+3 Magazin Juli 2016 | Page 21

+3 Wilhelm Bauer, Leiter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) Neue Arbeitsteilung Die Arbeit der Zukunft ist durch ein neues Verständnis geprägt. Die klassischen Erfolgsfaktoren Technik, Organisation und Personal erfahren in Zeiten der digitalen Transformation eine potenzial- wie auch bedürfnisorientierte Erweiterung: Menschliche Aktivitäten werden zukünftig nahezu durchgängig durch Technologien unterstützt und optimiert. Das Internet und digitale Technologien verändern unseren Arbeitsalltag signifikant. In der Bürowelt ist digitales Arbeitsverhalten schon weit entwickelt: Wir können arbeiten, wo, wann und wie wir wollen. Und der Einzug von Syste- men mit Künstlicher Intelligenz wird die Wissens- und Büroarbeit noch erheblich verändern. Intelligente Systeme werden Wertschöpfungspartner des Menschen, Software übernimmt Prüfroutinen und gut formalisierte Prozesse. Die Menschen werden eher anspruchsvolle, Kreativität und Intuition nutzende Aufgaben übernehmen. Diese Entwicklungen werden auch unsere Fabriken erreichen. Im Internet der Dinge kommunizieren intelligente vernetzte Objekte untereinander und mit Menschen. Die Arbeitsteilung zwischen Menschen und Maschinen wird neu gestaltet: Maschinen übernehmen schwere und ergonomische Arbeiten, die Menschen werden mehr Zeit für Planung, Steuerung und Erfolgskontrolle haben. Sicher ist: Der Mensch bleibt auch in Zukunft im Mittelpunkt der arbeitswissenschaftlichen Betrachtung – nur eben innerhalb einer neuen hyperflexiblen und mobilen Arbeitswelt. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Burkhard Remmers, Leiter Internationale Kommunikation, Wilkhahn Raum für Bewegung und Begegnung Bei der Ausgestaltung der Büroarbeit 4.0 geht es um zwei zentrale Fragen: Wie können Mitarbeiter dauerhaft gesund und arbeitsfähig bleiben? Und was ist die Kernaufgabe von Büros, wenn die Einzelarbeit unabhängig von Zeit und Ort stattfinden kann? Kehrseiten der Digitalisierung sind Jörg Asmussen, Ökonom und ehemaliger Direktor der Europäischen Zentralbank Wir entscheiden den Weg Die Digitalisierung, das „neue Maschinenzeitalter“, steht erst am Anfang. Sie wird uns die Arbeit nicht wegnehmen, aber in der ersten Phase kann es dazu kommen, dass einige klassische Berufsbilder verschwinden. Es ist eine technologische Revolution mit großer disruptiver Kraft. Eine Polarisierung der Arbeitsentgelte wird bereits sichtbar und auch soziale Spannungen sind nicht auszuschließen. In der zweiten Phase werden mehr und bessere Jobs entstehen. Die Zahl der Normalarbeitsverhältnisse wird schwinden, die Zahl der Selbstständigen zunehmen. Mit Folgen für die soziale Absicherung des Einzelnen wie für die sozialen Sicherungssysteme insgesamt. Daher muss die Digitalisierung durch Sozialreformen flankiert werden: Industrie 4.0 braucht einen Sozialstaat 4.0. Kann es etwa in Zukunft dabei bleiben, dass allein abhängig Beschäf- die Zunahme von Bewegungsmangel und mentaler Überforderung. Die Kombination aus beidem führt nicht nur zu Rückenschmerzen, sondern zu Störungen des gesamten Stoffwechsel- und Immunsystems. Hier setzen neuartige Bürostuhlkonzepte an, die vor allem die natürliche dreidimensionale Beweglichkeit des Körpers stimulieren. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass hier bereits kleine, häufige und vielfältige Bewegungen deutliche Verbesserungen bei Wohlbefinden und Konzentrationsleistung zeitigen. Doch das Mobilisierungsgebot geht über die Schreibtischarbeit hinaus: Das agile Büro 4.0 bringt Menschen zusammen, um Wissen zu teilen und Ideen zu entwickeln. Es fördert das Miteinander und stiftet Identität. Kurz: Es wird zum Ort für Konzentration, Kooperation und Koordination, um neue Anforderungen möglichst