+3 Magazin November 2019 | Page 17

+3 Michael Reber, Landwirt Zurück zur Basis Der Boden ist unsere Lebensgrundla- ge. Aber was machen wir mit ihm? Wir treten ihn mit Füßen, nicht nur buch- stäblich, sondern auch im übertrage- nen Sinn: Straßen- und Wohnungsbau entziehen uns unsere Lebensgrundlage dauerhaft, ebenso wie Wind- und Was- sererosion. Dabei schlummert so viel Potenzial in ihm. Würden wir es schaf- fen, weltweit auf den landwirtschaft- lich genutzten Flächen wieder Humus aufzubauen, so könnten wir große Tei- le des vom Menschen emitierten CO 2 wieder einbinden, ganz einfach über die Grundlage von Leben auf der Erde: die Photosynthese. Die Innovation ist also eigentlich keine. Wir müssen nur die natürlichen Prozesse wieder ver- stehen und versuchen, sie in den heu- tigen landwirtschaftlichen Betrieben anzuwenden. Die Natur imitieren ist das Mittel der Wahl. In der Natur gibt es nur sehr wenige unbewachsene Flä- chen. Heißt: die Felder bewachsen hal- ten. Mit Pflanzengemengen zu arbeiten erhöht auch die Vielfalt an Biologie im Boden, denn die ist essenziell, wenn wir mit Nährstoffen effizienter umgehen wollen. Organischer Dünger ist nicht böse, wenn er richtig angewendet wird – er ist die Basis. Idealerweise kommen die Tiere wieder auf die Felder. Da gibt es sehr spannende Beispiele. Wir könn- ten also sehr viele Fliegen mit einer Klappe schlagen. Leider steht dem ganz aktuell noch sehr viel Bürokratie hier in Deutschland und in Europa entgegen. Aber mit einem gesellschaftlichen Kon- sens werden wir es schaffen. Kathrin Specht, Agrarwissenschaftlerin Institut für Landes- und Stadtentwicklungs- forschung (ILS) Landbau wird urban Das 21. Jahrhundert wird oft als das „Jahrhundert der Städte“ bezeichnet, da erstmalig in der Menschheitsge- schichte die Mehrheit der Weltbevöl- kerung in Städten lebt. Die meisten Lebensmittel haben lange Transport- wege hinter sich, bevor sie diese Men- schen erreichen, da unser modernes Landwirtschaftssystem auf der räum- lichen und zeitlichen Trennung von Produktion und Konsum basiert. Die Überwindung großer Distanzen be- nötigt viel Energie und CO 2 , denn die Lebensmittel müssen nicht nur zu den Konsumenten gefahren oder geflogen, sondern während der Transportphasen auch gekühlt, gelagert und überdies für den Transport verpackt werden. 17 Christine Zimmermann-Lössl, Vorstand Association for Vertical Farming Alternative zum Feld Die Landwirtschaft und die Nah- rungsmittelproduktion insgesamt tragen in ihrer jetzigen Form ohne Zweifel zu unseren prekären Umwelt- Die urbane Landwirtschaft holt das Bewusstsein für die Lebensmitteler- zeugung zurück in die Stadt. Angebaut wird beispielsweise auf Brachflächen, Gemeinschaftsflächen oder Dächern. Dabei liegen die stärksten Argumente für städtischen Anbau neben der rei- nen Lebensmittelbereitstellung in der Verkürzung der Wege und der effizien- teren Ausschöpfung ungenutzter Ener- giequellen. In der Stadt fallen viele nutzbare Ressourcen wie Regenwasser, Abwärme von Häusern und Fabriken oder organische Abfälle an. Weltweit etablieren sich innovative Konzep- te und der Lebensmittelanbau in der Stadt entwickelt sich zunehmend vom Hobby zu einem möglichen Geschäfts- modell. So klein der momentane Bei- trag der urbanen Landwirtschaft für die Stadt noch zu sein scheint, so wich- tig sind die adressierten Themen für die Städte der Zukunft. und Klimaveränderungen bei. Neue nachhaltigere Produktionsformen sind gefragt. Vertical Farming könnte eine Lösung sein. Der Anbau von Ge- müsen, Salaten, Beeren und Kräutern geschieht hier in geschlossenen Sys- temen, die wie Regale aussehen, in Gebäuden, auf Dächern, in Kellern, alten Fabriken oder Containern. Für Licht sorgen LED-Lampen. Das Kli- ma, also Temperatur und Feuchtig- keit, aber auch der CO 2 -Gehalt, wird so reguliert, dass die Pflanzen ihre op- timale Wachstumsumgebung erhal- ten und auf den Tag genau geerntet werden können. Diese geschlossenen Systeme haben nicht nur den Vorteil, ohne Pestizide und Herbizide auszu- kommen, sondern sparen auch enor- me Mengen Wasser ein. Düngemittel werden maximal wiederverwertet, da alles in einem Kreislaufsystem fließt. Vertical Farming ist heute noch eine Nischenproduktion, die vor allem in Ländern wie Japan, Singapur, USA und Kanada Einzug gehalten hat und zurzeit für frische, leicht verderbli- che Nahrungsmittel eingesetzt wird. Der Anbau von Getreidearten ist in Vertical-Farming-Systemen heute auch schon möglich, aber noch nicht ökonomisch vertretbar. Das wird sich in Zukunft ändern und Vertical Far- ming ohne Zweifel eine der Säulen der Nahrungsproduktion werden. Wir brauchen gesunde nährstoffrei- che Produkte ohne lange Transport- wege, die das Klima und die Natur nicht belasten. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE PRÄZISERE ANWENDUNGEN, NEUE FUNKTIONEN Digital Farming ist weiter auf dem Vormarsch xarvio™ BASF Digital Farming hat früh erkannt, dass die Digitalisierung die Landwirtschaft nachhaltig verändert, und sich als eines der ersten Unterneh- men auf Digital Farming konzentriert. Von dieser Pionierarbeit profitiert der Landwirt heute. „Zum einen arbeiten unsere Anwendungen aufgrund der bereits gesammelten Daten immer präziser, zum anderen erweitern wir sie stetig um neue Funktionen“, erklärt Andree Georg Girg, Managing Director bei xarvio™ BASF Digital Farming. Eines dieser Produkte ist xarvio™ Field Manager. Die Anwendung ana- lysiert unter anderem hochkomple- xe Wetter- und Satellitendaten und bietet dem Nutzer darauf basierend feld- und feldzonenspezifische Emp- fehlungen sowie Biomassekarten für eine optimierte Pflanzenproduktion. „Der Field Manager ist eine prak- tische Entscheidungshilfe. Anhand verschiedener Daten bestimmt er zum Beispiel den bestmöglichen Zeitpunkt sowie die Dosis für einen optimalen Pflanzenschutz. Die Infor- mationen kann der Nutzer jederzeit auf dem Smartphone oder dem Lap- top abrufen“, erläutert der zuständige Produktmanager Joseph Allendorf. Mehr Nutzen durch neue Funktionen Neu im Field Manager ist seit die- sem Jahr der Field Monitor, der ak- tuelle und historische Biomassedaten miteinander vergleicht. So kann der Nutzer identifizieren, welche Feld- zonen besonders produktiv sind und ackerbauliche Maßnahmen effizien- ter planen. In Zukunft können Nut- zer außerdem auf Düngungsempfeh- lungen zurückgreifen und mithilfe des Maisernte-Timers den optimalen Erntezeitpunkt auswählen. Um zu vermeiden, dass Pflanzenschutzmit- tel beispielsweise in naheliegende Ge- wässer eingetragen werden, können Landwirte Daten der Produkt-Ab- standsauflagen direkt auf ihre Termi- nals übertragen und somit benach- barte Biotope automatisch schützen. Ein weiteres digitales Produkt von xarvio™ ist die Scouting App. Sie identifiziert mithilfe von Bilderken- nung Unkräuter, Krankheiten und Blattschäden einer Pflanze, bestimmt ihren Stickstoffgehalt und zählt so- wie klassifiziert Insektenarten. Neu in der Scouting App ist unter ande- rem die Multi-Unkrautbestimmung, die mehrere Unkrautarten und deren Dichte gleichzeitig analysiert. Erfolgsgarantie mit Healthy Fields Pünktlich zur Agritechnica, der Weltleitmesse für Landtechnik in Hannover, präsentiert xarvio™ das dritte Produkt im Portfolio: Healthy Fields. Die Anwendung garantiert dem Nutzer ein pilzfreies Weizenfeld. Der Landwirt muss sich dafür beim Field Manager registrieren und über- lässt die Ausführung der empfohle- nen Pflanzenschutzstrategie einem zertifizierten Lohnunternehmer, der mit xarvio™ zusammenarbeitet. Der zuständige Produktmanager Clemens von Hardenberg erklärt: „Healthy Fields ist unser Qualitätsversprechen. Sind die Ergebnisse am Ende einer Saison nachweislich nicht zufrieden- stellend, erhält der Nutzer einen Aus- gleich in entsprechender Schadens- höhe.“ Sowohl Lohnunternehmer als auch Landwirte können jederzeit das Befallsrisiko, die Empfehlungen des Field Managers, den Status der Ap- plikationsdurchführung und die Do- kumentation der Maßnahmen einse- hen. „So schaffen wir eine umfassende Transparenz zum Gesundheitsstatus jedes einzelnen Feldes und entlasten den Landwirt beim Pflanzenschutz. Hinzu kommt, dass Lohnunterneh- mer technisch oft besser ausgerüstet sind und Pflanzenschutzmaßnahmen deswegen noch gezielter und nachhal- tiger durchführen können“, ergänzt von Hardenberg. Die ersten Berichte aus Testbetrieben waren positiv und lassen vermuten, dass Healthy Fields in Zukunft nicht nur für deutsche Landwirte eine weitere Möglichkeit des Digital Farming sein wird. Mehr Infos unter: www.xarvio.com ›