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KLIMAZIELE IM GEBÄUDESEKTOR
„ Mehr Mut für konsequente Entscheidungen und ein klares Bekenntnis zur Wärmepumpe “
Der Gebäudesektor bleibt aktuellen Studien zufolge weit hinter dem Sektorziel des Klimaschutzgesetzes zurück . Im Gebäude hat die Heizung den größten Energiehunger . Rund 80 Prozent der verbrauchten Energie im Haushalt gehen auf das Konto der Wärme- und Warmwassererzeugung . Wie müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden , um noch die Klimaziele zu erreichen ? Ein Interview mit STIEBEL ELTRON- Geschäftsführer Dr . Nicholas Matten .
Im vergangenen Jahr wurden 120.000 Heizungs- Wärmepumpen installiert , rund 40 Prozent mehr als 2019 . Was braucht es aus Ihrer Sicht , damit die Wärmepumpe ihr Potenzial weiter ausschöpfen und an dem aktuellen Boom festhalten kann ? wie es zahlreiche Experten und auch Politiker mittlerweile fordern , wäre die Wärmepumpe sofort mit Abstand das wirtschaftlichste Heizsystem .
Es gibt mehr als 20 Millionen Gebäude . Wie schnell ginge das mit der Umstellung des kompletten Bestands ?
Technisch gesehen kann eine Wärmepumpe fast jedes Gebäude versorgen . Aber auch Pelletheizungen und Fernwärme werden nicht aussterben , wobei die Fernwärme beispielsweise mit Wärmepumpen auch dekarbonisiert werden muss . Die meisten Studien gehen von einem Bedarf von 14 bis 16 Millionen Wärmepumpen im Jahr 2050 aus .
Ginge es in dem aktuellen Wärmepumpen- Installationstempo weiter , würden wir dieses Ziel im Jahr 2138 erreichen …
Es muss schneller gehen . Zumal Wärmeerzeuger eine Lebensdauer von rund 20 Jahren haben . Die in Deutschland vertretenen Hersteller
er wird ganz sicher keine Rolle spielen im häuslichen Wärmebereich . Die direkte Stromnutzung in Wärmepumpen ist der effizienteste Weg , Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen . Eine Wärmepumpe braucht nur einen Teil Strom , um drei bis vier Teile Wärme zu erzeugen . Würden wir Umwege über Wasserstoff oder Synthesegase gehen , kämen bestenfalls drei Viertel des für die Umwandlung notwendigen Stroms als Wärmeenergie beim Kunden an . Man benötigt also für die gleiche Menge Wärme beim Umweg über grünen Wasserstoff vier- bis fünfmal so viel Ökostrom wie mit einer Wärmepumpe . Außerdem werden wir grünen Wasserstoff in großen Mengen für Flugverkehr und Gütertransport sowie in der Industrie benötigen . Volkswirtschaftlich kann es uns nicht egal sein , wie viel Grünstrom wir insgesamt einsetzen müssen .
Dr . Nicholas Matten , Geschäftsführer , STIEBEL ELTRON
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe WPL 25 ist ideal für den Einsatz im Bestand geeignet . Hier hat sie einen alten Gaskessel als Heizungsanlage abgelöst .
Das Plus bei Wärmepumpen ist nett , aber immer noch viel zu gering . Wenn sich die Politik klar zu einem Ziel von 500.000 oder besser 800.000 Wärmepumpen pro Jahr bekennen würde , hätte die Branche die notwendige Sicherheit für Investitionen und würde auch entsprechende Kapazitäten aufbauen . Neben dem Commitment der Politik braucht es aber natürlich auch entsprechende Maßnahmen , um das Ziel zu erreichen . Das größte Hemmnis für den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen sind die fragwürdigen aktuellen Energieträgerpreise . Strom , selbst Wärmepumpenstrom , ist im Verhältnis zu den Kosten für Gas oder Öl viel zu teuer – was nicht den Erzeugungs- , sondern vorrangig den staatlich induzierten Preisbestandteilen geschuldet ist . Bei den Betriebskosten liegen umweltfreundliche Wärmepumpen und fossile Brenner daher aktuell etwa gleichauf , obwohl die Wärmepumpe nur einen Bruchteil der Energiemenge benötigt . Würde man die EEG-Umlage vom Strom herunternehmen ,
Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft
von Wärmepumpen haben sich daher das Mindestziel gesetzt , rund eine halbe Million Anlagen pro Jahr ins Feld zu bringen .
Kritisch sieht man bei Stiebel Eltron die Diskussionen zum Thema „ Grüner Wasserstoff “. Können Sie uns hierzu Ihre Sichtweise näher erläutern ?
Wir stehen dem Thema skeptisch gegenüber , weil in der Diskussion um grünen Wasserstoff einiges durcheinandergewürfelt wird . Grüner – also aus erneuerbarem Strom erzeugter – Wasserstoff wird eine wichtige Rolle spielen in der Energiewende . Aber
Wärmepumpen sind vollwertige Heizungen und können nicht nur in Neubauten effizient für Warmwasser und Heizung sorgen – auch im Altbau sind sie das Mittel der Wahl , um umweltfreundlich und effizient zu heizen . Aus einer Kilowattstunde Strom macht die Wärmepumpe mittels Umweltenergie aus der Luft , dem Erdreich oder dem Grundwasser rund drei bis fünf Kilowattstunden Wärme . „ Diese Effizienz ist unschlagbar “, so Nicholas Matten . „ Hartnäckig halten sich Vorurteile , Wärmepumpen seien nur in Verbindung mit einer Fußbodenheizung oder einer Modernisierung des Gebäudes sinnvoll – das ist aber Unsinn . Effiziente Wärmepumpen sind längst in der Lage , einen Altbau , auch wenn die Wärme über Heizkörper oder Radiatoren verteilt wird , effizient zu beheizen .“ Das fördert auch der Staat : Ersetzt eine effiziente Wärmepumpe eine alte Gasheizung , übernimmt der Staat 35 Prozent der gesamten Investitionskosten , beim Austausch einer Ölheizung sind es sogar 45 Prozent .
Was wünschen Sie sich für die weitere Entwicklung der Wärmewende und speziell für die Zukunft der Wärmepumpe ?
Mehr Mut für konsequente Entscheidungen , ein klares Bekenntnis zur Wärmepumpe und mehr Tempo in der Umsetzung . Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft . Das muss die Branche noch viel klarer artikulieren , insbesondere die Verbände von Hersteller- und Handwerksseite – und zwar sowohl der Politik als auch den eigenen Mitgliedern gegenüber . Österreich hat es vorgemacht und ein klares Zeichen gesetzt : Der Einbau von Gasheizungen in Neubauten ist dort ab 2025 verboten , schon ab 2022 dürfen Öl- und Kohleheizungen nicht mehr durch einen fossilen Brenner ersetzt werden . Die Entscheidung zeigt den Bürgern : Das Verbrennen von Öl und Gas hat keine Zukunft . Zukunftssichere Heizungen sind umweltfreundlich – ohne fossile Brennstoffe .
Mehr Informationen unter : stiebel-eltron . de