ASO! Augsburg Süd-Ost November 2015 | Page 6

6 A S O ! November 2015 Links: Brücke von 1928. Foto: privat Hochzoll und seine Brücke Teil 5* Kriegsende in Hochzoll: Warum diese Brücke nicht gesprengt wurde Während in den letzten Kriegstagen die meisten Flussübergänge zerstört wurden – zwischen Passau und Ehingen in Württemberg gab es z.B. nur noch die Donaubrücke in Dillingen – blieben die Brücken in Augsburg unbeschädigt. Der Augsburger NS-Führung (Gauleiter Wahl und Oberbürgermeister Mayr) war wohl bewusst, dass die Tage ihrer Macht gezählt waren und sprach sich weder für eine Verteidigung der Stadt noch für eine kampflose Übergabe aus. Die Brücken wurden nur mit improvisierten Barrieren versehen. Vorbereitungen zu einer Sprengung der Hochzoller Straßenbrücke waren am 27. April von Pionieren getroffen worden, nachdem man schon zwei Tage zuvor mit wenig Erfolg versucht hatte die Eisenbahnbrücke zu sprengen. Mehr Schaden als an der Brücke war an den umliegenden Häusern entstanden. Die Sprengung der Straßenbrücke wurde wahrscheinlich dadurch verhindert, dass Josef Klostermair, Alfred Reichart und zwei namentlich nicht bekannte Jugendliche die Zündkabel durchtrennten. (ASO! berichtete in der Aprilausgabe.) Durch diese mutige Tat waren sie in äußerster Lebensge- fahr. Bei einer Entdeckung wären sie sicher nicht lebend davongekommen. Man kann aber auch davon ausgehen, dass die Verantwortlichen an der Brücke die Ursache für die ausgebliebene Zündung leicht hätten finden und sie beseitigen können, wenn sie es ernstlich gewollt hätten. Eine Zeitzeugin, Frau Hedwig Seitz aus dem Spickel, die sich gut an das Kriegsende erinnert, verweist auf folgende Tatsachen: „Es hätte auch eine Sprengung – so eben mal – ohne Vorwarnung und Schutzmöglichkeit nicht durchgeführt werden können, denn es fluteten unaufhörlich deutsche Militärfahrzeuge und Soldaten über die Brücke stadtauswärts. Nachdem schon an der Eisenbahnbrücke zwei Nächte vorher die schwere Betonbrücke, die damals auf unsrer Seite die Straße (heute „Am Eiskanal“) überspannte, nach Vorankündigung und zehnminütiger Vorwarnung gesprengt worden war, wodurch unser Hausdach teilweise abgedeckt wurde, konnte man sich ausmalen, welch unendlich viel größeren Schaden die Sprengung der massiven Straßenbrücke, die mit einer vielfachen Sprengladung bestückt war, anrichten würde.“ Schließlich meldete sich im Januar 2000 der ehemalige Hauptmann Maximilian Wirsching aus Künzelsau bei der Augsburger Allgemeinen und dem Stadtarchiv. Er gab an, dass er am 28. April (also wohl in den frühen Morgenstunden, denn bereits um acht Uhr morgens passierten die ersten US-Fahrzeuge die Brücke) den Befehl eines SS-Offiziers die Brücke zu sprengen, wenn sich die Amerikaner näherten, missachtete. Den Pionieren befahl er, nur auf seinen ausdrücklichen Befehl hin zu sprengen. Den gab er nicht, sondern machte sich in seinem Jeep in Richtung Friedberg davon. Dort geriet er in einen Tieffliegerangriff und verlor dabei ein Bein. Ob die unterbrochenen Kontakte an den Sprengladungen entdeckt und wieder funktionstüchtig gemacht worden waren oder eine Zündung wegen der Manip ձ