+3 Magazin März 2020 | Page 16

+2 16 › Michael Voigtländer, Forschungsleiter Finanz- und Immobilienmärkte, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Schnell und günstig Günstige Wohnungen sind in Deutsch- land Mangelware und auch in Zukunft wird es in diesem Segment erheblichen Bedarf geben. Gleichzeitig ist mehr Flexibilität gefragt, denn die Bedar- fe können sich ändern. Das bedeutet, dass es häufiger Ersatzneubau geben kann. Vor diesem Hintergrund sollten wir über die Art des Bauens neu nach- denken, vor allem aber prüfen, ob alle 3.300 Normen im Wohnungsbau tat- sächlich erforderlich sind. In den Nie- derlanden hat man sehr gute Erfah- rungen mit einer Verschlankung der Bauordnung gemacht. Die Baukosten sind dort seitdem langsamer gestie- gen als in Deutschland und es wird mehr auf modulares Bauen gesetzt. Durch Standardisierungen lassen sich etwa Reihenhäuser deutlich günstiger herstellen, ohne dass Abstriche bei Komfort, Ästhetik und Energieeffizi- enz gemacht werden müssen. Gerade bei studentischem Wohnen kann man auch grundlegend über Standards nachdenken. Ist es sinnvoll, dort die gleichen Energiestandards wie im Ein- familienhaus-Segment anzulegen? Ist es für Studierende wirklich zwingend, dass alle Leitungen verputzt sind, oder haben sie nicht vielmehr den Wunsch, möglichst günstig zu wohnen? In den letzten Jahrzehnten ging es immer nur darum, die Qualität des Wohnungs- baus zu steigern. Künftig sollten auch die Kosten stärker in den Blick genom- men werden. Durch Digitalisierungen kann noch viel Potenzial genutzt wer- den. Dass die Herstellungskosten für Wohnungen immer weiter steigen, ist kein Naturgesetz. WOHNUNGSLEERSTAND Vor allem der Osten hat Probleme Ostdeutschland Westdeutschland … unter 5% 176 10 166 … 5 bis unter 10% 181 27 154 Maximilian Adler, Leser Homo adapticus Wagen wir einen Blick in das Land der aufgehenden Sonne. In China gibt es für die westliche Welt kaum vor- stellbare Lösungen, der Wohnungs- not Herr zu werden. Perfekt gestalte- te Zehn-Quadratmeter-Wohnungen sind nur ein Beispiel. Wir werden uns immer mehr mit solchen Alter- nativen beschäftigen müssen, denn Wohnraum wird teurer und wächst bei weitem nicht so schnell wie die Bevölkerung. Also müssen neue und auch ungewöhnliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Mög- licherweise müssen wir in Zukunft auch ein paar Abstriche machen und uns anpassen. Wohngemeinschaf- ten oder eben wesentlich kleinere Anzeige … 10 bis 18% 44 40 4 Anzahl der betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte, 2016 Quellen: BBSR, iw Medien Wohnung werden zur Tagesordnung gehören. Aber auch bei der Ausstat- tung und Energieversorgung wird sich einiges ändern. Häuser werden sich bestmöglich autark mit Energie versorgen, sodass gleichzeitig dem Klimawandel kontra gegeben wird. Alles in allem wird sich hier einiges verändern und ich bin gespannt wie wir diese Frage in zehn Jahren beant- worten. Horst Evers, Autor und Kabarettist Wer billig baut, baut zweimal WERKHAUS will etwas verändern. Wir wollen Ihnen nicht nur inno- vative Lösungen für Ihr Büro und Zuhause anbieten, sondern über- nehmen auch Verantwortung für Mensch und Natur. Wie alle unsere Produkte wird unser modulares WERKBOX-Regalsystem nachhaltig und ausschließlich in Deutschland produziert. Dabei achten wir auf hohe Sozial- und Umweltstandards. www.werkhaus.de Es wäre klug, wenn wir die Zukunft des Wohnens umsichtig und groß- zügig planen würden. Schon heute will in einer Stadt wie Berlin fast je- der, der es sich leisten kann, in einer Wohnung leben, die vor über hundert Jahren erbaut wurde. Während 60er- Jahre-Bauten reihenweise abgerissen werden, würde niemand ernsthaft die Gründerzeithäuser anrühren. Warum? Sie bieten hohe Substanz, große Le- bensqualität und zeitlose Schönheit. Schon wegen der gebotenen Nachhal- tigkeit können wir es uns nicht mehr leisten, alle 40 Jahre neu zu bauen. Unsere neuen Gebäude sollten auf eine hohe Lebensdauer ausgerichtet und an die klimatischen Bedingungen sowie an die Energieerzeugung der Zukunft angepasst sein. Statt Nachverdichtung sollten wir auf ausreichend unver- siegelten Raum auch in den Städten setzen und neuen öffentlichen Raum durch intelligente Verkehrskonzepte gewinnen. Doch wäre dies alles bezahl- bar? Nicht wenn man wahllos Investo- ren umwirbt und denen sagt, sie sollen überall bauen, wo und wie es sich für Felix Marquardt, Leser Über den Dächern Als Kind war ich ein großer Fan der Zeichentrickserie „Die Jetsons“. Be- sonders fasziniert hat mich die fröh- liche, optimistische Vision einer von Kreativität und Technologie geprägten urbanen Zukunft. Die Menschen stre- ben immer mehr in die Städte. Und wir brauchen intelligente Lösungen, um das Zusammenleben aller Bürger auf eine soziale und umweltbewusste Art und Weise zu bewältigen. Interessant finde ich beispielsweise Conceptual- Living-Konzept: Durch den Einsatz von multifunktionalen Möbeln und va- riablen Wandmodulen wird die Woh- nung in diverse Funktionsbereiche eingeteilt. So kann ein Zimmer prak- tisch gleichzeitig als Homeoffice und Wohnzimmer genutzt werden. Aber nicht nur die Inneneinrichtung soll- te smarter werden. Meiner Meinung nach löst der Hochhausbau nicht nur das Problem des Wohnmangels, son- dern kann darüber hinaus auch einen effektiven Beitrag für eine fortschritt- liche urbane Infrastruktur darstellen. Urban Gardening über den Dächern der Stadt – oder, wie bei den Jetsons, Hochhäuser als Landeplätze für Flug- taxis. Verkehrs- und Wohnprobleme lösen sich dann in den Wolken auf. Hendrik Mansch, Leser Wohn-Tetris Die Zukunft des Wohnens wird auch innenarchitektonische Veränderun- gen mit sich bringen. Es gibt jetzt schon Möbel, die multifunktional ge- nutzt werden können. Etwa Schrank- türen, die in der Wand verschwinden und einen Schreibtisch preisgeben. Platz muss sinnvoll genutzt sein, wenn unsere Wohnungen immer klei- ner werden. So können wahre Raum- wohnwunder entstehen, in denen die Einrichtung optimal eingepasst ist. Ihr Name, Leser Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. sie lohnt. Mit einem gewissen Prozent- satz „bezahlbarer“ Wohnungen. Wir benötigen Gemeinsinn und Planung. Die eigentliche Zukunftsfrage lautet: Schaffen wir es, das Wohnen nicht nur über den Markt zu regulieren? Wie stellen wir sicher, dass alle Menschen und Berufsgruppen, die wir in unseren Städten benötigen, sich diese Städte auch leisten können? Hier bräuchten wir wirklich intelligente Lösungen. Nix billiges.