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Sonja Moor,
Öko-Landwirtin
Vom Land her denken
In Zukunft braucht es eine kleinteilige
regionale Landwirtschaft. Das haben
auch Wissenschaftler weltweit bestä-
tigt. Wir brauchen Bauern, die sich
an ihre Umgebung anpassen. Jede
Fläche hat eigene Eigenschaften, auf
die eingegangen werden muss. Nicht
der Bauer, sondern das Land gibt vor,
was gezüchtet werden kann. Die In-
dustrie interessiert sich nicht für die
Umgebung. Mit Kunstdünger wird
angebaut, was Geld bringt. Davon
profitieren allein die Unternehmer.
Kleine Betriebe hingegen behandeln
das Land als ihren Schatz, als ihr
Erbe, das sie an nachfolgende Gene-
rationen weitergeben. Nur durch die
Rückbesinnung auf traditionelle Wer-
te kann es eine nachhaltige Landwirt-
schaft geben. Hier in Brandenburg,
wo mein Mann und ich unseren Hof
WIRKUNG So wichtig finden Verbraucher das, was unsere Landwirte tun
Bereitstellung sicherer und gesunder
Lebensmi el von hoher Qualität
55%
55%
Gewährleistung des
Wohlergehens von Nutztieren
28%
33%
Umweltschutz und
Bekämpfung des Klimawandels
Kai Thiede, Leser
Keine Tabus
Die Zukunft der Landwirtschaft liegt
in der Nutzung aller technischer Res-
sourcen. Die Gentechnik ist ein Bei-
spiel. Sie eröffnet unglaubliche Mög-
lichkeiten durch Resistenzen gegen
Krankheiten und Umwelteinflüsse bei
Pflanzen und Tieren. Die Bedenken,
die es bei Menschen gibt, kann ich
nachvollziehen, aber ich vertraue den
Kontrollmechanismen und gehe im-
mer davon aus und erwarte, dass die
Forscher, die hinter dem Fortschritt
stehen, das Wohl der Menschen an
die erste Stelle setzen. Ein weiteres
Zukunftsfeld ist die Nutzung von Flä-
chen, die bis jetzt nicht bewirtschaftet
25%
Die Bevölkerung mit einer Vielfalt
hochwertiger Produkte versorgen
Schaffung von Wachstum und
Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten
22%
23%
11%
Sicherstellung einer stabilen
Nahrungsmi elversorgung in der EU
Das Leben auf dem Land
fördern und verbessern
18%
18%
11%
24%
17%
Umfrage unter 28.000 EU-Bürgern, darunter 1.592 aus Deutschland,
Dezember 2017; maximal zwei Nennungen möglich
EU
Deutschland
=
=
Quellen: Europäische Kommission, agrarheute.com
werden konnten. Hier liegt, obwohl
es vielleicht zynisch klingt, auch eine
Chance im Klimawandel. Eine riesige
Ressource sind die trockenen Klima-
zonen der Welt. Eine intelligente Be-
wässerung mit entsalztem Meerwas-
ser bietet die Chance, die Wüste zum
Blühen zu bringen.
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33%
Wachstum
fördern!
70 Jahre
Rentenbank
seit 2003 haben, gibt es über 5.000
landwirtschaftliche Betriebe mit ganz
unterschiedlichen Konzepten. Das
ist es, was die Zukunft der Land-
wirtschaft ausmacht: Diversität. Alle
können sich mit ihren Eigenschaften
einfügen und gemeinsam füllen wir
ein großes Spektrum aus. Wir bauen
aktuell zertifiziertes Heu an und stel-
len Brennholz her. Dass ich meine
Karriere als Filmproduzentin an den
Nagel gehängt habe, um ausgebildete
Landwirtin zu werden, habe ich nie
bereut. Dennoch wünsche ich mir für
die Zukunft, dass die Menschen hier
in Brandenburg und auch in anderen
ostdeutschen Regionen genauso viel
verdienen wie im Westen. Denn oft
scheitern gute Ideen an ihrer Umset-
zung, weil das Geld fehlt.
Hartmut Matthes,
Geschäftsführer
Bundesverband
Lohnunternehmen
(BLU)
Hand in Hand mit der
Gesellschaft
In allen Lebensbereichen erleben wir
Veränderungen. Auch die Landwirt-
schaft kann sich dem nicht entziehen.
Die größten Herausforderungen re-
sultieren dabei aus einer wachsen-
den Weltbevölkerung, dem sich ver-
ändernden Konsumverhalten sowie
dem Schutz natürlicher Ressourcen.
Mit den Mitteln einer bäuerlichen
Landwirtschaft der vergangenen Jahr-
hunderte ist es unmöglich geworden,
diesen Aufgaben gerecht zu werden.
Der Einsatz heutiger Methoden und
Werkzeuge kommt an Grenzen. Die
oft formulierte Forderung nach einer
Agrarwende betrifft aber nicht nur die
Bauern. Vielmehr sind gesamtgesell-
schaftliche Anstrengungen erforder-
lich, die wesentlich mit Verhaltensän-
derungen einhergehen müssen. Kosten
für externe Effekte aus Produktion,
Verarbeitung, Handel und Konsum
müssen zukünftig stärker eingepreist
werden. Eine nachhaltige Produktion
von Nahrungsmitteln sollte sich stär-
ker an der Kreislaufwirtschaft orien-
tieren und regionale Aspekte stärker
berücksichtigen. Zudem sollte der
technische Fortschritt für mehr Effi-
zienz bei den eingesetzten Ressourcen
wie Boden, Wasser, Nährstoffe und
Energie sorgen. In Familie, Schule und
Gesellschaft muss das Bewusstsein für
Ernährung wieder in den Mittelpunkt
rücken. Die „Geiz ist geil“-Mentalität
suggeriert billig. Wertschätzung für die
Lebensmittel und ihrer Natürlichkeit
dagegen hilft, den Dialog zwischen Er-
zeugern und Verbrauchern zu verbes-
sern. Den dummen Verbraucher oder
den dummen Bauern gibt es nicht.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Rasso Schatz,
Landwirt und
Geschäftsführer
Väderstad
Landmaschinen GmbH
Bodenständig denken
Wir tun alles, damit die deutsche Agrarwirtschaft wächst und gedeiht.
Als Förderbank der Land- und Ernährungswirtschaft sorgt die Rentenbank für eine
stabile Kreditversorgung und finanziert damit den Fortschritt in dieser zukunfts-
trächtigen Branche. Die Mittel für unsere Förderprogramme nehmen wir an den
internationalen Finanzmärkten auf — mit anhaltendem Erfolg. Deshalb können wir
sagen: Der Bulle steht uns näher als der Bär.
Förderbank für die Agrarwirtschaft
und den ländlichen Raum
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Donnerstag, 09.05.19 12:36
Der Boden ist unser wichtigstes Hab
und Gut. Es ist daher unsere Pflicht,
ihn zu pflegen und zu schützen. Leider
schnappen Kommunen uns Landwir-
ten den Boden weg, um das Land im-
mer mehr zu bebauen. Statt dreistöckig
zu denken, wird Boden zubetoniert,
um etwa einen riesigen Parkplatz zu
bauen. Dieser Flächenfraß ist absoluter
Wahnsinn. Wir alle tragen Verantwor-
tung für diese Welt. Meiner Meinung
nach sollten Grund und Boden mehr
in der Verantwortung von Landwir-
ten stehen und weniger von Politi-
kern, die eben nicht aus diesem Fach-
bereich kommen, aber sich dennoch
einmischen, statt sich in Debatten um
Nachhaltigkeit einzubringen. Für uns
Landwirte werden die Anforderungen
immer größer. Es ist daher auch meine
Pflicht als Geschäftsführer eines Land-
maschinen-Herstellers, Technik anzu-
bieten, die der Zukunft der Landwirt-
schaft gerecht wird. Unser Anliegen ist
es, mit jedem Kunden den größtmögli-
chen Ertrag herauszuholen. Denn jeder
Boden braucht unterschiedliche Werk-
zeuge. Wir wollen mit Landwirten eine
moderne Landwirtschaft betreiben.
Am besten mit minimalem Kunstdün-
gereinsatz und möglichst wenig Chemi-
kalien. Es ist wichtig, mit dem Boden
ressourcenbewusst umzugehen, aber
auch generell umweltbewusster zu le-
ben. Wir alle müssen Lebensmittel als
so wertvoll betrachten wie das neueste
Smartphone-Modell. Durch regionale
Lebensmittel stärken wir nicht nur un-
sere Landwirte, sondern auch unsere
Gesundheit. Und das sollte schließlich
jeden tangieren.