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RAPSANBAU STATT
REGENWALDRODUNG
Das Erreichen der globalen und nationalen Klima-
schutzziele ist eine der zentralen Herausforderungen
der kommenden Jahrzehnte. Diese Aufgabe ist außer-
ordentlich komplex und eines ist heute schon klar:
Die eine große Lösung des Problems gibt es nicht.
Nur das Zusammenspiel vieler verschiedener
Maßnahmen, die alle Aspekte der Nachhaltigkeit
in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hin-
sicht berücksichtigen, wird Erfolg haben. Erfüllen
Klimaschutzmaßnahmen diese Kriterien nicht,
muss man auf sie verzichten, auch wenn sie zur
Klimagasreduktion grundsätzlich beitragen kön-
nen. Der Einsatz von innovativen Biokraftstoffen
trägt erwiesenermaßen zur Einsparung von CO 2 -
Emissionen bei. Wird für ihre Produktion jedoch
Regenwald gerodet, kann von Nachhaltigkeit nicht
mehr die Rede sein. Stammen die Rohstoffe hin-
gegen aus einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten
heimischen Landwirtschaft, sollte ihr Kli-
maschutzbeitrag unbedingt genutzt werden.
Denn anders als bei der E-Mobilität sind Bio-
kraftstoffe bereits heute flächendeckend ver-
fügbar und es muss nicht erst auf den Aufbau
einer entsprechenden Infrastruktur gewartet
werden.
lich, dass die Verwendung von Agrarrohstoffen für
eine energetische Nutzung nicht zulasten der Nah-
rungsmittelverwendung geht. Ein Blick auf die in-
ternationalen Märkte zeigt, dass die weltweite Ver-
sorgungssituation dank der guten Ernten mehr als
ausreichend ist. Rein rechnerisch müsste weltweit
niemand hungern. Dennoch gibt es eine kritische
Ernährungssituation in vielen Teilen der Welt. Die
dafür verantwortlichen Unterschiede in der Ver-
fügbarkeit von Agrarrohstoffen sind in erster Linie
die Folge einer Verteilungsproblematik, nicht die
einer globalen Unterversorgung aufgrund konkur-
rierender Verwendungen für Kraftstoffe und Fut-
termittel. Die Überproduktion in Asien sowie in
Nord- und Südamerika ist so groß, dass der Preis
für Getreide wie Weizen, Mais, Reis und Raps auf
einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau liegt.
Dadurch steckt die Landwirtschaft in einem ei-
gentlich untragbaren Dilemma: Rein ökonomisch
Innovative Mobilität
Nachhaltig zertifizierter und treibhausgas-
optimierter Biodiesel aus Raps bietet schon
heute einen marktreifen Einstieg in eine
dekarbonisierte Mobilität. Er ist flächende-
ckend verfügbar, beispielsweise für Fahr-
zeugflotten, als Kraftstoffkomponente für
Hybridfahrzeuge, im Schwerlastverkehr, in
der Landwirtschaft und im Schiffsverkehr.
Die heute in Deutschland hergestellten Bio-
kraftstoffe stellen ebenso viel Energie bereit
wie 10.700 Windkraftanlagen durchschnitt-
licher Energieleistung; dies entspricht 38 Prozent
aller installierten Anlagen. Würde man diesen Bio-
kraftstoffanteil vollständig durch Elektromobilität
ersetzen, würden somit 38 Prozent des deutschen
Windstroms für den Verkehrsbereich aufgewen-
det werden müssen. Ein weiterer Ausbau der Bio-
kraftstoffanteile ist technisch möglich und klima-
politisch sowie wirtschaftlich absolut sinnvoll.
Biokraftstoffe haben 2016 bereits 7,3 Millionen
Tonnen CO 2 eingespart – ein Potenzial, das noch
um ein Vielfaches angehoben werden kann. Die
Anforderungen an die Nachhaltigkeit schließen so-
ziale Aspekte mit ein. So ist es zwingend erforder-
zent wird aber nur ein Bruchteil der Anbaufläche
für die Biokraftstoffproduktion genutzt. Der glo-
bal stetig steigende Bedarf an Eiweißfuttermitteln,
insbesondere nach Sojaschrot, bestimmt die An-
bauentwicklung. In Südostasien lassen veränderte
Essgewohnheiten und eine steigende Nachfrage
nach Speisefetten die Nachfrage nach Palmöl stei-
gen. Problematisch ist deshalb die Diskussion, zu
welchem Endverwendungszweck schlimmstenfalls
Urwald gerodet wird. Strenge Vorschriften und in-
ternationale Abkommen müssen das Problem der
Urwaldrodung lösen. Hier steht die Politik in der
Verantwortung! 2016 wurden in Deutschland 9,4
Millionen Tonnen Rapssaat verarbeitet, davon 44
Prozent aus dem Ausland. Die Ölmühlen stellten
4,1 Millionen Tonnen Rapsöl und 5,3 Millionen
Tonnen Rapsschrot bereit. Sie sicherten damit
einerseits die Biokraftstoffbeimischung und das
Angebot von Deutschlands beliebtestem Speise-
öl, andererseits lieferten sie wertvolles gen-
technikfreies Rapsschrot für die heimische
Milchviehfütterung. Im Jahr 2015 wurde in
der Bundesrepublik erstmals mehr Raps- als
Sojaschrot verfüttert. So verringert Raps die
Abhängigkeit von gentechnisch verändertem
Soja in der Tierfütterung. Zudem können die
Milchprodukte mit dem Hinweis „ohne Gen-
technik“ vermarktet werden.
Gentechnikfreies Eiweiß
betrachtet, müsste der Landwirt sein Getreide ins
Heizkraftwerk statt zur Getreidemühle bringen.
Die Agrarexportnationen reagieren auf den Preis-
verfall und schaffen regionale Absatzmärkte über
Biokraftstoffquoten. Somit ist der landwirtschaft-
liche Sektor weltweit ein wichtiger Garant für die
Erreichung der globalen Klimaziele im Verkehrs-
sektor geworden. Durch den Einsatz von Biokraft-
stoffen kann bereits eine Einsparung an Treib-
hausgasen von bis zu 70 Prozent im Vergleich zu
fossilen Kraftstoffen erreicht werden. Weltweit
werden auf einer Fläche von über 1,7 Milliarden
Hektar Kulturpflanzen angebaut. Mit vier Pro-
Die Bereitstellung von Rapseiweißfutter ist
unmittelbar an die Biodieselproduktion ge-
koppelt. Verbraucher tanken Biodiesel als Be-
standteil von B7-Diesel. Sollte zukünftig kein
Raps-Biodiesel mehr im Tank gewünscht
sein, wie es Pläne der EU vorsehen, müss-
ten 60 Prozent der hierzulande verwende-
ten Rapsschrotmenge in der Tierernährung
durch weitere Importe von gentechnisch mo-
difiziertem Sojaschrot ersetzt werden. Diese Soja-
importe würden eine Million Hektar mehr Anbau-
fläche in Südamerika notwendig machen – oft auf
ehemaligen Waldflächen oder durch Umnutzung
von Ackerflächen. Damit würde sich der Trend,
einheimische gentechnikfreie Eiweißträger zu för-
dern, nicht nur umkehren, sondern es würde auch
der Rodung weiterer Regenwaldflächen Vorschub
geleistet.
Den vollständigen Beitrag aus dem aktuellen
„Rapsmagazin 2018“ können Sie online nachlesen
unter: www.ufop.de/medien