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Mark J. Valek,
Portfoliomanager
und Autor
Ende eines Monopols
Verfolgt man aufmerksam die öffent-
liche Debatte, so scheint die Verunsi-
cherung über das herrschende globale
Wirtschaftssystem zuzunehmen. Für
den Mittelstand gerät das Ziel des Ei-
genheimerwerbs zunehmend außer
Reichweite. Die seit Jahren von der
Europäischen Zentralbank auf einem
unnatürlich niedrigen Niveau festge-
setzten Zinsen animieren nicht zum
tugendhaften Sparen, sondern be-
feuern die Konsumgesellschaft und
die Verschuldung. Profiteure dieser
Geldpolitik sind große Unternehmen
und Superreiche, die sich zu Niedrigst-
zinsen am Kapitalmarkt verschulden
können und mit einem großen Hebel
erfolgreich Immobilienspekulationen
durchführen. Auch der verschuldete
Staat ist über die Niedrigzinssituation
erfreut und lässt die Zentralbanken
gewähren. Diese Probleme lassen sich,
Marianne Krefft, Leserin
Die Zukunft braucht
Regeln und Akzeptanz
Angst vor Künstlicher Intelligenz ist
nicht zwangsläufig und Roboter kön-
nen nur dass, was der Mensch ihnen
zeigt. Ich glaube nicht, dass sie das
Zepter übernehmen werden. Natürlich
kann jede Technologie missbraucht
werden. Wenn sich der Mensch an
ethische Regeln hält, könnten Roboter
dem Menschen in vielerlei Hinsichten
helfen und sie entlasten. Zuviel Science
Fiction schürt nur unnötig Ängste. Ich
glaube auch nicht, dass der Mensch
dann als Arbeitskraft nicht mehr benö-
tigt wird, es wird andere Tätigkeitsfel-
der geben. Es ist wie mit der roten Bio-
technologie. Im Bereich der Medizin ist
sie akzeptiert, denn da liegt der Nutzen
für den Patienten auf der Hand. Bei der
grünen Biotechnologie ist das Gros der
Verbraucher skeptisch. Hier wurde die
Holger Althues,
Leiter Chemische
Oberflächen- und Batterie-
technik, Fraunhofer-
Institut für Werkstoff-
und Strahltechnik (IWS)
wie der Ökonom Gregor Hochreiter in
seinem Buch „Krankes Geld, kranke
Welt“ hervorragend darlegt, im Kern
auf das heutige Schuldgeldsystem
zurückführen. Das Aufkommen de-
zentraler Währungen wie Bitcoin hat
erstmals einen signifikanten Anteil der
Bevölkerung dazu bewogen, Herkunft
und Natur des Geldes zu hinterfragen.
Was als technologisches Experiment
begann, hat mittlerweile viele idealis-
tische Individuen motiviert, an einem
besseren Geldsystem zu arbeiten und
eine solide Alternative zum staatli-
chen Zentralbankwesen zu entwickeln.
Ein nachhaltiges Geldsystem hat das
Potenzial, fundamental positive Än-
derungen innerhalb der Gesellschaft
herbeizuführen.
Treibstoff der Zukunft
Der Mobilitätssektor erlebt aktuell
einen Wandel historischen Ausma-
ßes und wird die Welt von morgen
nachhaltig prägen. Klar ist: Die
Elektrifizierung von Antrieben und
die Nutzung erneuerbarer Energien
für die Produktion und den Betrieb
von Fahrzeugen sind der Schlüssel
für eine erfolgreiche und nachhalti-
ge Transformation in der (individu-
WAS IST KÜNSTLICHE INTELLIGENZ?
Die Fähigkeit von Geräten und Software ...
... logisch zu denken
58%
... zu lernen
57%
... Probleme zu lösen
52%
... Sprache zu verstehen
42%
... sich wie Menschen
zu verhalten
... menschliche Arbeits-
plätze zu übernehmen
... große Datenmengen
zu speichern
39%
35%
27%
... Personen zu überwachen
18%
... Spiele zu spielen
16%
15%
... Emotionen zu verspüren
... den menschlichen Geist
zu kontrollieren
... die Weltherrschaft
zu übernehmen
9%
7%
1.000
Mehrfachnennungen
›
Quellen: Pegasystems, Statista
Aufklärungsarbeit nicht goutiert oder
bis heute falsch verstanden. Das zeigt,
wie weit Akzeptanz und Nutzen neuer
Technologien auseinanderliegen kön-
nen. Mit Sicherheit werden multinati-
onale Konzerne ihre Macht ausweiten
wollen. Dagegen brauchen wir eine
Politik, die vernünftig gegensteuert. Es
wird sicher beides geben: Konzerne, die
versuchen werden, unsere Zukunft für
ihren Profit zu gestalten, und andere,
die sich zurückhalten. Dieses Verhalten
kann man heute schon beobachten.
Matteo Lori, Leser
Ich und du
Ich glaube, Vielseitigkeit, Offenheit
und Willenskraft gestalten die Visio-
nen der Zukunft. Und irgendwie glau-
be ich, wir sollten das alle gemeinsam
tun und die Möglichkeiten unserer
modernen Kommunikation nutzen.
Damit nicht eine Künstliche Intelli-
genz dann irgendwann in der Zukunft
mal alles entscheidet.
ellen) Mobilität. Das begrenzende
Element für Reichweite, Nutzungs-
dauer und Kosten aller elektrischen
mobilen Geräte und Fahrzeuge ist
nach wie vor die Batterie. Die heutige
Lithium-Ionen-Technologie ist dabei
besser als ihr Ruf. Sicherheit, Ener-
giedichte, Lebensdauer und Effizienz
wurden in den letzten 20 bis 30 Jah-
ren stetig verbessert und gleichzei-
tig die Produktionskosten drastisch
reduziert. Intensiv geforscht wird
zudem an neuen elektrochemischen
Speichern, die eine weitere Stei-
gerung der Energiedichte und den
Ersatz seltener und teurer Batterie-
Rohstoffe, insbesondere Kobalt, er-
möglichen. So sind beispielsweise
Lithium-Schwefel-Batterien schon
heute rund 40 Prozent leichter als
die besten Li-Ionen-Batterien und
somit prädestiniert für Anwendun-
gen in der Luftfahrt. Das elektrische
Fliegen wird dabei zu einem weite-
ren Meilenstein im Wandel der Mo-
bilität. Eine erfolgreiche und nach-
haltige Transformation wird jedoch
nur durch ein Zusammenspiel von
gesellschaftlichem Umdenken, klu-
gen politischen Entscheidungen und
zukunftsweisenden technologischen
Entwicklungen möglich.
Eva-Maria Alles, Leserin
Wer, wenn nicht wir
„Wenn das, was ist, nicht veränder-
bar ist, ist das, was ist, verloren“,
wusste Theodor Adorno. Heißt wohl
auch, auf den Erfahrungen von ges-
tern innovativ das Morgen zu gestal-
ten – in allen Lebensbereichen. All
das vorhandene Know-how endlich
zu nutzen, zum Wohle von Mensch,
Tier und Natur einzusetzen, nicht
für den Profit. Keine Sorge: Die-
ser stellt sich schon ein, wenn mit
Verantwortung etwas überzeugend
angeboten wird. Dann wird es auch
nachgefragt werden. Eigentum ver-
pflichtet, auch die Industrie ist in der
Pflicht. Sie wird von uns Menschen
geformt, so wie die Politik. Wir alle
sind gefragt, verantwortlich – egal,
auf welcher Seite wir stehen. Denn
eines ist gewiss: Wir stehen alle auf
dieser einen Erde. Wer baut die Welt
von morgen? Die Antwort: Wir.
Karsten Holzner, Leser
Timm Kehler,
Vorstand
Brancheninitiative
Zukunft Erdgas
Offen für bewährte
Konzepte
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs:
Globalisierung, Digitalisierung und
Vernetzung eröffnen für den Perso-
nen- und Güterverkehr ganz neue
Möglichkeiten. Der Preis dafür ist ein
wachsendes Verkehrsaufkommen, das
den CO 2 -Ausstoß immer weiter in die
Höhe treibt. Carsharing-Angebote und
ein stärkerer Einsatz des Öffentlichen
Nahverkehrs sind wichtige Bausteine,
um dieser Entwicklung entgegenzu-
wirken. Sie allein reichen aber nicht
aus. Auch bei den eingesetzten Kraft-
stoffen müssen wir umdenken, wenn
die Verkehrswende endlich an Fahrt
aufnehmen soll. Als Transitland und
Logistikstandort muss sich Deutsch-
land breit aufstellen und all jenen An-
triebsalternativen eine Chance geben,
die nachweislich zum Klimaschutz
beitragen. Eine davon ist Bio-Erdgas.
Ob in gasförmiger oder flüssiger Form,
es ist derzeit der einzige Kraftstoff, mit
dem man hierzulande heute nahezu
CO 2 -frei fährt. Auch der Ausstoß von
Stickoxiden und Feinstaub wird so auf
ein Minimum reduziert. Ein weiterer
Vorteil: Die reichweitenstarken Erd-
gas-Fahrzeuge sind leise unterwegs –
ein entscheidender Pluspunkt für Spe-
ditionen, die ihre Waren zunehmend
nachts ausliefern. Die Stadt Augsburg
beispielsweise setzt bei ihrer Busflot-
te auf den Kraftstoff und erfüllt damit
schon heute das Klimaziel für 2050.
Verbrennungsmotor und Klimaschutz
müssen kein Widerspruch sein. Zeit
also, dass wir in einem offenen Wett-
bewerb der Mobilitätskonzepte unser
Verkehrssystem der Zukunft finden.
Neue Akteure
Die Zukunft ist weiblich. Zumin-
dest wenn man den Begriff „bauen“
wörtlich nimmt, denn momentan
studieren mehr Frauen als Männer
Architektur. Gegenwärtig sind noch
weniger als ein Drittel der Architek-
ten Frauen, aber die Männerdomäne
bröckelt. Frau Architektin baut mal
sehr minimalistisch, mal bunt und
fantasievoll, praktisch und lebens-
nah. Das zeigt gerade eine Werk-
schau im Hamburger Museum der
Arbeit noch bis Anfang September.