworben (erst unter Hadrian?), als auch Konjic (?) diesen Status erhielt, während die
übrigen dies erst mit dem Edikt des Caracalla (212) erreichten. Relativ häufig finden
sich auch einheimische Namen aus dem südöstlichen illyrischen Namensgebiet
Im Tal des Bosnaflusses (oberer Verlauf) und seiner Nebenflüsse bildeten sich
drei municipale Organismen heraus (Kap. VII—IX), in denen der Romanisierungsprozess langsamer vor sich ging, sodass keine Geschlechternamen der Kaiser aus
dem l.Jh. vorkommen; vorherrschend sind Ulpii, Aelii und Aurelii, darunter auch
T(iti) Aurelii. Auch hier treffen wir oft auf einheimische Namen, die für das ost-illyrische Gebiet charakteristisch sind. Es scheint, das alle drei Munizipalitäten auf
dem desitiatischen Substrat entstanden sind. Das Munizipium BIST . . . in Bugojno
hat schon Vespasian gegründet.
Ebenso entstanden am Ober- und Mittellauf der Drina, u.zw. zu beiden Seiten
des Flusses, in den Gebieten der Dindaren und Siculoten (?) drei Munizipien (Kap.
X—XII), alle drei sehr bedeutend wegen ihrer reichen Erzvorkommen. Dominant
sind die kaiserlichen Geschlechternamen Ulpii, Aelii, Aurelii und T(iti) Aurelii,
was darauf hinweist, dass die Romanisierung in Verzug war. Mun. Malvesiaticum,
mit seinem Mittelpunkt in Skelani, wurde schon unter Vespasian gegründet und so
treffen wir hier auf die Familiennamen: Claudii, Flavii und Coccei, spätar auch
Septimii. Domavia wurde im 2.Jh. zum Zentrum des Bergwesens (metalla). In allen
drei Munizipien, von denen im 3.Jh. Domavia zur Kolonie wurde, trifft man zahlreiche Fremde. Einheimische Namen sind häufig, besonders bei den Frauen. Mun.
Domavia und mun. S. . . bei Pljevlje, wurden wahrscheinlich unter Marc Aurel
gegründet. Alle erwähnten civitates gehörten zum Gerichtskreis Narona.
Im südwestlichen und nordwestlichen Bosnien bestanden mehrere civitates,
die zum Unterschied zu den eben erwähnten der Gerichtsbarkeit von Salona unterstanden (Kap. XIII—XVIII): Delminium, Salvium, Sarziaticum, sowie bis jetzt unbekannte Munizipien am Feld von Grahovo und von Petrovac (Deuri Plin. II 142)
bedeckten das südwestliche Bosnien. Relativ gut bekannt sind Delminium und Salvium, während wir über die anderen weniger wissen. Vorherrschend sind die Namen
Aelii und Aurelii, was bedeutet, dass die völlige Romanisierung und Urbanisierung
dieses Gebiet erst unter dem Kaiser Hadrian und noch später erfasste. Die Maezer,
(Maezei) einer der grössten Stämme, hatten, vom Gesichtspunkt der Urbanisierung,
eine andere Entwicklung. Ihre Gebiete, nördlich des Grmeč gelegen, reich an Eisenerzvorkommen, fielen dem kaiserlichen Fiskus {territorium metalli) zu, aber auch sie
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bekamen allmählich Stadtrechte. Eine Bestätigung besitzen wir nur für die Munizipalität in Šipovo am Oberlauf des Flusses Pliva. Einen stärkeren Aufschwung erlebte
die Urbanisierung unter Hadrian