+3 Magazin Juli 2018 | Page 8

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WIR FRAGEN :

WAS SUCHEN WIR

IM INTERNET ?

... und was ist Ihre Meinung ?

www . plus-drei . de antwort @ plus-drei . de
Allein Google verzeichnet fast 3,5 Billionen Suchanfragen pro Jahr . Quellen : Google , Netzsieger . de
© iStock ./ SIphotography
Paul A . Kirschner , Lernpsychologe und Ehrenprofessor der Offenen Universität der Niederlande
Entzauberter Mythos
Digital Natives sind junge Menschen , die in die digitale Welt hineingeboren wurden und für die Informations- und Kommunikationstechnologien normal sind . Als Gruppe umgibt sie etwas Magisches : Sie haben sich neue Wege des Seins erschlossen , sind von Natur aus technikversiert , Multitasker , teamorientiert und kooperativ . Die Forschung zeigt aber auch : Studenten , die in hohem Maße diese Technologien verwenden , nutzen sie primär zur Selbstermächtigung und Unterhaltung . Sie sind noch nicht wirklich versiert darin , sie dafür einzusetzen , das eigene Lernen zu verbessern , sondern
sind eher Konsumenten als Schöpfer von Inhalten . Zudem verwenden sie nur eine begrenzte Auswahl überwiegend etablierter Technologien wie Smartphones , Mediaplayer , Google und Wikipedia . Auch fehlt ihnen ein tieferes technologisches Wissen . Ihre Fähigkeiten beschränken sich meist auf einfache Office-Anwendungen , E-Mailen , Nachrichten schreiben , Facebook und im Internet surfen . Die aktuelle Generation von Lernenden verhält sich wie Schmetterlinge , die planlos über die Informationen auf ihren Bildschirmen hinwegflattern , ohne sich ihres Werts bewusst zu sein . Sie werden zum Klicken auf Links verführt und vergessen dabei oft , wonach sie eigentlich suchen . Dieses Herumflattern führt – bestenfalls – zu einem sehr fragilen Netzwerk von Wissen . Mit anderen Worten : Der Digital Native mit all seinen magischen Fähigkeiten existiert ebenso wenig wie das Einhorn oder der Yeti .
Brett Atwood , Außerordentlicher Professor für Strategische Kommunikation , Washington State University
Unbegrenzte Freiheit
Soziales Engagement spielt eine Schlüsselrolle in der menschlichen Erfahrung . Wir suchen nach Verbindungen , die es uns ermöglichen , Erfahrungen auszutauschen und unser authentisches Selbst auszudrücken . Viele Menschen können sich jedoch in der physischen Welt eingeschränkt fühlen . Vielleicht ist es die Angst vor Urteilen von Freunden oder der Gesellschaft . Möglicherweise beeinträchtigen auch körperliche Merkmale , kulturelle Unterschiede oder Mobilitätsprobleme ihre Fähigkeit , effektiv zu kommunizieren oder gehört zu werden . Das Internet oder die sozialen
Medien sind dafür keine Garantie , da unsere virtuellen Identitäten häufig mit unseren Identitäten und Verpflichtungen der realen Welt verbunden sind . Deshalb fragen wir uns zum Beispiel : Wie viele „ Likes “ bekomme ich , wenn ich ein bestimmtes Foto teile ? Wie reagieren Menschen , wenn ich meine wahren politischen Ansichten poste ? Virtuelle Welten wie Second Life können da einen Unterschied machen . Sich in einer virtuellen Welt zu bewegen , die neue Wege der Kommunikation ermöglicht , wirkt sehr befreiend . In einer Parallelwelt , in der alles machbar erscheint , kann sich jeder eine neue Identität schaffen , während er auf Entdeckungsreise geht und neue Erfahrungen teilt . In virtuellen Welten können wir uns neu erfinden und mit Gemeinschaften jenseits von geografischen und kulturellen Grenzen verbinden . So entstehen neue Erinnerungen und Freundschaften , die sich jeder frei aussuchen kann .