Basierend auf wahren Ereignissen schickt
Steven Spielberg seinen aufrechten Jedermann Tom Hanks in den Kalten Krieg.
A
merika in den Fünfzigern: Anwalt James Donovan (Paraderolle für Hanks) ist auf trockene Versicherungsfälle
spezialisiert, die er seit vielen Jahren für seine grundsolide Kanzlei abwickelt. Entsprechend groß ist seine Verwunderung, als er aus heiterem Himmel gebeten wird, den russischen
Spion Rudolf Abel zu vertreten, der kürzlich vom CIA dingfest
gemacht wurde. Er als Strafverteidiger in einem Prozess, der
landesweit Schlagzeilen machen wird? No way! Doch Donovan
wird breitgeschlagen und ist zudem überzeugt davon, dass
selbst ein feindlicher Agent Anrecht auf die bestmögliche Verteidigung hat. Mit seinem Gang bis vors Verfassungsgericht
macht er sich im Land keine Freunde. Abel wird natürlich
trotzdem verurteilt, aber Donovan kann ihm zumindest die
Todesstrafe ersparen. Sein Engagement wird sich später für die
Politik auszahlen: Als der US-Pilot Francis Gary Powers bei
„Wir müssen bereden,
worüber unsere Regierungen
nicht reden können.“ Donovan
einem Spionageflug über Russland abgeschossen wird und in
Gefangenschaft gerät, soll Donovan nach Berlin reisen und einen Austausch der beiden Agenten verhandeln. Natürlich ohne
offiziellen Auftrag der Regierung. In der winterlich kalten Metropole wird er frostig vom CIA empfangen. Der Anwalt ist
mehr oder minder auf sich allein gestellt und irrt durch die verwirrenden Instanzen der Geheimdienste.
Steven Spielberg hat über 40 Jahre Erfahrung im Filmbusiness
und gilt (nach Einspielergebnis) bis heute als erfolgreichster
Regisseur und Produzent. Seine Meisterschaft ist in „Bridge Of
Spies“ deutlich zu spüren, wenn er über eine Laufzeit von
knapp 2 1/2 Stunden die verschiedenen Fäden aus Spionagethriller, Nachkriegsdrama und Kalter-Krieg-Story zusammenführt, ohne seine Geschichte aus dem Blick zu verlieren. Hauptdarsteller Tom Hanks dient als großartige Identifikationsfigur,
die wider Willen zum Spielball der Mächte wird, ohne ihren
moralischen Kompass aus den Augen zu verlieren. Das ist Unterhaltungskino auf höchstem Niveau, das sich in seiner altmodischen Machart aber fragen muss, ob es sein Thema noch zeitgemäß präsentiert. In den Vierzigern hätte James Stewart diese
Rolle nicht anders angelegt als Tom Hanks heute.
[sr]
Fazit: Spielberg lässt im Spionageduell am Ende Menschlichkeit triumphieren. Das ist ehrbar, aber oldschool
OT: Bridge Of Spies, USA/D 2015 R: Steven Spielberg D: Tom Hanks, Amy Ryan,
Mark Rylance, Scott Shepherd, Sebastian Koch Drehbuch: Matt Charman, Ethan
Coen, Joel Coen L: 142 Minuten Verleih: Fox Ab 26. November 2015 im Kino
Wertung
✪✪✪✪✪
big-picture-magazin.de
13