Porträt
Für Louisa Vauth gibt es viele gute Gründe, warum sie ihren Job liebt Am Ende zählen Können und Leidenschaft
Frauen sind in vielen Führungsetagen noch unterrepräsentiert. Louisa Vauth lässt sich hiervon nicht beirren oder gar frustrieren. „ Ich nehme das nicht als Hindernis wahr, sondern als Ansporn.“ Als Chairwoman von MIT Moderne Industrietechnik GmbH & Co. KG für den Standort in Wuhan, China, hat sie ihren Weg gefunden.
In der Laufbahn von Louisa Vauth gab es einen Wendepunkt. „ Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich die Verantwortung für unseren Standort in China übernommen habe.“ Plötzlich sei es nicht mehr nur um wirtschaftliche Entscheidungen gegangen, sondern auch um kulturellen Wandel, Teamführung und strategische Weiterentwicklung. „ In dieser Phase wurde mir bewusst, dass genau das meine Stärken sind: Das große Ganze im Blick zu behalten, Menschen durch Veränderungsprozesse zu begleiten und langfristige Erfolge zu gestalten. Seitdem sehe ich jede Herausforderung als Chance, mich weiterzuentwickeln.“
Diversität als echter Vorteil Louisa Vauth sieht sich nicht als Frau in einer Männerdomäne, sondern als Führungskraft in einer Branche, die Innovation und Fortschritt braucht. „ Mich motiviert es, zu zeigen, dass Erfolg nichts mit Geschlecht zu tun hat, sondern mit Kompetenz, Erfahrung und der richtigen Einstellung. Mein Anspruch ist es, Strukturen zu schaffen, die Diversität nicht nur als Schlagwort sehen, sondern als echten Vorteil.“ Bei MIT sei das längst Realität. Die Geschäftsführerin in China ist ebenfalls eine Frau. Entscheidend für den Erfolg ist die Zusammenarbeit. Louisa Vauth: „ Vertrauen und Integrität sind für mich die Basis. Ich lege großen Wert auf eine klare, ehrliche Kommunikation und darauf, dass Zusagen eingehalten werden.“ Auch Respekt und Wertschätzung sind für sie essenziell, denn unterschiedliche Perspektiven machen ein Team stärker. „ Mir ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von Position, Erfahrung oder Herkunft ihre Ideen einbringen können.“
Teamgeist steht über Hierarchien Teamgeist und Zusammenarbeit steht für die Chairwoman über Hierarchien. „ Erfolge erreicht man gemeinsam, und eine kooperative Arbeitsweise, in der Wissen geteilt und Unterstützung selbstverständlich ist, ist für mich essenziell.“ Und nicht zuletzt ist Verantwortungsbewusstsein entscheidend: Wer eine Aufgabe übernimmt, solle sich der Tragweite bewusst sein und mit vollem Engagement handeln – „ nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern für das große Ganze“. Aber der Weg ist nicht immer ein leichter. Zum Beispiel wenn es um kulturelle Unterschiede geht. „ Wir bei MIT haben den Anspruch, das Beste aus beiden Kulturen – Deutschland und China – zu verbinden. Doch unterschiedliche Arbeitsweisen und Herangehensweisen führen zwangsläufig zu unterschiedlichen Meinungen.“ Mittlerweile habe sich das Team nach drei Jahren sehr gut eingespielt, „ aber gerade anfangs gab es immer wieder Momente, in denen ich für meinen Standpunkt kämpfen musste. Meine Strategie war dabei immer, sachlich zu argumentieren, durch konkrete Beispiele zu überzeugen und gleichzeitig Verständnis für die andere Seite zu zeigen“. Letztendlich sei Erfolg die beste Antwort auf Zweifel.
Neue Perspektiven kennenlernen Hürden sind aber eben nicht nur herausfordernd, sondern können auch ein Gewinn sein. „ Ich persönlich liebe es, neue Perspektiven kennenzulernen und von anderen Kulturen zu lernen.“ Das bedeute, flexibel zu sein, auf unterschiedliche Kommunikationsstile einzugehen und den Blick für kulturelle Feinheiten zu schärfen. „ Nur so kann eine wirklich effektive Zusammenarbeit entstehen.“ Und der Erfolg spricht für sich. So waren der Umzug in das neue Firmengebäude und die Erweiterung der Produktion für Louisa Vauth ein Meilenstein. Es war nicht nur eine enorme logistische und wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch ein wichtiger Schritt für das Wachstum. „ Solche Projekte zeigen mir, warum ich diesen Job liebe.“
Louisa Vauth( links) mit ihrer direkten Teamkollegin Jeane am Standort von MIT System Valves in Wuhan, China. Quelle: MIT Moderne Industrietechnik GmbH & Co. KG
Nicht von Klischees beeinflussen lassen „ Ich finde, wir sollten aufhören, Frauen in der Technikbranche als besondere Ausnahme zu betrachten. Es gibt viele talentierte Frauen im Maschinenbau, doch oft fehlt es an Sichtbarkeit.“ Ihr Ratschlag: Frauen sollten sich nicht von Klischees oder gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen lassen. „ Ich würde jeder jungen Frau raten, neugierig zu sein, Fragen zu stellen, sich Vorbilder zu suchen und sich nicht verunsichern zu lassen“, betont Louisa Vauth. „ Am Ende zählen Können, Engagement und Leidenschaft – und genau das öffnet alle Türen.“
Michael Vehreschild
Armaturen Welt | Ausgabe 3 | Mai 2025 13