+3 Magazin Juni 2020 | Page 10

10 +2 WIR FRAGEN: WAS WILL MEIN TIER? ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] In der Realität gibt es keine blauen Raubkatzen, sie wären in der Natur zu schlecht getarnt. Leicht bläulich schimmert dafür die Hauskatzenrasse „Russisch Blau“. Quelle: mein-haustier.de © DYNE/dyneart.de Sichere Obhut Andreas Knieriem, Direktor Zoologische Gärten Berlin Die Frage nach den Bedürfnissen der Tiere ist ein elementarer Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Sie stellt sich sowohl Tierpflegern im direkten Umgang mit ihren Schützlingen als auch Tierärzten und Kuratoren, die sich auf wissenschaftlicher Basis mit den körperlichen und geistigen Ansprüchen von Tieren beschäftigen. Für uns als zoologische Einrichtung, die Wildtieren einen bestmöglichen Ersatzlebensraum schaffen möchte, sind aktuelle Forschungsergebnisse und Untersuchungen darüber, was welches Tier benötigt, um physisch und psychisch gesund zu sein, essenziell. Glücklicherweise gab und gibt es auf diesem Gebiet immer weitere Fortschritte. Was wir bei der Frage nach den Empfindungen der Tiere in menschlicher Obhut oft vergessen, ist die Situation vieler bedrohter Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum. Wie geht es den Tieren dort, in den letzten Fleckchen intakter Natur, die ihnen immer weniger Schutz bieten können? Schuppentier, Nashorn und Malaienbär werden zur Herstellung von Heilmitteln gejagt und getötet. Orang-Utan, Okapi und Jaguar müssen mit ansehen, wie ihr Zuhause, der tropische Regenwald, unserer steigenden Nachfrage nach Palmöl, Fleisch und Edelmetallen weichen muss. Das Wohlergeben unserer Tiere in den Zoologischen Gärten Berlin ist mir eine ebenso wichtige Angelegenheit wie die Sensibilisierung unserer Besucher für den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen und den Schutz von Lebensräumen. Früh übt sich Nina Ruge, Moderatorin und Autorin Vor wenigen Monaten hatte ich mein Revival als Lehrerin: 25 Zweitklässler blicken mich erwartungsvoll an. Also gleich interaktiv starten: „Wer von euch hat ein Haustier?“ Fünf Finger zeigen auf. „Und wer von euch hätte gern ein Haustier?“ Die meisten Händchen schießen in die Höhe. „Ich möchte einen Hund!“ „Nein, eine Katze!“ „Einen Labrador!“ Meine Aufgabe ist jetzt eine ziemlich diffizile. Eben habe ich eine Sehnsucht geweckt – und jetzt soll ich Kinderträume in der Realität landen lassen. Möglichst sanft natürlich – und mit positiver Emotion. Ohne die lernt man ja bekanntlich nix. Das Lernziel also: Ich will 25 Sieben- bis Achtjährige dazu bringen, am Ende der Doppelstunde aus tiefer Überzeugung zu bekennen: „Ich finde einen Hund toll. Aber ich habe mir überlegt: Es würde einem Tier bei uns nicht so gut gehen, wie es das braucht. Also besser nicht.“ Oder: „Ich finde eine Katze toll. Und jetzt weiß ich, wie viel Zeit und Geld sie braucht. Das möchte ich mit meiner Familie besprechen. Ich glaube, wir kriegen das hin.“ Je früher gelernt, gespürt, erfahren, desto besser: was wir Erwachsene als artgerechte Haltung bezeichnen und Kinder als „liebes Tier“. Zum Glück bin ich nicht allein mit dieser besonderen Mission. Eine Tierärztin ist an meiner Seite und mit ihr der Bundesverband praktizierender Tierärzte. Rund 100.000 Grundschulkinder haben wir mir mit diesem Unterricht zu Mini-Tierschützern gemacht. Unser Motto: Liebe fürs Leben!