+3 Magazin Dezember 2019 | Page 19

+3 Jan-Uwe Rogge, Familien- und Kommunikationsberater Keine Angst vor Fehlern Stärke hat nichts zu tun mit Allwis- senheit und Perfektionismus. Stärke speist sich aus Momenten, in denen Eltern zufrieden sind und Kinder sich glücklich wähnen, dass das Universum ihnen diesen Ort zugewiesen hat. Aber dann gibt es jene Tage, an denen man sich seine Inkompetenz zeiht und die Kinder auf die Rückseite des Mondes wünscht – und die Kinder am liebsten das Weite suchen möchten, weg von diesen peinlichen, ewig bevormunden- den Eltern. Stärke hat zwei Gesichter, denen man sich zu stellen hat: Da sind diese himmelhochjauchzenden Gefüh- le, in denen man die ganze Welt umar- men möchte. Aber dann gibt es jene Au- genblicke, in denen man einfach fertig ist, weil wirklich alles schiefläuft. Das gilt für Eltern wie Kinder gleicherma- ßen. Stark werden Familien nur, wenn diese sich auf drei Dinge besinnen: Hu- mor, Verstand und Vertrauen. Lache dreimal am Tag mit deinem Kind, hat der Pädagoge Johann Heinrich Pesta- lozzi einst den Eltern vorgeschlagen. Lasse dich von ihrer Fröhlichkeit anste- cken. So wichtig das Nachdenken auch ist, so bedeutsam ist ein Bauchgefühl in der Begleitung von Heranwachsenden. Kinder sind spontan und authentisch, davon kann man als Eltern lernen. Und Kinder brauchen Eltern, die ihnen Ver- trauen schenken. Das setzt Väter und Mütter voraus, die Vertrauen zu sich haben. Manchmal macht man dabei Fehler. Doch Umwege erweitern die Ortskenntnis und ermutigen und stär- ken Eltern wie Kinder darin, neue un- bekannte Wege zu gehen. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Claudia Baude, Stellvertretende Geschäftsführerin AWO SANO Kraft aus gemeinsamen Erlebnissen „Weißt du noch, wie wir letzten Som- mer mit Paul und seinem Vater das Fußballspiel gewonnen haben oder wie wir unser Rindenschiffchen am See gemeinsam mit den anderen Urlauberkindern gerettet haben?“ Solche Erinnerungen schweißen Fa- milien zusammen und geben ihnen eine emotionale Grundlage für den Alltag. Doch nicht alle Eltern ha- ben zu jeder Zeit die Kraft und die Möglichkeiten, dies ihren Kindern auf den Weg zu geben. Sie gelangen dabei gelegentlich an ihre Grenzen. Spätestens dann ist es Zeit für einen gemeinsamen Familienurlaub oder bei medizinischer Indikation für eine Mutter- oder Vater-Kind-Kur. Uns als gemeinnützigem Träger von Vor- sorge- und Rehabilitationsmaßnah- men und Familienferienstätten ist es wichtig, dass alle Familien Stärke aus Erlebnissen schöpfen können. Deshalb engagieren wir uns bewusst dafür, dass sie – unabhängig vom Geldbeutel und sozialer Stellung – die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Wir möchten Mütter und Väter ermutigen, Beratungsangebote in ihrer Region in Anspruch zu neh- men und so von Anfang an für starke Familienbande zu sorgen. Gemeinsa- me Erfahrungen, das Entdecken bis- her unbekannter Orte und neue Akti- vitäten gehören auf jeden Fall dazu. Mein Anliegen ist es, dass dies auch und gerade für Familien in schwie- rigen Lebenssituationen möglich ist – zum Beispiel Alleinerziehenden, Familien, in den Kinder mit Behin- derungen leben, oder Pflegefamilien. Mehr Infos unter: www.awosano.de 19 Renate Gottschewski, Leserin Gemeinsam stark Gewiss kann Familie durch äußere Rahmenbedingungen gestärkt wer- den. Andererseits bringt das wenig, wenn die Familie von innen ohne Liebe auskommen muss. Eine starke Familie braucht starke Persönlich- keiten. Je mehr Familie als Team verstanden wird und nicht als „heili- ge“, nicht infrage zu stellende Insti- tution, je stärker ist sie im Inneren. Im Übrigen ist es ein bisschen unge- recht, dass niemand sich von seinen Eltern scheiden lassen kann, aber es ist eben so: Wir haben nicht alles in unserer Hand und müssen die Fa- milie so nehmen, wie sie ist – und das Beste daraus machen. In dem Film „The Straight Story“ von David Lynch erzählt der Hauptdarsteller einer jungen Ausreißerin folgende Geschichte: „Schau, das ist ein klei- nes Ästchen, das bist du. Guck, wie einfach ich dieses Ästchen durch- brechen kann. Wenn ich dem dün- nen Ästchen jetzt noch viele weitere dünne Ästchen beilege, dann kann niemand das Bündel und damit auch dich als einzelnes Ästchen durch- brechen. Das ist Familie.“ Diese Ge- schichte widerspricht scheinbar dem oben Gesagten. Aber es bedarf eben auch einer starken Persönlichkeit, die eigene Zerbrechlichkeit über- haupt erkennen und annehmen zu können. Anzeige Die BARMER Kindernotfall-App hilft Eltern, immer und überall Symp- tome richtig zu deuten, Erste Hilfe zu leisten und Hilfe zu rufen. Die App wurde in Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe entwickelt und basiert auf nationalen und inter nationalen Richtlinien. Mehr Infos unter: barmer.de/kindernotfall-app ›