„Das einzige
was ich kann“
Bereits mit seinem Debüt „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ gelang Regisseur Hiromasa Yonebayashi ein von Kritikern und Anime-Fans gefeierter Erfolg. Der Nachfolger setzt nun den vorläufigen Schlusspunkt unter die Werke des Studio Ghibli.
Beschreiben Sie bitte kurz die Entstehungsgeschichte des Films.
„Als Erstes habe ich vom Produzenten den
britischen Kinderbuch-Klassiker „When
Marnie Was There“ bekommen und er bat
mich, den Schauplatz des Geschehens
nach Japan zu verlegen. Als ich das Buch
gelesen habe, fand ich es sofort sehr
bewegend. Allerdings hatte ich Bedenken bezüglich der Visualisierung des Stoffes und fühlte mich
der Herausforderung anfangs nicht
gewachsen. Glücklicherweise habe
ich mich schließlich doch für die
Verfilmung entschieden und habe
einige Dinge eingefügt, die in der
Vorlage nicht vorkommen. Dazu
zählt beispielsweise die Tanzszene
mit Marnie und Anna.“
Wie würden Sie Annas Charakter beschreiben und wie verändert er sich im
Laufe des Films?
„Anna hat das Gefühl, alleine in dieser
Welt und von anderen ausgeschlossen zu
sein. Dabei steckt sie in einer Zwickmühle,
denn auf der einen Seite verschließt sie
sich gegenüber Menschen, auf der anderen
wünscht sie sich ihre Aufmerksamkeit. Mit
zwölf Jahren ist sie zudem in einem sehr
schwierigen Alter. Doch dann trifft sie auf
das mysteriöse Mädchen Marnie und fängt
an, sich zu verändern. Zu Beginn der Geschichte ist Anna sehr verschlossen. Sie
zeigt kaum Emotionen auf ihrem Gesicht.
Gegen Ende schenkt sie uns jedoch ein
großes, glückliches Lächeln. Während der
100 Minuten Laufzeit habe ich mich stark
auf diesen Entwicklungsprozess der Heldin konzentriert.“
Welche Reaktionen auf „Erinnerungen
an Marnie“ erwarten Sie von den deutschen Kinozuschauern?
direkt zu Beginn meiner Zeit bei Studio
Ghibli mitgeteilt, das nicht klar ist, wann
sich Hayao Miyazaki, der Hauptgründer,
zur Ruhe setzen wird. Als der Zeitpunkt
dann tatsächlich gekommen war, hat mich
das natürlich getroffen. Dennoch bin ich
froh, dass alle Beteiligten bis zum Ende
mit vollem Einsatz an Marnie gearbeitet
haben.“
Welche Pläne verfolgen Sie nach
der Studio-Ghibli-Ära?
„Selbstverständlich möchte ich
weitere Filme machen. Am liebsten
würde ich einen Fantasyfilm voller
Action drehen. Momentan ist jedoch noch nichts spruchreif, sodass ich darüber keine Auskunft
geben kann.“
„Dieses Anime handelt von einem Mädchen, das sich anderen gegenüber abgeschottet hat und komplett aufblüht, nachdem es Marnie getroffen hat. Ich würde
mir wünschen, dass sich jeder Einzelne
nach der Sichtung des Films fragt, wer seine eigene, ganz persönliche Marnie ist.“
Könnten Sie sich auch vorstellen, einen
Realfilm zu drehen?
Wann haben Sie erfahren, dass es sich bei
ihrem Werk um den letzten StudioGhibli-Film handelt und wie haben Sie
sich dabei gefühlt?
Welchen klassischen Animationsfilm
mögen Sie am liebsten?
„Ich habe diese Nachricht vom Produzenten Toshio Suzuki bekommen, als ich
schon an „Erinnerungen an Marnie“ gearbeitet habe. Allerdings wurde mir bereits
„Ich liebe das Zeichnen und den klassischen Animationsstil, so dass ich dabei
auch bleiben möchte. Das ist zudem auch
das Einzige, was ich kann.“
„Neben den Ghibli-Filmen liebe ich die
alten Disney-Klassiker wie „Bambi“ oder
„Pinocchio“, die ich mir immer und immer wieder ansehen kann.“
[Interview: Andre Kummer]
big-picture-magazin.de
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