+3 Magazin Juni 2019 | Seite 10

+2 10 › Sonja Moor, Öko-Landwirtin Vom Land her denken In Zukunft braucht es eine kleinteilige regionale Landwirtschaft. Das haben auch Wissenschaftler weltweit bestä- tigt. Wir brauchen Bauern, die sich an ihre Umgebung anpassen. Jede Fläche hat eigene Eigenschaften, auf die eingegangen werden muss. Nicht der Bauer, sondern das Land gibt vor, was gezüchtet werden kann. Die In- dustrie interessiert sich nicht für die Umgebung. Mit Kunstdünger wird angebaut, was Geld bringt. Davon profitieren allein die Unternehmer. Kleine Betriebe hingegen behandeln das Land als ihren Schatz, als ihr Erbe, das sie an nachfolgende Gene- rationen weitergeben. Nur durch die Rückbesinnung auf traditionelle Wer- te kann es eine nachhaltige Landwirt- schaft geben. Hier in Brandenburg, wo mein Mann und ich unseren Hof WIRKUNG So wichtig finden Verbraucher das, was unsere Landwirte tun Bereitstellung sicherer und gesunder Lebensmi el von hoher Qualität 55% 55% Gewährleistung des Wohlergehens von Nutztieren 28% 33% Umweltschutz und Bekämpfung des Klimawandels Kai Thiede, Leser Keine Tabus Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in der Nutzung aller technischer Res- sourcen. Die Gentechnik ist ein Bei- spiel. Sie eröffnet unglaubliche Mög- lichkeiten durch Resistenzen gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse bei Pflanzen und Tieren. Die Bedenken, die es bei Menschen gibt, kann ich nachvollziehen, aber ich vertraue den Kontrollmechanismen und gehe im- mer davon aus und erwarte, dass die Forscher, die hinter dem Fortschritt stehen, das Wohl der Menschen an die erste Stelle setzen. Ein weiteres Zukunftsfeld ist die Nutzung von Flä- chen, die bis jetzt nicht bewirtschaftet 25% Die Bevölkerung mit einer Vielfalt hochwertiger Produkte versorgen Schaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten 22% 23% 11% Sicherstellung einer stabilen Nahrungsmi elversorgung in der EU Das Leben auf dem Land fördern und verbessern 18% 18% 11% 24% 17% Umfrage unter 28.000 EU-Bürgern, darunter 1.592 aus Deutschland, Dezember 2017; maximal zwei Nennungen möglich EU Deutschland = = Quellen: Europäische Kommission, agrarheute.com werden konnten. Hier liegt, obwohl es vielleicht zynisch klingt, auch eine Chance im Klimawandel. Eine riesige Ressource sind die trockenen Klima- zonen der Welt. Eine intelligente Be- wässerung mit entsalztem Meerwas- ser bietet die Chance, die Wüste zum Blühen zu bringen. Anzeige www.rentenbank.de 33% Wachstum fördern! 70 Jahre Rentenbank seit 2003 haben, gibt es über 5.000 landwirtschaftliche Betriebe mit ganz unterschiedlichen Konzepten. Das ist es, was die Zukunft der Land- wirtschaft ausmacht: Diversität. Alle können sich mit ihren Eigenschaften einfügen und gemeinsam füllen wir ein großes Spektrum aus. Wir bauen aktuell zertifiziertes Heu an und stel- len Brennholz her. Dass ich meine Karriere als Filmproduzentin an den Nagel gehängt habe, um ausgebildete Landwirtin zu werden, habe ich nie bereut. Dennoch wünsche ich mir für die Zukunft, dass die Menschen hier in Brandenburg und auch in anderen ostdeutschen Regionen genauso viel verdienen wie im Westen. Denn oft scheitern gute Ideen an ihrer Umset- zung, weil das Geld fehlt. Hartmut Matthes, Geschäftsführer Bundesverband Lohnunternehmen (BLU) Hand in Hand mit der Gesellschaft In allen Lebensbereichen erleben wir Veränderungen. Auch die Landwirt- schaft kann sich dem nicht entziehen. Die größten Herausforderungen re- sultieren dabei aus einer wachsen- den Weltbevölkerung, dem sich ver- ändernden Konsumverhalten sowie dem Schutz natürlicher Ressourcen. Mit den Mitteln einer bäuerlichen Landwirtschaft der vergangenen Jahr- hunderte ist es unmöglich geworden, diesen Aufgaben gerecht zu werden. Der Einsatz heutiger Methoden und Werkzeuge kommt an Grenzen. Die oft formulierte Forderung nach einer Agrarwende betrifft aber nicht nur die Bauern. Vielmehr sind gesamtgesell- schaftliche Anstrengungen erforder- lich, die wesentlich mit Verhaltensän- derungen einhergehen müssen. Kosten für externe Effekte aus Produktion, Verarbeitung, Handel und Konsum müssen zukünftig stärker eingepreist werden. Eine nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln sollte sich stär- ker an der Kreislaufwirtschaft orien- tieren und regionale Aspekte stärker berücksichtigen. Zudem sollte der technische Fortschritt für mehr Effi- zienz bei den eingesetzten Ressourcen wie Boden, Wasser, Nährstoffe und Energie sorgen. In Familie, Schule und Gesellschaft muss das Bewusstsein für Ernährung wieder in den Mittelpunkt rücken. Die „Geiz ist geil“-Mentalität suggeriert billig. Wertschätzung für die Lebensmittel und ihrer Natürlichkeit dagegen hilft, den Dialog zwischen Er- zeugern und Verbrauchern zu verbes- sern. Den dummen Verbraucher oder den dummen Bauern gibt es nicht. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Rasso Schatz, Landwirt und Geschäftsführer Väderstad Landmaschinen GmbH Bodenständig denken Wir tun alles, damit die deutsche Agrarwirtschaft wächst und gedeiht. Als Förderbank der Land- und Ernährungswirtschaft sorgt die Rentenbank für eine stabile Kreditversorgung und finanziert damit den Fortschritt in dieser zukunfts- trächtigen Branche. Die Mittel für unsere Förderprogramme nehmen wir an den internationalen Finanzmärkten auf — mit anhaltendem Erfolg. Deshalb können wir sagen: Der Bulle steht uns näher als der Bär. Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum 118s168_RB_Kanne_mSt_70Jahre_090519_HiRes.indd 1 Donnerstag, 09.05.19 12:36 Der Boden ist unser wichtigstes Hab und Gut. Es ist daher unsere Pflicht, ihn zu pflegen und zu schützen. Leider schnappen Kommunen uns Landwir- ten den Boden weg, um das Land im- mer mehr zu bebauen. Statt dreistöckig zu denken, wird Boden zubetoniert, um etwa einen riesigen Parkplatz zu bauen. Dieser Flächenfraß ist absoluter Wahnsinn. Wir alle tragen Verantwor- tung für diese Welt. Meiner Meinung nach sollten Grund und Boden mehr in der Verantwortung von Landwir- ten stehen und weniger von Politi- kern, die eben nicht aus diesem Fach- bereich kommen, aber sich dennoch einmischen, statt sich in Debatten um Nachhaltigkeit einzubringen. Für uns Landwirte werden die Anforderungen immer größer. Es ist daher auch meine Pflicht als Geschäftsführer eines Land- maschinen-Herstellers, Technik anzu- bieten, die der Zukunft der Landwirt- schaft gerecht wird. Unser Anliegen ist es, mit jedem Kunden den größtmögli- chen Ertrag herauszuholen. Denn jeder Boden braucht unterschiedliche Werk- zeuge. Wir wollen mit Landwirten eine moderne Landwirtschaft betreiben. Am besten mit minimalem Kunstdün- gereinsatz und möglichst wenig Chemi- kalien. Es ist wichtig, mit dem Boden ressourcenbewusst umzugehen, aber auch generell umweltbewusster zu le- ben. Wir alle müssen Lebensmittel als so wertvoll betrachten wie das neueste Smartphone-Modell. Durch regionale Lebensmittel stärken wir nicht nur un- sere Landwirte, sondern auch unsere Gesundheit. Und das sollte schließlich jeden tangieren.