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A S O ! September 2016
Ein Haus mit kurioser Adresse
führt uns tief in die Hochzoller Geschichte
Eine überraschende Anschrift
Grenze zwischen den Bezirken Schwaben
und Oberbayern.
Das nebenstehende Foto zeigt ein Haus in
Hochzoll j. Die Bewohner des Doppelhauses sind also Augsburger Bürger. Doch,
wenn Sie einem von ihnen eine Post schicken wollen, müssen Sie diese Adresse angeben: Maria-Alber-Straße 22(a), 86316
Friedberg. Ihre Sendung kommt dann
über Friedberg in das Hochzoller Haus. Ein
Kuriosum! Wie kam es dazu?
Unser Haus liegt etwas abseits von der
Hochzoller Grüntenstraße an der MariaAlber-Straße. Diese Straßenbezeichnung
gibt es aber in Augsburg nicht. Alle Häuser
dieser Straße gehören – mit dieser einzigen Ausnahme – zu Friedberg (West). Kein
Hochzoller Haus liegt so weit östlich. Eine
Ecke im Norden des Doppelhauses gehört
sogar schon zu Friedberg. Das sieht man
auch auf einem Luftbild des Augsburger
Geodatenamtes l. Die Grenze geht durch
ein Zimmer.
Ein auffälliger Grenzverlauf
Sieht man sich auf diesem Bild den Grenzverlauf an, erkennt man eine weitere Merkwürdigkeit. Die Grenzlinie, die etwa vom
Schwabhof an exakt der Ostseite der Meringer Straße folgt m, macht an deren Ende
einen Knick auf Friedberg zu bis zu einem
Grenzstein n, knickt dort abermals rechtwinklig ab und verläuft dann wieder ohne
Abweichung nach Norden auf Lechhausen
zu. Man bekommt den Eindruck, als hätte
man aus dem Friedberger Gebiet jenes
Rechteck herausgeschnitten, in dem heute
unser Doppelhaus liegt. Wie kam es zur
Amputation dieses „Friedberger Vierecks“?
Als die Friedberger Au, das spätere Hochzoll, sich 1818 von Friedberg lösen und
eine eigene „Ruralgemeinde“ gründen
konnte, wäre eigentlich eine eindeutige
Grenzfestlegung zwischen den beiden
Kommunen auf der Tagesordnung gestanden. Sollte man meinen. Aber das
schien zunächst nicht notwendig, weil
zwischen den Gemeinden viel unbesiedeltes Land lag. Zwischen „Unter dem
Berg“ und der Meringer Straße lag nur
Weideland, um das man sich offenbar
nicht stritt. Die Kapelle Maria Alber mit ih-
k
u
rem Eremitenhaus und ein großer Hof im
Bereich der heutigen Josef-WassermannStraße wurden unstrittig zu Friedberg gezählt, die Häuser auf der Westseite der
Meringerstraße zur Kolonie Friedberger
Au, dem späteren Hochzoll. Die Ostseite
der „Chaussee Augsburg München“ –
heute Meringer Straße – war noch unbebaut. Als dort in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts einige Anwesen entstanden, z.B. das mit der heutigen Hausnummer 19 direkt nördlich der Bahn (später
Luise Groß), meldete Friedberg seine Ansprüche auf den Bodenzins an. Und nun
begann der jahrelange Nachbarschaftsstreit um die Grenze, der auch „gerichtsmassig“ ausgetragen wurde. 1886 wurde
sie dann festgelegt und 1894 vom Königlich-Bayerischen Ministerium des Innern
so bestätigt, wie sie noch heute gilt: Grenze ist die Ostseite der Meringer Straße k.
Seit ewigen Zeiten war an dieser Straße
das Ende des Landgerichts Friedberg, was
einem heutigen Landkreis entsprechen
würde, gewesen, das Land jenseits davon
im wesentlichen bis zum Lech kurbayerisches Land. Das war nun das Gebiet der
jungen Gemeinde Friedberger Au, die sich
ab 1903 Hochzoll nannte. Der erste Hochzoller Lehrer Schwenk schreibt in seinen
Erinnerungen, dass ihm die Aufgabe die
Grenzziehung kartographisch zu bearbeiten sehr viel Arbeit machte. Die Gemeindegrenze an der Meringer Straße war
dann von 1913, als sich das bis dahin oberbayerische Hochzoll ins schwäbische
Augsburg eingemeinden ließ, bis 1944, als
Friedberg zu Schwaben kam, auch die
Unser problematisches Grundstück liegt
in der Verlängerung der Meringer Staße.
Diese Linie durchschneidet es, wobei der
größere Anteil westlich von ihr liegt, so
dass es zu Hochzoll geschlagen wurde.
Das wiederum brachte das besagte Viereck hervor. Vielleicht spielten auch historische Gründe eine Rolle, denn das Anwesen gehörte früher zum Hohen Zoll, der
alten Mautstation. Und dieser ganze
Komplex kam nun zur Friedberger Au,
dem späteren Hochzoll.
Das Haus an der Grenze: ein hoheitliches Gebäude
Sucht man nach früheren Besitzern des
Grundes, stößt man, wie so oft in Hochzoll, auf einen Rieser. Das Anwesen mit
der damaligen Nummer 3, später Friedberger Straße 181, war zu dieser Zeit im
Besitz von Kaspar Hiesinger o. Sein Vater
hatte im Jahr 1875 seinen Hof in Ehingen
bei Wallerstein verkauft und war nach
Buttenwiesen gezogen. Der Sohn erwarb
im Jahr 1894 dieses Anwesen in der Friedberger Au. Es zählte zu den ältesten und
stammte noch aus der Zeit vor der Kolonisation von 1803. Zusammen mit dem sog.
Hochzollschloss dürfte es nach dem Dreißigjährigen Krieg, wo dessen Vorgängerbau in Flammen aufgegangen war, erbaut
worden sein. Auf den drei uns bekannten
Darstellungen des Hohen Zolls ist das
Haus als kleines Nebengebäude etwas
südlich und östlich des Hauptgebäudes
zu erkennen p. Es war das Haus des
Mautschreibers und wie das Schloss im
Besitz des bayerischen Staates. Der Mautschreiber hatte die Maut für die Straßenbenutzung einzutreiben. Zeitweise wurde sie in einer Büchse gesammelt,
zweimal im Jahr nach Friedberg geschafft,
dort auf dem Rathaus geöffnet und die
Einnahmen gezählt.
1806 hatte das Mautschreiberhaus ebenso wie das Hochzollgebäude durch die
Vergrößerung Bayerns seine staatliche
Funktion eingebüßt. Während dieses bis
zu seinem Abbruch 1835 als Caféhaus