+3 Magazin Mai 2019 | Seite 17

Anzeige Sonja Lämmel, Oecotrophologin und Pressesprecherin Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) Immunsystem im Dauerstress Im Laufe der letzten Jahre hat die Zahl der Menschen mit Allergien und Un- verträglichkeiten stark zugenommen und auch für die Zukunft wird eine weitere Zunahme von Allergien erwar- tet. Einen Großteil trägt dazu unsere klinische Umgebung bei. Sie sorgt da- für, dass sich das Immunsystem lang- weilt. Alles wird desinfiziert, gewienert und geputzt. Unser Immunsystem wird nicht mehr ausreichend trainiert und schießt sich auf harmlose Dinge wie Pollen oder Lebensmittel ein. Die- se Hygiene-Hypothese stützt sich auf die Annahme, dass der Vormarsch der apoprivat.de Allergien in den Industrieländern auf übertriebener Hygiene beruht und ei- nen Verlust der natürlichen Immuni- tät nach sich zieht. Eine weitere The- orie geht davon aus, dass Schadstoffe die Allergieentstehung begünstigen. So werden etwa Pollen durch Um- welteinflüsse wie Ozon oder Diesel- ruß immer aggressiver. Hinzu kommt, dass wir heutzutage eine weitaus viel- fältigere Allergenbelastung haben als noch vor 50 Jahren. Schauen wir uns das Lebensmittelangebot an. Wir ge- hen immer weiter weg von natürlichen Lebensmitteln hin zu Fertigprodukten und Schnellgerichten mit möglichst wenig Aufwand. Für deren Herstel- lung sind viele Hilfsstoffe nötig. Die Qualität der Lebensmittel sinkt zu Lasten der Gesundheit. Beispiel Erd- nuss: Heutzutage werden Erdnuss- bestandteile so vielfältig in unseren Lebensmitteln eingesetzt, dass in den letzten Jahren die Zahl der Erdnuss- allergischen Kinder dramatisch ange- stiegen ist. Ganz privat – können die auch! Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank – der Vertrauenspartner, wenn es um Ihre persönliche Vermögensanlage geht. Joe Bausch Torsten Zuberbier, Leiter Allergie-Centrum- Charité Berlin und Gene- ralsekretär Europäische Forschungsinitiative ge- gen Allergien und Asthma Auf falscher Fährte Menschen, die eine Allergie bekom- men, haben genetisch festgelegt die Neigung, besonders kräftig mit dem Immunsystem reagieren zu können – grundsätzlich eine gute Eigenschaft. Nur richtet sich das Immunsystem bei der Allergie versehentlich gegen eigentlich harmlose Umweltstoffe wie Pollen oder Hausstaub. Die Ursachen liegen zum einen darin, dass Pollen in der Stadt mit Schadstoffen belastet sind. Diese führen zu einer Irritation, etwa der Nasen- oder Augenschleim- haut, und das wiederum reizt das Immunsystem. Zum anderen aber ist das Immunsystem auch hierarchisch aufgestellt. Wenn schwere Erkran- kungen vorliegen, bei denen Allergiker übrigens eine bessere Chance haben zu Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin Institut für Umweltmedizin, Technische Universität München Und wieder der Klimawandel Unser Immunsystem wird unbemerkt „scharf gestellt“, das heißt auf be- stimmte Allergene sensibilisiert. Dies geschieht zunächst ohne Symptome wie Schnupfen oder Juckreiz. Bei ei- nigen Menschen treten bei erneutem Kontakt mit Allergenen Symptome auf. Dies geschieht plötzlich, ohne leicht bemerkbare Vorwarnung. Erst jetzt spricht die Medizin von einer al- lergischen Erkrankung oder Allergie. Durch den Klimawandel verändern überleben, kümmert sich das Immun- system zunächst um diese. Dies ist Grundlage der sogenannten Hygiene- theorie. Wächst man nicht mit gefähr- lichen Bakterien auf, kümmert sich das Immunsystem um weniger gefährliche Stoffe und nimmt eventuell auch All- ergene in den Fokus. Glücklicherweise kann man Allergien inzwischen sehr gut behandeln. Es gibt einerseits die Immuntherapie, die Allergien zurück- drängen kann und das Immunsystem wieder tolerant macht. Gerade jetzt gilt für die Betroffenen jedoch die Bot- schaft: Symptomatische Behandlung ist wichtig. Medikamente wie nicht müde machende Antihistaminika oder Cortison-Nasensprays, die nicht mehr in die Blutbahn übergehen, sind jetzt eine gute Möglichkeit, beschwerdefrei durch das Frühjahr zu gehen. Fragen Sie Ihren Arzt hierzu. Schauspieler, Autor, Arzt und apoBank-Mitglied sich Trocken- und Regenphasen: Wet- terextreme nehmen zu und neue bio- logische Nischen entstehen. Dadurch gibt es mehr Pollen von mehr Pflanzen mit hohem Allergiepotenzial über fast das gesamte Jahr hinweg und mit teils aggressiveren Pollen. Diesen Effekt verstärkt die Verstädterung, da die na- türliche Vielfalt, mit der wir Menschen auf dem Land über Tiere oder Natur in Berührung kommen, darunter leidet. Zu den klimabedingten Umweltver- änderungen kommen menschenver- ursachte (Luft-)Schadstoffe hinzu, die unser Immunsystem empfänglicher für Allergene machen und so den Weg zur Allergie bahnen. Das ist ein Grund, weshalb in industrialisierten Ländern Allergikerzahlen rasant ansteigen. Aber was hilft? Wenn ich eine Allergie habe, hilft eine genaue Pollenflug- information und das richtige Wasch-, Lüftungs- und Freizeitverhalten. Viele Allergien können durch eine Hypo- sensibilisierung geheilt werden. Um- weltverschmutzung und Klimawandel müssen wir eindämmen und gleichzei- tig Mensch und Natur helfen, sich dar- an anzupassen. 190517-apo-apoPrivat-AZ-118x340mm-Bausch.indd 1 17.05.19 12:45