+3 Magazin Oktober 2019 | Page 4

+1 4 WIR FRAGEN: WIE WIRD MAN ZUM GRÜNDER? ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] 64 Prozent der Führungskräfte und Unternehmer treiben (nach eigenen Angaben) regelmäßig Sport – in der Gesamt- bevölkerung ist es nur jeder Achte. Quellen: VuMA, Wirtschaftswoche © iStock./gruizza Lea-Sophie Cramer, Gründerin Amorelie Die Erfahrung deines Lebens Es gibt zwei Arten der Initialzün- dung für Gründer: Entweder wollen sie ein Problem lösen oder einen Zu- stand verbessern und entwickeln da- durch den Drang, etwas Eigenes zu erschaffen – oder sie erkennen, dass Risikobereitschaft, Entscheidungs- stärke, Dynamik und Ideenreichtum in der Konzernwelt nicht immer auf fruchtbaren Boden treffen. Bei mir war es eher Zweiteres – gepaart mit dem Wunsch, unsere Gesellschaft vo- ranzubringen. Mich reizen am Unter- nehmertum drei Dinge. Erstens die Unabhängigkeit: Ich bin frei, sehe di- rekt, was ich schaffen kann, und ent- scheide selbst, ob und wie ich etwas machen will. Zweitens das Team: Für mich wird es zur Familie, da wir selbst unsere Werte und Leitplanken defi- nieren, und der Gang ins Büro fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Drittens die persönliche Weiterent- wicklung. Es ist eine verrückte Rei- se mit den „highest highs und lowest lows“ und mit viel Verantwortung: Durch all das sicher und erfolgreich durchzusteuern, ist meine Aufgabe als Gründerin und Geschäftsführerin. Diese spannende und lehrreiche Er- fahrung als Gründer sollten sich mehr Menschen zutrauen – gerade Frauen. Im Pitch achte ich auf das Team. Wie groß ist es und wie gut finde ich die Gründer? Würde ich sie selbst einstel- len? Was ist das Alleinstellungsmerk- mal und kann man das verteidigen? Mit der Vision fängt alles an. Und dann heißt es: Einfach mal machen. Günter Faltin, Vorstand Stiftung Entrepreneurship Ein gutes Konzept ins Rennen schicken Die Arbeit am Gründungskonzept ist ein erster, wichtiger Schritt. Einfälle gibt es viele, aber wirklich gute Kon- zepte sind rar. Konzepte, die ökono- misch, möglichst auch ökologisch überzeugen. Das heißt: Abstand zum Thema gewinnen, recherchieren, tüf- teln, verwerfen, neu anfangen – so lange, bis man mit klaren, deutlich er- kennbaren Wettbewerbsvorteilen im Markt antreten kann. Aber dabei sollte man eins nicht vergessen: Ein neues, innovatives Konzept ist ein Bündel von Annahmen. Mein Rat an Gründerin- nen und Gründer: Prüft eure Annah- men. Ist das Konzept wirklich so rea- listisch, wie ihr glaubt? Also raus in die Praxis und testen, testen, testen, bevor ihr ins volle Risiko geht. Die Qualität des Gründungskonzepts ist, so meine Erfahrung, wichtiger als die Menge an Kapital. Kopf schlägt Kapital. Lean En- trepreneurship ist heute angesagt. Ein überzeugendes Konzept, in der Praxis überprüft, mit ersten Kunden – mit solchen Vorgaben kann man Kapital- gebern, wenn man sie denn überhaupt braucht, ganz anders gegenübertreten. Und noch ein zweiter Punkt ist wich- tig: Arbeitsteilung nutzen. Nicht alles selbst machen, sondern auf die Füh- rungsaufgaben fokussieren. Ich nenne das: Gründen mit Komponenten. Mit professionellen Partnern, die ihre Sa- che wirklich verstehen und frühzeitig auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Das Gründungskonzept muss so gut sein, dass es solche professionel- len Hilfen finanzieren kann.