+3 Magazin Juli 2022 | Page 21

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SO FLEXIBEL UND INDIVIDUELL WIE MÖGLICH

in Gespräch über die Zukunft der Arbeitswelt , mehr Frauen in IT-Berufen und den Spagat zwischen Familie und Beruf mit Dr . Stella Malsy , Chief People Officer , und Andreas Richter , Head of Marketing and Communications Europe von Logicalis , einem internationalen Anbieter von IT-Lösungen und Managed Services .
Die Corona-Pandemie hat einen Wandel in der Arbeitswelt hervorgerufen . Wo sehen Sie dabei die gesellschaftlichen und unternehmerischen Herausforderungen ?
Andreas Richter : In der IT-Branche hatten wir einen guten Ausgangspunkt für die plötzliche Umstellung . Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzten schon vor der Pandemie das Homeoffice , digitale Lösungen zur Zusammenarbeit waren bereits vorhanden . Da jedoch Arbeits- und Privatleben plötzlich an einem Ort stattfanden , gab es dennoch Herausforderungen . Homeschooling beispielsweise oder beengte räumliche Verhältnisse beim Versuch , die Arbeit mit dem privaten Alltag in Einklang zu bringen . Das erfordert Veränderungs- und Kompromissbereitschaft auf allen Seiten und ein höheres Maß an Flexibilität .
Dr . Stella Malsy : Uns war es während der Pandemie besonders wichtig , unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Situation bestmöglich zu unterstützen . Aus diesem Grund haben wir im Herbst 2020 ein Employee Assistance Program aufgesetzt . Einen für die Mitarbeitenden kostenfreien Service , an den sich alle , auch anonym , bei Problemen etwa mit der Kinderbetreuung , der mentalen Gesundheit oder bei familiärer Belastung wenden können – rund um die Uhr 365 Tage im Jahr . Dieses Programm kam sehr gut an . Denn es hat unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezeigt , dass uns als Unternehmen auch ihr Leben außerhalb der Arbeit wichtig ist . Wir werden das Programm auf jeden Fall fortführen .
In vielen Berufsfeldern , wie auch im IT-Bereich , fehlen Fachkräfte . Wie kann man dem entgegenwirken ?
Andreas Richter : Tatsächlich betrifft der Fachkräftemangel in unserer Branche nicht mehr nur die klassischen IT-Jobs , sondern auch Abteilungen wie Marketing und Personalmanagement . Um dem entgegenzuwirken , ist es unsere Aufgabe , den unternehmerischen Rahmen zu schaffen , unter denen sich auch mehr Frauen im IT-Bereich engagieren . Wir unterstützen beispielsweise Initiativen wie Females in IT , um hier Veränderungen mit anzustoßen . Doch das allein genügt nicht . Es braucht dafür auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen , die wir als Unternehmen nur begrenzt beeinflussen können .
Die da wären ?
Dr . Stella Malsy : Bildung und Chancengleichheit sind hier wesentliche Faktoren . Wir tragen einen kleinen Teil dazu bei , indem wir mit Schulen zusammenarbeiten , um naturwissenschaftliche Fächer für Schüler und insbesondere für Schülerinnen attraktiver zu machen . Außerdem unterstützen wir den Girls Day , den bundesweiten Aktionstag , der Mädchen und Frauen motivieren soll , technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen . Auf unternehmerischer Ebene legen wir zudem hohen Wert auf ein gleichberechtigtes Miteinander – sei es bei Karrierepfaden oder auch in der Elternzeit . So unterstützen wir auch aktiv Männer , wenn sie sich eine Elternzeit wünschen .
Sie haben trotz der Pandemie 2021 ihr erfolgreichstes Geschäftsjahr gehabt . Glauben Sie , dass das auch mit ihrem flexiblen Arbeitsmodell zu tun hat ?
Dr . Stella Malsy : Definitiv spielt Flexibilität und das Eingehen auf individuelle Bedürfnisse eine wichtige Rolle für das Engagement der Mitarbeitenden , welches wiederum einen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat . Sicher kein Zufall , dass wir Ende 2021 die „ Great Place to Work “ -Zertifizierung erhalten haben und zu den besten Arbeitgebern Hessens 2022 zählen . Für uns zählt beispielsweise nicht die Präsenz im Büro als maßgeblicher Faktor , sondern welche Ergebnisse die Arbeit erzielt . Außerdem haben wir unsere Belegschaft gefragt , wie sie in Zukunft arbeiten möchte . Nur vier Prozent gaben dabei an , wieder komplett ins Büro zurückzuwollen . 36 Prozent hingegen stimmten dafür , aus dem Homeoffice zu arbeiten . Und 60 Prozent wünschten sich eine individuelle , flexible Kombination aus beidem . Wir alle müssen uns jetzt fragen , wie das neue Miteinander aussehen soll . Ich denke , eines hat Corona schon jetzt gezeigt : Büros werden künftig mehr zur Begegnungsstätte , anstatt als reiner Arbeitsplatz zu dienen .
Kind und Arbeit unter einen Hut zu bringen , fällt vielen , gerade Alleinerziehenden , nicht leicht . Außerdem fürchten gerade Frauen , dass eine Schwangerschaft ihre Karriere kosten könnte . Welche Lösung haben Sie hierfür gefunden ?
Andreas Richter : Ich würde die Lösung gerne anhand eines konkreten Beispiels aufzeigen , bei dem die Schwangerschaft einer alleinerziehenden Mutter und Managerin in meinem Team für beide Seiten funktioniert hat – basierend auf Vertrauen , Teamwork , Unterstützung durch den Arbeitgeber und Skalierung der Arbeit . Da mich die Mitarbeiterin rechtzeitig über ihre Schwangerschaft informierte , hatte ich genügend Zeit , um einen Teil der Aufgaben an eine externe Marketingagentur zu übergeben und den anderen Teil der Aufgaben auf das interne Team umzuverteilen , ohne das Team komplett zu überfordern . Dadurch ist beidseitig kein Druck entstanden und mündete schließlich darin , dass die Mitarbeiterin wieder in ihren Job zurückgekehrt ist , ohne Abstriche machen zu müssen – weder beruflich noch familiär . Sie startete mit zehn Wochenstunden und ist wenige Monate später wieder bei 32 Stunden . Außerdem bezuschussen wir die Kitabetreuung .
Dr . Stella Malsy : Unternehmen und Gesellschaft sind jetzt gefordert , das Momentum zu nutzen , dass durch Corona entstanden ist , und sich so besser gerüstet für die Zukunft aufzustellen .
Mehr Informationen unter : logicalis . de