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Sonja Lämmel,
Oecotrophologin
und Pressesprecherin
Deutscher Allergie-
und Asthmabund (DAAB)
Immunsystem im
Dauerstress
Im Laufe der letzten Jahre hat die Zahl
der Menschen mit Allergien und Un-
verträglichkeiten stark zugenommen
und auch für die Zukunft wird eine
weitere Zunahme von Allergien erwar-
tet. Einen Großteil trägt dazu unsere
klinische Umgebung bei. Sie sorgt da-
für, dass sich das Immunsystem lang-
weilt. Alles wird desinfiziert, gewienert
und geputzt. Unser Immunsystem
wird nicht mehr ausreichend trainiert
und schießt sich auf harmlose Dinge
wie Pollen oder Lebensmittel ein. Die-
se Hygiene-Hypothese stützt sich auf
die Annahme, dass der Vormarsch der
apoprivat.de
Allergien in den Industrieländern auf
übertriebener Hygiene beruht und ei-
nen Verlust der natürlichen Immuni-
tät nach sich zieht. Eine weitere The-
orie geht davon aus, dass Schadstoffe
die Allergieentstehung begünstigen.
So werden etwa Pollen durch Um-
welteinflüsse wie Ozon oder Diesel-
ruß immer aggressiver. Hinzu kommt,
dass wir heutzutage eine weitaus viel-
fältigere Allergenbelastung haben als
noch vor 50 Jahren. Schauen wir uns
das Lebensmittelangebot an. Wir ge-
hen immer weiter weg von natürlichen
Lebensmitteln hin zu Fertigprodukten
und Schnellgerichten mit möglichst
wenig Aufwand. Für deren Herstel-
lung sind viele Hilfsstoffe nötig. Die
Qualität der Lebensmittel sinkt zu
Lasten der Gesundheit. Beispiel Erd-
nuss: Heutzutage werden Erdnuss-
bestandteile so vielfältig in unseren
Lebensmitteln eingesetzt, dass in den
letzten Jahren die Zahl der Erdnuss-
allergischen Kinder dramatisch ange-
stiegen ist.
Ganz privat –
können die auch!
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank –
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Ihre persönliche Vermögensanlage geht.
Joe Bausch
Torsten Zuberbier,
Leiter Allergie-Centrum-
Charité Berlin und Gene-
ralsekretär Europäische
Forschungsinitiative ge-
gen Allergien und Asthma
Auf falscher Fährte
Menschen, die eine Allergie bekom-
men, haben genetisch festgelegt die
Neigung, besonders kräftig mit dem
Immunsystem reagieren zu können –
grundsätzlich eine gute Eigenschaft.
Nur richtet sich das Immunsystem
bei der Allergie versehentlich gegen
eigentlich harmlose Umweltstoffe wie
Pollen oder Hausstaub. Die Ursachen
liegen zum einen darin, dass Pollen
in der Stadt mit Schadstoffen belastet
sind. Diese führen zu einer Irritation,
etwa der Nasen- oder Augenschleim-
haut, und das wiederum reizt das
Immunsystem. Zum anderen aber ist
das Immunsystem auch hierarchisch
aufgestellt. Wenn schwere Erkran-
kungen vorliegen, bei denen Allergiker
übrigens eine bessere Chance haben zu
Claudia Traidl-Hoffmann,
Direktorin Institut
für Umweltmedizin,
Technische Universität
München
Und wieder der
Klimawandel
Unser Immunsystem wird unbemerkt
„scharf gestellt“, das heißt auf be-
stimmte Allergene sensibilisiert. Dies
geschieht zunächst ohne Symptome
wie Schnupfen oder Juckreiz. Bei ei-
nigen Menschen treten bei erneutem
Kontakt mit Allergenen Symptome
auf. Dies geschieht plötzlich, ohne
leicht bemerkbare Vorwarnung. Erst
jetzt spricht die Medizin von einer al-
lergischen Erkrankung oder Allergie.
Durch den Klimawandel verändern
überleben, kümmert sich das Immun-
system zunächst um diese. Dies ist
Grundlage der sogenannten Hygiene-
theorie. Wächst man nicht mit gefähr-
lichen Bakterien auf, kümmert sich das
Immunsystem um weniger gefährliche
Stoffe und nimmt eventuell auch All-
ergene in den Fokus. Glücklicherweise
kann man Allergien inzwischen sehr
gut behandeln. Es gibt einerseits die
Immuntherapie, die Allergien zurück-
drängen kann und das Immunsystem
wieder tolerant macht. Gerade jetzt
gilt für die Betroffenen jedoch die Bot-
schaft: Symptomatische Behandlung
ist wichtig. Medikamente wie nicht
müde machende Antihistaminika oder
Cortison-Nasensprays, die nicht mehr
in die Blutbahn übergehen, sind jetzt
eine gute Möglichkeit, beschwerdefrei
durch das Frühjahr zu gehen. Fragen
Sie Ihren Arzt hierzu.
Schauspieler, Autor, Arzt
und apoBank-Mitglied
sich Trocken- und Regenphasen: Wet-
terextreme nehmen zu und neue bio-
logische Nischen entstehen. Dadurch
gibt es mehr Pollen von mehr Pflanzen
mit hohem Allergiepotenzial über fast
das gesamte Jahr hinweg und mit teils
aggressiveren Pollen. Diesen Effekt
verstärkt die Verstädterung, da die na-
türliche Vielfalt, mit der wir Menschen
auf dem Land über Tiere oder Natur in
Berührung kommen, darunter leidet.
Zu den klimabedingten Umweltver-
änderungen kommen menschenver-
ursachte (Luft-)Schadstoffe hinzu, die
unser Immunsystem empfänglicher
für Allergene machen und so den Weg
zur Allergie bahnen. Das ist ein Grund,
weshalb in industrialisierten Ländern
Allergikerzahlen rasant ansteigen.
Aber was hilft? Wenn ich eine Allergie
habe, hilft eine genaue Pollenflug-
information und das richtige Wasch-,
Lüftungs- und Freizeitverhalten. Viele
Allergien können durch eine Hypo-
sensibilisierung geheilt werden. Um-
weltverschmutzung und Klimawandel
müssen wir eindämmen und gleichzei-
tig Mensch und Natur helfen, sich dar-
an anzupassen.
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