Armaturen Welt Mai 2025 | Page 36

Wasserstofffähiges Kraftwerk offiziell in Betrieb
EnBW hat am Standort Stuttgart-Münster eines der ersten wasserstofffähigen Gasturbinen-Kraftwerke in Deutschland offiziell in Betrieb genommen. Der Schwerpunkt der Anlage liegt auf der thermischen Verwertung von Abfällen, also der Müllverbrennung. Zur optimalen Brennstoffausnutzung werden dabei gleichzeitig Fernwärme und Strom nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung( KWK) erzeugt. Wenn im Winter die Müllverbrennungsanlage für die Fernwärmeversorgung nicht mehr ausreicht, lieferten bisher drei Kohlekessel die darüber hinaus benötigte Wärme. Diese Kohlekessel werden durch das neue wasserstofffähige Gaskraftwerk künftig ersetzt. Seit April 2024 erzeugt ergänzend eine Großwärmepumpe bis zu 24 Megawatt Fernwärme. Der Standort Stuttgart-Münster wurde nach rund drei Jahren Planung und Genehmigung sowie zwei Jahren Bauzeit nun durch den Neubau einer Gasturbinenanlage mit einer Bruttoleistung von 2x 62 Megawatt inklusive Abhitze- und Heißwasserkesseln umfassend modernisiert und wird zur Grund- und Spitzenlastversorgung eingesetzt. Damit versorgt die neue Fuel Switch-Anlage die Stadt Stuttgart mit 124 MW elektrischer Leistung( Strom) und 370 MW thermischer Leistung( Wärme). Gemeinsam mit der bestehenden Müllverbrennungsanlage hat der Gesamt- Standort eine thermische Leistung von 450 Megawatt. Die EnBW baut aktuell auf Grundlage von Fördermechanismen im Kraft-Wärme- Kopplungsgesetz im Rahmen des sogenannten „ Fuel Switches“ auch die bislang kohlebefeuerten Standorte in Altbach / Deizisau und Heilbronn auf wasserstofffähige Gaskraftwerke um. Alle drei Projekte haben eine Gesamtkapazität von rund 1,5 GW und ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,6 Mrd. Euro. Damit setzt das Unternehmen die laufende Dekarbonisierung seines Kraftwerksportfolios fort. Aktuell haben die Erneuerbaren Energien bereits einen Anteil von rund 59 Prozent Anteil an der installierten Erzeugungskapazität der EnBW.

Aktuelles

Nordlicht 1 und 2 in der Nordsee: Vattenfall baut größten deutschen Offshore-Windpark

Die Windparks Nordlicht 1 und 2 sollen 2028 in Betrieb genommen werden, wobei Nordlicht 1 das größte Offshore-Windprojekt Deutschlands werden soll. Symbolbild: Vattenfall
Vattenfall hat die finale Investitionsentscheidung für die Offshore-Windparks Nordlicht 1 und 2 in der Nordsee getroffen. Die BASF sicherte sich den Zugang zur langfristigen Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien. Der Baubeginn für die Windparks Nordlicht 1 und 2 ist für das Jahr 2026 geplant. Die Windparks sollen 2028 in Betrieb genommen werden, wobei Nordlicht 1 das größte Offshore-Windprojekt Deutschlands werden soll. „ Der Offshore-Windcluster Nordlicht ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe. Durch die Beschleunigung der Energiewende in Deutschland und die Unterstützung der industriellen Dekarbonisierung wird er saubere, zuverlässige Energie liefern und zugleich Innovation und Nachhaltigkeit in der Branche fördern“, sagt Helene Biström, Head of Business Area Wind bei Vattenfall.
Turbinen aus emissionsarmem Stahl Vattenfall wird die von BASF im Jahr 2024 erworbenen
Anteile am Nordlicht-Cluster zurückkaufen. Die BASF sicherte sich den Zugang zur langfristigen Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien und setzt damit die Zusammenarbeit fort. Diese Vereinbarung sichert die Versorgung der BASF- Chemieproduktion in Europa mit Strom aus erneuerbaren Energien – zu einem Zeitpunkt, an dem ein solcher zusätzlicher Bedarf benötigt wird. Der Nordlicht-Cluster wird eine Nettokapazität von mehr als 1,6 Gigawatt( GW) haben. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsbemühungen von Vattenfall werden beide Windparks mit Turbinentürmen ausgestattet, die teilweise aus emissionsarmem Stahl hergestellt werden, wodurch sich ihr Kohlenstoff-Fußabdruck insgesamt um 16 Prozent verringert. Die finale Investitionsentscheidung für Nordlicht 2 wurde unter dem Vorbehalt getroffen, dass die erforderliche Genehmigung erteilt wird.
Wasserstoff: TotalEnergies und RWE bündeln Kräfte
TotalEnergies hat eine Vereinbarung mit dem RWE unterzeichnet, die deutsche Raffinerie Leuna ab 2030 fünfzehn Jahre lang mit jährlich 30.000 Tonnen grünem Wasserstoff zu beliefern. Sie steht laut Mitteilung im Einklang mit dem Ziel, den in seinen europäischen Raffinerien verwendeten Wasserstoff bis 2030 zu dekarbonisieren. Der grüne Wasserstoff wird von einem 300-MW-Elektrolyseur erzeugt, der von RWE in Lingen gebaut und betrieben wird. Die Speicherung des grünen Wasserstoffs erfolgt vor Ort. Der grüne Wasserstoff wird über eine 600 Kilometer lange Pipeline bis vor die Tore der Raffinerie geliefert und wird ab 2030 den Ausstoß von rund 300.000 Tonnen CO 2 am Standort vermeiden. Dies sei die größte Menge an grünem Wasserstoff, die jemals von einem Elektrolyseur in Deutschland bezogen wurde. TotalEnergies hat sich verpflichtet, den CO 2
-Fußabdruck bei der Erzeugung, Umwandlung und Lieferung von Energie an seine Kunden zu reduzieren. Einer der vom Unternehmen identifizierten Wege ist die Verwendung von kohlenstoffarmem Wasserstoff zur Dekarbonisierung seiner europäischen Raffinerien. Dieser Schritt soll dazu beitragen, die jährlichen CO 2
- Emissionen des Unternehmens bis 2030 um rund drei Millionen Tonnen zu senken. Um den vom Unternehmen in seinen europäischen Raffinerien verwendeten Wasserstoff vollständig zu dekarbonisieren, hat es bereits Verträge über mehr als 200.000 Tonnen verschiedener Formen von grünem und erneuerbarem Wasserstoff pro Jahr für seine Standorte in u. a. La Mède, Grandpuits und der Normandie in Frankreich, in Leuna in Deutschland sowie für seine nordeuropäischen Raffinerien gegeben.
Die deutsche Raffinerie Leuna wird ab 2030 fünfzehn Jahre lang mit jährlich 30.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr beliefert. Quelle: RWE
36 Armaturen Welt | Ausgabe 3 | Mai 2025