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WIR FRAGEN :

WIE LEBT MAN MIT DER DIAGNOSE ?

Statt in die Ferne zu blicken , verbringen junge Menschen sehr viel Zeit vor dem Bildschirm . Das macht sich bemerkbar : Etwa die Hälfte der 25- bis 29-jährigen Europäer sind kurzsichtig .
Quelle : European Journal of Epidemiology © iStock ./ SrdjanPav
Dietrich Grönemeyer , Arzt und Sachbuchautor
Wille zur Veränderung
Unser Herz ist nicht nur eine Pumpe . Als ein psychosomatisches Organ reagiert es auf seelische Erschütterungen , auf positiven oder negativen Stress . Wenn bei einem Menschen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung diagnostiziert wird , braucht es Fürsorge , Hoffnung und Mut . Unabdingbar ist der Wille , den eigenen Lebensstil der Erkrankung anzupassen . Regelmäßiger Sport und gezielte tägliche Bewegung unter sporttherapeutischer Anleitung trainiert Muskeln und Gefäße , das Herz-Kreislauf-System wird leistungsfähiger . Vegetarische oder vegane sowie zuckerarme Speisen mit
vielen Vitaminen und Mineralien gehören auf den Teller . Das Mikrobiom des Darmes sollte gut mit Ballaststoffen , natürlichen Präbiotika und Probiotika gepflegt werden . Das alles ist leichter gesagt als getan , und es setzt die Bereitschaft voraus , Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen . Leider erwarten wir zu oft , dass andere uns „ gesund machen “. Wenn unser Körper erkrankt , ist auch oft unser seelisches Wohlbefinden betroffen . Ängste und negativen Stress zu reduzieren , ist nicht einfach , aber kann mit liebevoller und professioneller Unterstützung gelingen . Innere Ruhe und Balance ( wieder ) finden – das kann bei jedem anders aussehen . Wenn Sie bei einem Waldspaziergang Kraft tanken , bei Ihrer Lieblingsmusik abschalten oder bei einem guten Film oder Buch in eine andere Welt abtauchen : Gönnen Sie sich diese kleinen Auszeiten öfter . Es hilft und schafft persönliche Glücksmomente .
Samira Mousa , Autorin und Bloggerin
Teil meines Lebens
Ich war gerade 24 , als 2013 die Multiple Sklerose in mein Leben einschlug . Der erste Schub war kein schwerer , aber die bohrende Angst , dass ich in wenigen Wochen ein Pflegefall sein würde , ergriff mich von diesem Tag an und ließ mich lange nicht los . Es fehlten mir das Wissen und auch der Mut , mich mit meiner Krankheit und meiner Psyche auseinanderzusetzen . Statt auf die Warnsignale meines Körpers zu hören , malträtierte ich ihn mit beruflichem und privatem Dauerstress . Das Umdenken fand etwa drei Jahre später statt , als ich meinen Blog über MS
launchte . Langsam begann ich , mich mir selbst wieder anzunähern . Ich machte eine Psychotherapie , fing an , Sport zu treiben , und entwickelte ein immer feineres Gespür für mich und meinen Körper . Kurz danach machte ich mich selbstständig . So viele Träume , die ich zugunsten vermeintlicher Sicherheit verschoben hatte , wollten noch gelebt werden . Der Plan : ein Buch schreiben und die Welt bereisen . Mittlerweile bin ich seit vier Jahren unterwegs und schubfrei , es geht mir gut . Ich habe drei Bücher veröffentlicht und lebe mein Leben nach meinen eigenen Regeln . Die MS zeigt mir natürlich , wenn es Zeit ist , eine Pause zu machen . Vorher fiel mir das schwer – nun ist diese Pause eben nicht mehr optional . Das ist okay . Auch wenn es mir nicht jeden Tag gutgeht , schaffe ich es , täglich Dankbarkeit für meinen ganz eigenen Weg zu empfinden . Und die MS , die gehört nun mal dazu .