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... und was ist
Ihre Meinung?
WELCHEM
ENERGIETRÄGER
GEHÖRT DIE ZUKUNFT?
WIR FRAGEN:
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Der mit 300 Metern höchste Staudamm der Welt steht in
Tadschikistan und versorgt mit 3.000 Megawatt Leistung
fast das gesamte Land mit Strom.
Quelle: Wikipedia
© iStock./Claudiad
Harald Lesch,
Professor
für Astrophysik,
Ludwig-Maximilians-
Universität München
und Fernsehmoderator
Perspektivwandel
Klar ist, nur den erneuerbaren Ener-
gien darf die Zukunft gehören. Die
fossilen Ressourcen sind im wahrs-
ten Sinne des Wortes Geschichte und
zwar sehr alte Geschichte, Erdge-
schichte nämlich. In Zukunft werden
wir mit Wind, Sonne und Bio-Anlagen
unseren Energiehunger stillen, der
allerdings pro Kopf deutlich schwä-
cher ausfallen muss. Dem Energiespa-
ren gehört deshalb auch die Zukunft.
Wenn es gelingt, Europa und Afrika
in Friedenskontinente zu verwandeln,
dann hätten wir zwischen Stromspei-
chern, Wasserkraftwerken in Nor-
wegen und Solarthermiekraftwerken
in der Sahara ein perfektes Netz für
die Versorgung mit elektrischer „Pre-
mium-Energie“. Die im Sonnenlicht
verborgene Energie in elektrische
Energie zu verwandeln, sie mit Solar-
Electricity-Pipelines von einem Kon-
tinent zum anderen zu transportieren
und sie für alles zu verwenden, was
nötig ist, egal ob für Wärme, Indust-
rieprozesse, Mobilität oder künstliche
Herstellung von Treibstoffen: Das hat
nicht nur Charme, sondern stellt für
mich die Zukunftsperspektive dar,
für ein gedeihliches Leben. Da ange-
sichts des Klimawandels diese Trans-
formation sehr schnell gehen muss,
können wir nicht noch zwei oder drei
Jahrzehnte auf die Kernfusion warten.
Es wäre schön, wenn es funktionieren
würde, aber es muss eben auch ohne
sie gehen, eben jetzt.
Johannes Lakes, Leser
Energiesparend leben
Dem Menschen als Energieträger.
Bevor wir uns auf alternative Ener-
giequellen festlegen, sollten wir
Menschen unsere Energie darauf
verwenden, unsere Ansprüche zu
überprüfen und uns Klarheit dar-
über zu verschaffen, mit welchem
Ressourcenverbrauch und welcher
Umweltbelastung die Bereitstellung
der Güter zur Befriedigung unserer
Ansprüche verbunden ist. Ist dieser
Lebensstandard als globales Modell
vertretbar? Wenn nicht, müssen wir
unsere Energie darauf verwenden,
einen Lebensstil zu entwickeln, der
in Konsum und Produktion global
als Beispiel angesehen werden kann.
Das kann bedeuten, dass wir weni-
ger und anders konsumieren, anders
produzieren, das heißt mit weniger
Ressourcenverbrauch und gerin-
geren Umweltbelastungen. Die für
diese andere Lebensweise dann noch
erforderliche Energie sollte aus rege-
nerativen Quellen erzeugt werden.
Gerd Eisenbeiß, Leser
Elektrische Aussichten
Mir ist seit Jahrzehnten in Ener-
gieforschung und -politik klar: Die
Zukunft gehört dem elektrischen
Strom, der immer direkter aus Sonne
und Wind erzeugt wird. Er wird die
Autos antreiben, die Wärme erzeu-
gen, die in Gebäuden noch gebraucht
wird, und auch die Sekundärträger in
Speichern, zum Beispiel Wasserstoff.