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20 Das sagten Sie zur letzten Ausgabe Walter Freudenstein Als Arzt habe ich mich lange davor gescheut, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen; nach der Krankenhausausbildung ergab sich eine Mitarbeit in einer Praxis, wo ich mich ausschließlich auf die Patientenbetreuung konzentrieren konnte. Mein Kollege und Praxisgründer hat die unternehmerische Seite voll abgedeckt – bis ich nach einigen Jahren merkte, dass ich weder beim Personal noch bei den Patienten die Anerkennung und den Stellenwert bekam, der für eine echte Partnerschaft notwendig ist. Der Frust über diese auf Dauer ausweglose Situation schlug um in Lust auf die eigene Praxis mit dem Risiko einer Neugründung; also habe ich auf der anderen Seite der Stadt neu angefangen mit einer kleinen Praxis für Allgemeinmedizin. Plötzlich hat es mir, hat es unserem Team sehr viel Freude gemacht, ein kleines Unternehmen zu gründen und langsam zu wachsen – dies war sicher eine gute und tragfähige Entscheidung. Tonia Fondermann WIE WIRD MAN UNTERNEHMER? Attila Penzes Indem die betroffene Person die drei Möglichkeiten der Arbeitswelt genau analysiert: arbeitslos, angestellt oder selbständig. Ich war schon alle drei und die Selbständigkeit gefällt mir am besten. Hoher Arbeitsaufwand, wenig Verdienst, aber volle Kontrolle der Freizeit. Unternehmer wird man durch die Wahrnehmung eines Mangels, durch die Unzufriedenheit mit den bestehenden persönlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen und durch ein Unbehagen, in vorgegebenen Strukturen arbeiten zu müssen. Die Initialzündung geben meines Erachtens also eher negative Gefühle. Als ich mein Unternehmen gründete, befand ich mich in einer persönlichen Krise. Ich war arbeitslos und mein Traum zu promovieren hatte sich als nicht realisierungsfähig herausgestellt. Über mehrere Umwege habe ich nun eine Möglichkeit gefunden, mein Interesse an Wissenschaft mit meinen Talenten zu verbinden. Dass ich darüber hinaus auch noch selbstbestimmt als mein eigener Chef arbeiten kann, empfinde ich als großen Luxus. Andreas Büttner Ein Weg, Unternehmer zu werden, besteht sicherlich in der Kraft, die einen antreibt, anderen zu zeigen, dass es besser oder auch anders geht. Das Gefühl und der Antrieb, der sich in Jahren unselbständiger Tätigkeit herausgebildet hat, dass viele Sachen nicht optimal laufen, aber man selbst nicht erhört wurde, da man keine Entscheidungsgewalt besaß. Die Anfänge sind kräftezehrend, voller emotionaler und persönlicher Niederschläge. An manchen Tagen ist keinerlei Licht am Ende des Horizonts zu entdecken. Man fragt sich, wozu all diese Entbehrungen und persönlichen Verletzungen hilfreich sein mögen. Doch es ist der Wille, es den Zweiflern und Skeptikern zu beweisen und die Freude daran, selbstbestimmt agieren zu können. Letztlich sind die größten Hürden überwunden und nichts ist schöner als recht zu behalten.