+3 Magazin September 2018 | Page 6

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Bernd Meurer , Präsident Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste ( bpa )
Unentbehrliche Profis
Altenpflege ist ein vielseitiger Beruf mitten im Leben und nah am Menschen . Altenpflegerinnen und -pfleger brauchen ein Gespür für die individuellen und sozialen Bedürfnisse älterer Menschen sowie als Soft Skills viel Geduld und Empathie . Darüber hinaus ist Interesse an medizinischen und pflegewissenschaftlichen Fragestellungen ebenso notwendig wie die
Thorsten Schulten , Referent Arbeits- und Tarifpolitik in Europa , Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut ( WSI ) der Hans-Böckler-Stiftung
Fähigkeit , Aufgaben im Bereich der Betreuung , Organisation und Verwaltung zu meistern und im Team zu arbeiten . Für gelernte Altenpflegerinnen und -pfleger bieten sich zahlreiche Aufstiegschancen , zum Beispiel in die Praxisanleitung oder die Leitung eines Pflegeheims beziehungsweise eines ambulanten Dienstes . Auch im Krankenhaus sorgt der hohe Anteil
96 % Feuerwehrleute
Sanitäter
+ 3
+ 6
+ 8
96 % + 10
+ 5 95 %
+ 6
Krankenschwestern / -pfleger
90 %
Apotheker
+ 3 + 3
Ärzte
älterer pflegebedürftiger Menschen für hohen Bedarf . Darüber hinaus ist die Tätigkeit in der Altenpflege aufgrund des demografischen Wandels zukunfts- und krisensicher , und Pflegeeinrichtungen gibt es überall . Auch in Zeiten der Digitalisierung zählt die Altenpflege zu den sichersten Berufen in Deutschland . Im Schnitt bleiben die Beschäftigten in der Altenpflege
GUTER RUF Diese Berufsgruppen haben die höchsten Vertrauenswerte
89 %
+ 6 + 2
+ 10 89 % + 13
Lok- , Bus- , U-Bahn- , Straßenbahnführer
+ 4 87 %
+ 2 Piloten
86 %
Ingenieure , Techniker
+ 8 + 2
Lehrer
-3
82 % -7
+ 11 82 %
+ 19
Polizisten
78 % Landwirte
77 % Handwerker
-5 -8
+ 1 -2
ihrer Profession über 19 Jahre treu – was belegt , dass die Arbeit für sie nicht nur ein Job , sondern auch sinnstiftende Berufung ist . Dem Bundesinstitut für Berufsbildung zufolge liegt die sogenannte Stayer-Quote in den Pflege- oder Gesundheitsberufen damit bei 74 Prozent – während im Durchschnitt aller Berufe nur 47 Prozent in ihrem erlernten Beruf verbleiben .
75 % Architekten
+ 1 -1
+ 15 75 %
+ 5
Richter
+ 14 72 % + 14
Rechtsanwälte
71 % Taxifahrer
+ 7 + 5
Differenz zu Europa
Differenz zu weltweit
Umfrage unter 29.777 Personen weltweit , darunter 1.978 in Deutschland , Herbst 2015
In Würde leben
Welche Arbeit zählt ? Jede Arbeit ! Aber nicht jede Arbeit erhält die entsprechende Anerkennung . Dies zeigt sich vor allem beim Lohn . In vielen Bereichen werden in Deutschland extrem niedrige Löhne gezahlt . Das gilt vor allem für private Dienstleistungen , ohne die unser Alltag kaum denkbar wäre . Angefangen von Zustellern , die uns die
Zeitung und Pakte vom Online-Shopping bringen , über die Beschäftigten in der Gastronomie , die für unser leibliches Wohl sorgen , bis zu den Reinigungskräften , die für uns eine saubere Umgebung schaffen . Diese und viele andere Berufsgruppen bilden heute einen der größten Niedriglohnsektoren in Europa . Nicht zufällig sind hier vor allem Frauen und Menschen mit Migra-
Quelle : GfK
tionshintergrund beschäftigt . Was diesen Gruppen fehlt , ist oft nicht nur die Wertschätzung ihrer Arbeit , sondern auch die politische Mächtigkeit , höhere Löhne durchzusetzen . Die Einführung eines allgemeinen Mindestlohns war deshalb ein wichtiger und notwendiger Schritt . Allerdings ist das Niveau von derzeit 8,84 Euro pro Stunde so niedrig , dass man selbst bei einer Vollzeitstelle
kaum über die Runden kommt . Der Mindestlohn sollte deshalb zu dem werden , was im Englischen als „ Living Wage “ bezeichnet wird – also zu einem Lohn , der eine vollwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht . Wahrscheinlich müsste man dann für die eine oder andere Dienstleistung etwas mehr bezahlen . Das sollte es uns aber Wert sein , denn jede Arbeit zählt .
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE

MACH WAS DRAUS , KOMM IN DIE AGENTUR

Wie begeistert man junge Talente von der Arbeit in Agenturen ?

Wir sprachen mit Christiane Schulz , Präsidentin der Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland ( GPRA ) über die Recruiting-Kampagne „ Mach was draus . Komm in die Agentur .“
Haben Agenturen ein Problem , junge Menschen für ihre Branche zu begeistern ? Agenturen hatten mal ein cooles Image , Serien wie „ Mad Men “ zeigen es . Das ist leider nicht mehr so . Einige Vorurteile halten sich beharrlich , zum Beispiel dass es keine Work-Life-Balance gibt oder Familie und Beruf nicht vereinbar sind . Aber die Agenturwelt hat sich weiterentwickelt . Es gibt flexible Arbeitszeitmodelle , Sabbaticals , Angebote zum Thema Gesundheit und vieles mehr . Was aber die Arbeit in Agenturen wirklich reizvoll macht , ist , dass man gestalten kann . Die Agenturen in Deutschland arbeiten für die renommiertesten Unternehmen der Welt , es gibt vielfältige Projekte , agile Arbeitsprozesse , flache Hierarchien , schnell Weiterentwicklungsmöglichkeiten . Unsere Herausforderung war , wie wir die Vorurteile aktiv entkräften können .
Wie haben Sie das Problem gelöst ? Eine Agentur allein kann das Image nicht ändern . Erstmalig schlossen sich daher alle zentralen Kommunikationsverbände GWA , CMF , FAMAB , OMG , BVDW und GPRA zusammen , um eine gemeinsame Initiative zu starten . Daraus ist dann die Hochschulkampagne entstanden .
Hochschulpromotion im Rahmen der Kampagne
„ Das Agentursurfing war für mich eine einmalige Gelegenheit , um einen umfangreichen Einblick in die Agenturlandschaft zu bekommen . Die Arbeit empfand ich – wie auch die Agenturen selbst – als bunt , facettenreich und inspirierend .“
Daniela Kaiser , Agentursurferin 2017 , heute Trainee Art Direction , Content Development bei Profilwerkstatt
Die Kampagne läuft gerade zum zweiten Mal . Wie hat sie funktioniert ? Ziel der Kampagne war , das Profil von Agenturen als Arbeitgeber zu schärfen und den Nachwuchs für die Branche zu begeistern . Mit der klaren Botschaft : „ Wenn Du Vielfalt liebst und den Willen hast , etwas gemeinsam zu gestalten , ist die Agentur der richtige Ort für Dich .“ Kernstück der Kampagne war das Agentursurfing , das die Vielfalt der Agenturen persönlich erlebbar machte . Sechs Agenturen konnte man in einem zwölfwöchigen Praktikum kennenlernen und einmalige Kontakte bei Digital- , PR- , Live- , Klassik- , Content-Marketing- und Media-Agenturen knüpfen . Aus allen Bewerbungen haben wir 67 Agentursurfer ausgewählt und sie auf Erlebnisreise geschickt . Agenturen und Surfer berichteten dann über die sozialen Kanäle über ihre Erfahrungen .
Ist das Ziel der Kampagne erreicht worden ? Die Kampagne ist ein großer Erfolg . 75 Prozent der Surfer können sich vorstellen , später in einer Agentur zur arbeiten . 97 Prozent würden das Agentursurfing weiterempfehlen . Einige Surfer des ersten Jahrgangs wurden inzwischen von Agenturen eingestellt . Die Kampagne hat gezeigt , dass die Verbände im Schulterschluss einen Unterschied machen können . Daher gibt es ein klares Bekenntnis der Verbände , einen weiteren Schritt zu gehen und das Thema Employer Branding für ihre Agenturen auf die nächste Stufe zu heben . Das ist nicht nur wichtig für die Agenturwelt in Deutschland , sondern auch für die Wirtschaft .