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Allison Düttmann , Zukunftsforscherin Foresight Institute Kalifornien
Die Warum-nicht-Logik
Nimmt man als Vergleichsobjekt das Silicon Valley , lautet die Antwort : Deutschland ist nicht so richtig digital . Hauptgrund dafür ist die unterschiedliche Aufgeschlossenheit des Einzelnen und der Gesellschaft . Dem deutschen Perfektionismus und akribischem Planen steht die individuelle proaktive Experimentierfreude des Valleys gegenüber : Lernen passiert während Prototyp , Beta-Version , Produkt 2.0 – ohne absehbares Ende . Das gilt für Start-ups , die nach Moonshots greifen , aber auch für die generelle Leitkultur des Silicon Valley , in der Traditionen , Hierarchien
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und Titel keine Rolle spielen ; alles kann neu erfunden werden . Diese elementare Aufgeschlossenheit resultiert nicht nur in einer frühen Adoption von Technologien , sondern im Willen verschiedene auszuprobieren , bis die optimale gefunden ist . Während in Deutschland der vornehm zugeknöpfte Individualismus dominiert , wird die Shareconomy hier innig gelebt : In Kooperationen teilen Menschen Haus , Auto und Haustier und die eigene Arbeit wird als Open Source freigegeben . Das Prinzip des Teilens beflügelt den Digitalismus : Das Lebensumfeld strotzt nur so vor Events , in denen Tech-Interessierte zusammenkommen , um ihr Wissen zu teilen , was den Schneeballeffekt verstärkt , der Technologien „ viral “ gehen lässt . Von den Eigenschaften , die das Valley zum digitalen Spitzenreiter machen , könnte man sich mindestens zwei Scheiben abschneiden : mehr experimentieren und mehr teilen ! |
Daniela Fischer , Leserin
Wir waren mal Stars
Immerhin wurde der erste frei programmierbare und funktionsfähige Digitalrechner von einem Deutschen erfunden : Der erste Computer war der Z3 von Konrad Zuse . Wie will uns da noch eine andere Nation schlagen ?
Eva Regensburg , Leserin
Verweigerung zwecklos
Wer Kinder hat , kann leichter Schritt halten in dieser rasenden , sogwirkenden Digitalisierung . Streichelhandy , Apps , digitale Präsenz und Lebensorganisation
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lassen einen auch jenseits der 55 an dieser gesellschaftlichen Digitalisierung teilhaben . In atemberaubender Geschwindigkeit kann ich mir Ökogemüse bestellen , meine Fahrkarte besorgen , mich bewerben und bisher unergründliche Informationen , Wissensanhäufungen und Recherchen eruieren . Die Geschwindigkeit ist phänomenal , raubt mir den Schlaf , ist aber mittlerweile Lebenselixier und unverzichtbar . Zwischen gesellschaftlichem Anteil oder Sucht pendelnd kann Organisation , Partizipation und Kommunikation stattfinden , die Menschen außerhalb dieser digitalen Sphären ins Abseits katapultiert . Nicht mehr wegzudenken , wahnsinnig praktisch , lebenserleichternd – es ist die individuelle Lebenskunst , sich hier den geeigneten Entschleunigungsweg zu bahnen , das Weniger-ist-mehr zu finden , um sich Muße und Kreativität zu bewahren . Aber ohne die Digitalisierung geht nichts mehr ! |