BiH u antičko doba, Ivo Bojanovski | Page 201

Alles was die Römer in diesen Kriegen an der Ostküste der Adria eroberten, schlössen sie ihrem Illyricum an, welches sich dadurch bis zur Donau hin ausdehnte. Viele Einzelheiten und zahlreiche Fragen stehen jedoch noch immer offen, die neue Forschungen erforderlich machen und auf neue wissenschaftliche Wertung warten. A: Der Verfasser gibt eine kurze Beschreibung der Beziehungen zwischen Römern und „Ulyriern" in der vorrömischen Zeit. Die Griechen betrachteten als Illyrier alle Stämme die nördlich von Makedonien und Thrakien, bis hin zur Donau, lebten (epipotamon Istron kai Paionas App. Hl. 1), während Livius, indem er über die Gegebenheiten ungefähr um das Jahr 300 vor unserer Zeitrechnung spricht, dies folgendermassen formuliert: laeva importuom Italiae litora, dextra Illyrii Liburnique et Histri, gentes ferae et magna ex parte latrocinüs maritimis infames (Liv. X, 2), womit er gleichzeitig auch ein Urteil über diese Beziehungen abgibt. Zu den ersten Zusammenstössen kam es zur Zeit des Illyrischen Staates, der sich unter hellenistischem Einfluss noch zu Beginn des 4.Jh. vor unserer Zeitrechnung gebildet hat und die illyrischen Stämme zwischen der Bucht von Kotor (Rhizonikos kolpos) und Lissus (Lješ) vereinigte, wo die Labeatae, Endirudini (Detl. Enedi, Rudini), Sasaei, Grabaei proprieque dicti Illyrii et Taulantii et Pyraei (Plin. III 144) ansässig waren. Die ersten Kämpfe um die Vorherrschaft an der Adria brachen zwischen den Gegnern zur Zeit des jüngeren illyrischen Staates, Ende des 3.Jh. (genauer im Jahre 229) aus, in welchem die Vorherrschaft auf die Ardiäer (Ardiaei) überging, einen kämpferischen Seeräuberstamm, der aus dem Landesinneren an die Küste vorgedrungen war. Dieser Kampf endete mit dem Zusammenbruch des illyrischen Staates im Jahre 168 v.u.Ztr. Bald war auch die militärische Macht der Ardiäer gebrochen (App. 111. 3: τω δ' αντω τρόπω καΐ Άρδιαϊοι τα &αλάοΌΊα δντες ίίριϋτοι τιρος Ανταριέων αρίστων δντων τα κατά γήν, πολλά βλάψαντες αυτούς, δμως εφ&άρηααν wurden in das unfruchtbare Landesinnere verdrängt. B. Sogleich treten als neue Gegner der Römer die Delmati (Dalmati) auf, ein den Ulyriern verwandtes Volk. Die Delmati sind ebenfalls aus ihren Wohngebieten im gebirgigen Hinterland im 3,Jh. an die Küste (in der Gegend von Salona) vorgestossen und haben volle zwei Jahrhunderte lang mit den Römern um den Besitz dieses Gebietes gekämpft, das sich zwischen den Flüssen Krka im Norden und Cetina im Süden erstreckt. In diesen Kriegen verzeichneten die Römer relative Erfolge, aber tiefer ins Landesinnere konnten sie nicht vordringen. Das gelang erst Octavianus Augustus im Krieg den er in den Jahren 35—33 vor unserer Zeitrechnung führte. Erst dann konnten die Römer auch die Gebiete im Binnenland bis hin zur Donau einnehmen. Alles was sie dort eroberten, schlössen sie ihrem Illyricum an, welches sich bisher hauptsächlich nur entlang der Adriaküste erstreckte, sodass sich der Name Illyrier auch auf die Stämme in den Gebieten bis zur Donau ausbreitete {Illy ricum . . . generatim Plin. III 139). C. Noch zu Lebzeiten des Kaisers Augustus war Illyricum in zwei Hälften geteilt (Jahr 8 unserer Zeitrechnung) u.zw. in den südlichen Teil oder Dalmatien und den nördlichen Teil oder Pannonien. Die Wissenschaftler sind sich noch immer nicht über den tatsächlichen Verlauf der gemeinsamen Grenze Dalmatiens und Pannoniens einig, den man heute etwas südlicher annimmt, mehr gegen die Dinariden zu (Karte 1). Schon zu Augustus Zeiten war das südliche Ulyrien, später Dalmatien, in drei Gerichtskreise {conventus) aufgeteilt: Scardonitanus, Salonitanus und Naronitanus, wo die Streitfälle zwischen den einzelnen Stämmen geschlichtet wurden (Plin. III 139—144). Der intensivere Prozess der Romanisierung, Urbanisierung und Provinzialisierung Dalmatiens und Pannoniens begann schon unter Augustus, 396 aber auch die übrigen Kaiser des frühen Principates, vor allem Tiberius, Vespasian, Traian, Hadrian, Marc Aurel und Septimus Severus haben viel dazu beigetragen. Zur besseren Einrichtung Dalmatiens hat auch der Statthalter des Tiberius, P. Cornelius Dolabella (14—20) wesentlich beigeholfen, sowohl durch den Strassenbau, als auch durch seine Politik der gerichtlichen Beilegung von Streitigkeiten (forma Dolabelliana) usw. Auf den Romanisierungsprozess in beiden Provinzen hatte auch der Militärdienst zahlreicher,,Illyrier", sowie die Anwesenheit römischer Soldaten und Kolonisten im Küstenland und der Donaugegend bedeutenden Einfluss. Als gegen Ende des 3.Jh. Dalmatien vollkommen ohne Heer verblieben war, wurde die Militärverwaltung (an deren Spitze der legatus Augustipro praetore stand), durch einen Zivilverwalter {praeses) ersetzt. Schon früher war das Heer an Donau und Rhein abgezogen worden, wegen der Gefahr der Barbareneinfälle. Diese Einrichtung bestand bis kurz vor Ende des 4.Jh., als die römische Macht in den pannonischen Provinzen zerfiel (etwas nach 395). Dalmatien verblieb im Gefüge des Kaiserreiches bis zu dessen Verfall im Jahre 476 (480). Mit der Zeit haben sich die Institutionen geändert, vor allem beginnend mit Diocletian. Zur Zeit der Kaiser aus Julisch-Claudischen Haus wurden Dalmatien und Pannonien vom Militär verwaltet. Das ist die Periode der sogenannten Präfektenverwaltung {praefecti). Allmählich jedoch begannen die Kaiser diese Gewalt auch auf einheimische Führer {principes, praepositi) zu erweitern. Vespasian begann mit einer gewagteren Politik der Bürgerrechtsverleihung, was die Grundlage zur weiteren Ausbildung des römischen Munizipal- (Selbstverwaltungs-) Systems war. Damit begann die Verwandlung der einheimischen civitates in autonome römische Städte (municipia). Dieser Prozess ging im Inneren Dalmatiens nur sehr langsam vonstatten, stellenweise auch bis zu 150 Jahren verspätet. Er fand sein Ende erst