+3 Magazin Juli 2019 | Page 8

+1 8 Mark J. Valek, Portfoliomanager und Autor Ende eines Monopols Verfolgt man aufmerksam die öffent- liche Debatte, so scheint die Verunsi- cherung über das herrschende globale Wirtschaftssystem zuzunehmen. Für den Mittelstand gerät das Ziel des Ei- genheimerwerbs zunehmend außer Reichweite. Die seit Jahren von der Europäischen Zentralbank auf einem unnatürlich niedrigen Niveau festge- setzten Zinsen animieren nicht zum tugendhaften Sparen, sondern be- feuern die Konsumgesellschaft und die Verschuldung. Profiteure dieser Geldpolitik sind große Unternehmen und Superreiche, die sich zu Niedrigst- zinsen am Kapitalmarkt verschulden können und mit einem großen Hebel erfolgreich Immobilienspekulationen durchführen. Auch der verschuldete Staat ist über die Niedrigzinssituation erfreut und lässt die Zentralbanken gewähren. Diese Probleme lassen sich, Marianne Krefft, Leserin Die Zukunft braucht Regeln und Akzeptanz Angst vor Künstlicher Intelligenz ist nicht zwangsläufig und Roboter kön- nen nur dass, was der Mensch ihnen zeigt. Ich glaube nicht, dass sie das Zepter übernehmen werden. Natürlich kann jede Technologie missbraucht werden. Wenn sich der Mensch an ethische Regeln hält, könnten Roboter dem Menschen in vielerlei Hinsichten helfen und sie entlasten. Zuviel Science Fiction schürt nur unnötig Ängste. Ich glaube auch nicht, dass der Mensch dann als Arbeitskraft nicht mehr benö- tigt wird, es wird andere Tätigkeitsfel- der geben. Es ist wie mit der roten Bio- technologie. Im Bereich der Medizin ist sie akzeptiert, denn da liegt der Nutzen für den Patienten auf der Hand. Bei der grünen Biotechnologie ist das Gros der Verbraucher skeptisch. Hier wurde die Holger Althues, Leiter Chemische Oberflächen- und Batterie- technik, Fraunhofer- Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) wie der Ökonom Gregor Hochreiter in seinem Buch „Krankes Geld, kranke Welt“ hervorragend darlegt, im Kern auf das heutige Schuldgeldsystem zurückführen. Das Aufkommen de- zentraler Währungen wie Bitcoin hat erstmals einen signifikanten Anteil der Bevölkerung dazu bewogen, Herkunft und Natur des Geldes zu hinterfragen. Was als technologisches Experiment begann, hat mittlerweile viele idealis- tische Individuen motiviert, an einem besseren Geldsystem zu arbeiten und eine solide Alternative zum staatli- chen Zentralbankwesen zu entwickeln. Ein nachhaltiges Geldsystem hat das Potenzial, fundamental positive Än- derungen innerhalb der Gesellschaft herbeizuführen. Treibstoff der Zukunft Der Mobilitätssektor erlebt aktuell einen Wandel historischen Ausma- ßes und wird die Welt von morgen nachhaltig prägen. Klar ist: Die Elektrifizierung von Antrieben und die Nutzung erneuerbarer Energien für die Produktion und den Betrieb von Fahrzeugen sind der Schlüssel für eine erfolgreiche und nachhalti- ge Transformation in der (individu- WAS IST KÜNSTLICHE INTELLIGENZ? Die Fähigkeit von Geräten und Software ... ... logisch zu denken 58% ... zu lernen 57% ... Probleme zu lösen 52% ... Sprache zu verstehen 42% ... sich wie Menschen zu verhalten ... menschliche Arbeits- plätze zu übernehmen ... große Datenmengen zu speichern 39% 35% 27% ... Personen zu überwachen 18% ... Spiele zu spielen 16% 15% ... Emotionen zu verspüren ... den menschlichen Geist zu kontrollieren ... die Weltherrschaft zu übernehmen 9% 7% 1.000 Mehrfachnennungen › Quellen: Pegasystems, Statista Aufklärungsarbeit nicht goutiert oder bis heute falsch verstanden. Das zeigt, wie weit Akzeptanz und Nutzen neuer Technologien auseinanderliegen kön- nen. Mit Sicherheit werden multinati- onale Konzerne ihre Macht ausweiten wollen. Dagegen brauchen wir eine Politik, die vernünftig gegensteuert. Es wird sicher beides geben: Konzerne, die versuchen werden, unsere Zukunft für ihren Profit zu gestalten, und andere, die sich zurückhalten. Dieses Verhalten kann man heute schon beobachten. Matteo Lori, Leser Ich und du Ich glaube, Vielseitigkeit, Offenheit und Willenskraft gestalten die Visio- nen der Zukunft. Und irgendwie glau- be ich, wir sollten das alle gemeinsam tun und die Möglichkeiten unserer modernen Kommunikation nutzen. Damit nicht eine Künstliche Intelli- genz dann irgendwann in der Zukunft mal alles entscheidet. ellen) Mobilität. Das begrenzende Element für Reichweite, Nutzungs- dauer und Kosten aller elektrischen mobilen Geräte und Fahrzeuge ist nach wie vor die Batterie. Die heutige Lithium-Ionen-Technologie ist dabei besser als ihr Ruf. Sicherheit, Ener- giedichte, Lebensdauer und Effizienz wurden in den letzten 20 bis 30 Jah- ren stetig verbessert und gleichzei- tig die Produktionskosten drastisch reduziert. Intensiv geforscht wird zudem an neuen elektrochemischen Speichern, die eine weitere Stei- gerung der Energiedichte und den Ersatz seltener und teurer Batterie- Rohstoffe, insbesondere Kobalt, er- möglichen. So sind beispielsweise Lithium-Schwefel-Batterien schon heute rund 40 Prozent leichter als die besten Li-Ionen-Batterien und somit prädestiniert für Anwendun- gen in der Luftfahrt. Das elektrische Fliegen wird dabei zu einem weite- ren Meilenstein im Wandel der Mo- bilität. Eine erfolgreiche und nach- haltige Transformation wird jedoch nur durch ein Zusammenspiel von gesellschaftlichem Umdenken, klu- gen politischen Entscheidungen und zukunftsweisenden technologischen Entwicklungen möglich. Eva-Maria Alles, Leserin Wer, wenn nicht wir „Wenn das, was ist, nicht veränder- bar ist, ist das, was ist, verloren“, wusste Theodor Adorno. Heißt wohl auch, auf den Erfahrungen von ges- tern innovativ das Morgen zu gestal- ten – in allen Lebensbereichen. All das vorhandene Know-how endlich zu nutzen, zum Wohle von Mensch, Tier und Natur einzusetzen, nicht für den Profit. Keine Sorge: Die- ser stellt sich schon ein, wenn mit Verantwortung etwas überzeugend angeboten wird. Dann wird es auch nachgefragt werden. Eigentum ver- pflichtet, auch die Industrie ist in der Pflicht. Sie wird von uns Menschen geformt, so wie die Politik. Wir alle sind gefragt, verantwortlich – egal, auf welcher Seite wir stehen. Denn eines ist gewiss: Wir stehen alle auf dieser einen Erde. Wer baut die Welt von morgen? Die Antwort: Wir. Karsten Holzner, Leser Timm Kehler, Vorstand Brancheninitiative Zukunft Erdgas Offen für bewährte Konzepte Wir leben in einer Zeit des Umbruchs: Globalisierung, Digitalisierung und Vernetzung eröffnen für den Perso- nen- und Güterverkehr ganz neue Möglichkeiten. Der Preis dafür ist ein wachsendes Verkehrsaufkommen, das den CO 2 -Ausstoß immer weiter in die Höhe treibt. Carsharing-Angebote und ein stärkerer Einsatz des Öffentlichen Nahverkehrs sind wichtige Bausteine, um dieser Entwicklung entgegenzu- wirken. Sie allein reichen aber nicht aus. Auch bei den eingesetzten Kraft- stoffen müssen wir umdenken, wenn die Verkehrswende endlich an Fahrt aufnehmen soll. Als Transitland und Logistikstandort muss sich Deutsch- land breit aufstellen und all jenen An- triebsalternativen eine Chance geben, die nachweislich zum Klimaschutz beitragen. Eine davon ist Bio-Erdgas. Ob in gasförmiger oder flüssiger Form, es ist derzeit der einzige Kraftstoff, mit dem man hierzulande heute nahezu CO 2 -frei fährt. Auch der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub wird so auf ein Minimum reduziert. Ein weiterer Vorteil: Die reichweitenstarken Erd- gas-Fahrzeuge sind leise unterwegs – ein entscheidender Pluspunkt für Spe- ditionen, die ihre Waren zunehmend nachts ausliefern. Die Stadt Augsburg beispielsweise setzt bei ihrer Busflot- te auf den Kraftstoff und erfüllt damit schon heute das Klimaziel für 2050. Verbrennungsmotor und Klimaschutz müssen kein Widerspruch sein. Zeit also, dass wir in einem offenen Wett- bewerb der Mobilitätskonzepte unser Verkehrssystem der Zukunft finden. Neue Akteure Die Zukunft ist weiblich. Zumin- dest wenn man den Begriff „bauen“ wörtlich nimmt, denn momentan studieren mehr Frauen als Männer Architektur. Gegenwärtig sind noch weniger als ein Drittel der Architek- ten Frauen, aber die Männerdomäne bröckelt. Frau Architektin baut mal sehr minimalistisch, mal bunt und fantasievoll, praktisch und lebens- nah. Das zeigt gerade eine Werk- schau im Hamburger Museum der Arbeit noch bis Anfang September.