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A S O ! August 2015
Schloss (links oben): Städtische Kunstsammlungen
Rugendas (links unten): Städtische Kunstsammlungen
wasserplan (Mitte oben): Stadtarchiv Augsburg
Schlacht 1796 (Mitte unten): Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Marterl (rechts oben): Michael Friedrichs
„Sie fuhren über den Lech und nahmen was sie funden.“ Und die
Bayern haben vermutlich nur nicht so genau Buch geführt.
Aber es gab auch friedliche und festliche Anlässe an der Brücke.
Kam ein Kaiser – und das war ja recht häufig – oder wie 1782
ein Papst, so wurden sie an der Brücke, der Grenze der Stadt,
von den herausgeputzten Stadtvätern auf Knien empfangen.
Fanfaren, Paukenschläge, Böllerschüsse wurden aufgeboten,
der Stadtschreiber hielt eine Huldigungsrede und der hohe
Gast wurde mit Gefolge zum Roten Tor geleitet.
Die Lechbrücke: umkämpft und zerstört
Eine ganz andere Tradition war die: war Krieg, wurde die Brücke
zerstört, so zweimal im Dreißigjährigen Krieg und ebenfalls zweimal in den Napoleonischen Kriegen.
An der Spitze unserer Stele steht ein Bild (unten links) des Augsburger Malers Joh. Lorenz Rugendas d. J.. Es zeigt, wie sich die
Franzosen am 12. Juni 1800 an der Hochzoller Lechbrücke den
Übergang über den Lech gegen Österreicher und Bayern erkämpfen. Bei Hohenlinden in der Nähe von Erding kommt es
dann im Dezember zu einer Niederlage Österreichs, und Bayern
verliert bis auf weiteres seine linksrheinischen Gebiete. Außer
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dem Kriegsgeschehen im Vordergrund sind im Hintergrund des
Bildes gut zu erkennen: die Hochzoller Brückengebäude und der
Hohe Zoll mit seinen Nebengebäuden. Mehr stand anno 1800 in
Hochzoll noch nicht.
Ein weiteres Schlachtenbild der Brücke (Bild Mitte unten) mit einer
fast identischen Szenerie gibt es von 1796. Damals kam es bei
Ottmaring zu einer Schlacht mit dem selben schlechten Ausgang
für Österreich. In Rederzhausen findet man ein Massengrab, wo
angeblich 800 österreichische und bayerische Gefallene liegen.
Der Friedberger Forscher Ingo Aigner hält die Zahl für zu hoch
und weiß, dass bei der Schlacht keine Bayern beteiligt waren.
Nach dieser Schlacht steckten die Franzosen die Brücke in Brand,
und das Kloster St. Ulrich musste alles entbehrliche Gold- und
Silbergerät einschmelzen lassen, damit es sie wieder aufbauen
konnte. In Friedberg und den umliegenden Dörfern wurde tagelang hemmungslos geplündert, ehe die 80 000 Mann starke französische Armee in Richtung München abzog.
Ein Bauer aus Rettenberg wäre fast zu Tode gekommen, weil ihn
marodierende Soldaten an einem Baum aufhängten. Ein Marterl
im Fuchsloch bei Friedberg-Heimathausen (Bild oben rechts, Foto
Michael Friedrichs) erzählt das dramatische Ereignis.
wegen der Schlacht bei Ottmaring steht der Ortsname Friedberg
auf dem Arc de Triomphe in Paris.
A. Hausmann
27.07.15 14:02