+3 Magazin Februar 2020 | Page 8

+1 8 › Neven Subotic, Profifußballer und Vorstand Neven Subotic Stiftung Quelle des Lebens Wasser ist Leben. Wir alle wissen das, wir alle sagen das. Doch ver- stehen wir auch, was das eigentlich bedeutet? Jedes Lebewesen benötigt Wasser zum täglichen Überleben wie Luft und Tageslicht. Wasser ist ele- mentare Lebensgrundlage und somit eine kostbare, aber auch endliche Ressource. Der Zugang zu Wasser hat Einfluss auf den Verlauf eines jeden Lebens. Nur dort, wo er gesi- chert ist, sind die Grundlagen für ein würdevolles Leben und die Chance Walter Leal, Leiter Forschungs- und Transferzentrum „Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement“ HAW Hamburg Perspektivwechsel Wir alle kennen die vielen Probleme, die durch die Verwendung von Kunst- stoffen verursacht werden. Wir pro- duzieren zu viel neues Material und verbrauchen dabei zu viele natürliche Ressourcen. Auch die Art und Weise, wie der durchschnittliche Verbrau- cher Plastik verwendet und entsorgt, hat weitreichende ökologische Fol- gen. Kunststoff bleibt eine wertvolle Ressource und ist ideal für langfristi- ge Anwendungen. Als reines Material kann er wiederverwendet und recycelt werden. Aber dazu müssen wir unse- ren Umgang mit Kunststoffen ändern. Eine neue Kunststoffindustrie in Form einer Kreislaufwirtschaft könnte hier Möglichkeiten schaffen. Das bedeutet, dass wir Kunststoffe viel länger als bis- her verwenden – indem wir etwa den auf Bildung gegeben. Unser Pla- net bleibt also nur dann lebenswert, wenn wir Wasser – als elementare Le- bensgrundlage jeden Lebens – erhal- ten und bewahren. Für traditionelle Industriestaaten besteht die Heraus- forderung in erster Linie darin, einen verantwortlichen und nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser sicherzustellen. Für Millionen Men- schen in anderen Ländern wiederum geht es jedoch zunächst einmal da- rum, den direkten Zugang zu sau- berem Trinkwasser überhaupt her- zustellen. Für rund 785 Millionen Menschen ist ein einfacher Zugang zu sauberem Wasser Stand heute nicht gesichert. Die Projekte meiner Stiftung sorgen seit 2012 dafür, dass jeden Tag mehr Menschen die Mög- lichkeit erhalten, täglich frisches, sauberes Wasser trinken zu können. NACHHALTIG ARBEITEN Verbreitung grüner Startups in Tech-Branchen EnergyTech 70% PropTech 20% ChemTech 68% LegalTech 17% AgriTech 67% FinTech 15% Future Mobility 62% SportTech 13% TravelTech 35% InsurTech 11% FoodTech 33% Cyber Security 11% BioTech 30% Digital Health 10% EdTech 21% MedTech 0% Basierend auf Antworten von 661 nicht-grünen und 250 grünen Startups, 2018 Quellen: Borderstep Institut, Bundesverband Deutsche Startups bereits im Umlauf befindlichen Kunst- stoff entlang der Lieferkette erfassen und somit die Wertschöpfung maximie- ren und höhere Wiederverwendungsra- ten schaffen. Alternativ können Unter- nehmen vollständig auf Bio-Kunststoffe umsteigen, die auf Basis von nichtfos- silen Brennstoffen hergestellt werden und vollständig biologisch abbaubar sind. Die Herstellung von Bio-Kunst- stoffen ist derzeit teurer als die von herkömmlichen Kunststoffen, hat aber einen großen Vorteil: Sie stellt kaum eine Gefahr für die Natur oder für die Gesundheit dar. Wenn wir alle unsere Ansichten über die Art und Weise, wie wir Kunststoffe herstellen und handha- ben, ändern, können wir vielleicht einen Schritt nach vorn hin zu einem lebens- werteren Planeten machen. Magdalena Krüger, Leserin Bürger vs. Klimakrise Die erste UN-Klimakonferenz fand 1995 in Berlin statt. Auf dem diploma- tischen Parkett konnten seitdem einige Erfolge erzielt werden, ohne jedoch ei- nen wirklichen Durchbruch zu erzielen. Seit dem Entstehen der Fridays-for-Fu- ture-Bewegung wird meines Erachtens immer deutlicher, dass der Erfolg des Klimaschutzes zuerst vom Verhalten von uns Bürgern bestimmt ist. Zum einen können wir durch die Teilnah- me an Demonstrationen den Druck auf die Regierungen der Welt erhöhen und zum anderen trägt ein veränderter Konsumstil direkt zur Prävention einer drohenden Klimakatastrophe bei. Björn Kaminski, Projektleiter Sustainability & Green Startups, Bundesverband Deutsche Startups Innovationen für den Klimaschutz 36 Prozent aller Startups in Deutschland sind grün. Hinter die- ser Zahl verbirgt sich ein wachsen- des Ökosystem an Startups, die mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit adressieren. Seien es Lösungen für die Energiewende, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft oder die Vermei- dung von Plastik – die Bandbreite an Ideen für mehr Klimaschutz ist groß. Ein Beispiel sind modulare E- Fahrzeuge für den Lieferverkehr in Städten. Der Clou dabei: Für viele dieser Fahrzeuge braucht man kei- nen Führerschein und manche sind so schmal, dass sie auf Fahrradwe- gen genutzt werden können. Für die Logistikbranche eine attraktive Alternative zu klassischen Verbren- nern. Ein weiteres Beispiel ist ess- bares Besteck, das aus natürlichen Zutaten entwickelt wird. Kann man damit die Welt retten? Nein, aber theoretisch Millionen von Plas- tiklöffeln und -gabeln alleine in Deutschland vermeiden. Die Liste an nachhaltigen Innovationen durch Startups lässt sich lange fortsetzen. In Zeiten des Klimawandels ist das eine positive Nachricht. Allerdings: Die Hürden, insbesondere für die Finanzierung und den Vertrieb, sind für Startups in Deutschland noch zu hoch. Politik und Wirtschaft sind daher angehalten, Green Startups stärker zu unterstützen, um dieses immense Potenzial im Sinne der Kli- maziele zu entfalten. Und zwar nicht aus Altruismus, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Vernunft. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Jürgen Feder, Botaniker und Buchautor Machen statt reden Notwendig ist zunächst mal ein radika- ler Wechsel, ein ganz neues Verständ- nis unseres Wertesystems. Wir alle müssen uns einschränken, kolossal, heute. Sauberes Wasser, gute Luft, ge- sunder Boden müssen vor allen ande- ren Belangen der Menschheit stehen. Eine ganz andere EU-Agrarwirtschaft ist vonnöten, keine von Konzernen und Sonderinteressen gelenkte Poli- tik. Wir reden und reden, doch nichts passiert. Wir müssen weg von Billig, hin zu schmackhaften und gesunden Produkten. Alles muss auf den Kopf gestellt werden, besser endlich auf die Füße. Wir brauchen eine ökologische Bildungsoffensive – und endlich Ver- braucherschutz statt ewigem Großbau- ernschutz. Schichtet das Geld um, es ist genügend da. Die Kleinbauern, die die lebenswichtigen Kleinstrukturen draußen noch wenigstens halbwegs im Sinn haben und ökologisch(er) den- ken, müssen endlich geschützt und belohnt werden. Das Schleppen, Pla- nieren, Umbrechen, Entwässern, diese exorbitanten Stickstoffmengen in Bo- den, Wasser und Luft – alles beenden, sofort. Wir brauchen Brachen, keine Maiswüsten, breite Raine, genügend Abstandsflächen, Tümpel und Mager- biotope. Wir ersticken in Nährstoffen, es wächst sich alles noch zu Tode. Und bloß kein blindes Ansäen zur Gewis- sensberuhigung. Die Samen im Bo- den sind da, von unseren Arten, die müssen wir nur zum Leben erwecken. Wer ist für all das verantwortlich? Ich habe den Eindruck, es ist nicht anders gewollt. Angekündigt wird viel, dann aber nie verfolgt. Konrad Kruse und Martin Refle Geschäftsführer ProEngeno Energie, aber sauber Dass unser Planet lebenswert bleibt, darüber haben wir uns gemeinsam mit zehn Mitstreitern aus der Ge- meinde Jemgum in Ostfriesland schon vor über 30 Jahren Gedanken gemacht. Der Aufbau der damaligen Strommixer und heutigen ProEngeno erforderte wahre Pionierarbeit. Dank des unerschütterlichen Glaubens der ehemaligen Gewerkschafter an den eingeschlagenen Weg stehen wir als Ökostrom- und Ökogasanbieter heu- te glänzend da und sind für die Zu- kunft gut gerüstet. 14 Mitarbeitende betreuen inzwischen an die 11.000 Stromkunden. Das Ökogas ist zu 100 Prozent klimaneutral, weil das CO 2 durch Investitionen in Klimaschutz- projekte neutralisiert wird. Als Ener- giedienstleister betreuen wir über 40.000 Kunden und übernehmen für sie die gesamte Marktkommunika- tion – und das sogar international. Im letzten Jahr haben wir uns den Kli- mastreiks von Fridays for Future an- geschlossen, dazu ist ProEngeno auch Teil der Entrepreneurs for Future. Elektromobilität war das Schlagwort für 2019. Am Firmensitz in Jemgum haben wir deshalb eine E-Tankstelle errichtet. Den Strom dafür liefert die eigene Photovoltaik-Anlage. Doch wir haben längst ein neues Projekt: eine Biogas-Kläranlage, die nun in die Pilotphase startet. Die erste An- lage kann jährlich 2.000 Kubikmeter Gülle verarbeiten. Das ist die Menge von etwa 100 Milchkühen. Wir sind überzeugt, dass wir damit ein Stück weit dazu beitragen, unseren Plane- ten lebenswert zu halten.