+3 Magazin Dezember 2019 | Page 10

+2 10 › Peter Sanftmut, Leser Leuchtturm-Diskussion Deutschland ist ein Land, das dar- auf bedacht sein sollte, dass über- all in der Republik gleichwertige Lebensverhältnisse herrschen. Mir kommt es oft so vor, dass bei Inno- vationsthemen nur die Metropolen im Vordergrund stehen. Viele kleine und mittlere Städte sind aber durch- aus signifikante Innovationstreiber und bilden die starke Basis unserer Wirtschaft. Dennoch wird auf die sogenannte Provinz keine Rücksicht genommen, wenn es um den Inter- netausbau oder die Stilllegung von Bahnstrecken geht. Markus Losert, Leser Ein Projekt, viele Akteure Eine Smart City unternimmt den Versuch, die drängenden Probleme unserer Städte mithilfe der Digita- lisierung zu lösen. Handlungsfel- der sind Mobilitätslösungen, eine nachhaltige Stadtentwicklung, eine Burkhard Jung, Präsident Deutscher Städtetag Wie sind wir in Zukunft nachhaltig mobil? Mit E-Scooter, Sammeltaxi oder Straßenbahn? Welche Techno- logien werden bestimmend sein? Wie vernetzt ist die städtische Infrastruk- tur und wie hoch ist der Ressourcen- einsatz? Die Antworten auf all diese Fragen werden in den Städten und Regionen ausgehandelt und entschie- den – von Bürgerinnen und Bürgern, von gewählten Repräsentanten, von Verwaltungen und von zahlreichen Akteuren aus Vereinen, Wirtschaft und Forschung. Maßgeblich ist, wie Menschen wohnen, wie mobil sie sind, wo sie arbeiten, einkaufen und ihre Freizeit verbringen. Zum ande- ren kommt es darauf an, dass Bund, Länder und Kommunen, aber auch die Hersteller den richtigen Rahmen setzen. Bleiben wir beim Beispiel Verkehr: Wir wollen umweltverträg- liche Technologien und smarte Tools moderne Verwaltung, die Ermög- lichung von Teilhabe und Partizipa- tion, aber auch Themen wie Sicher- heit, Kultur, Energie, Gesundheit und Bildung. Städte können dafür sorgen, dass hierfür die notwendige Infrastruktur geschaffen wird. Eine besondere Rolle kommt der digitalen Souveränität zu. Je höher der Grad der technischen Abhängigkeit, umso anfälliger ist die Smart City für Sys- temfehler oder Cyberangriffe. Neben „Hardware“ gilt dies insbesondere auch für die Daten, die gesammelt und für vernetzte Dienste genutzt werden können. Auf dieser Basis entstehen Anwendungsfälle, die zu- nächst in einem Quartier pilothaft erprobt und anschließend auf die Ge- samtstadt und darüber hinaus aus- gedehnt werden können. Um nicht am Bedarf vorbei zu entwickeln, ist die frühe Einbeziehung der Nutzer in die Diensteerstellung essenziell. Auch die Transparenz darüber, wel- che Daten erhoben werden und wer diese nutzt, und die freie Entschei- dung der Nutzer, in welcher Tiefe ein System genutzt werden möchte, könnten Gegenentwürfe zu den zu- meist asiatischen „Sensorcities“ sein. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor einer Smart City ist zudem die Vernetzung und Kooperation der relevanten Ak- teure aus Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Wir alle gestalten mit für das Verkehrsmanagement – bei- spielsweise so, dass ich alle Verkehrs- angebote auf einen Blick in meiner App sehe und am besten mit einem Ticket benutzen kann. Klar ist: Wir brauchen starke Alternativen zum motorisierten Individualverkehr, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Digitale Produkte und Dienstleistun- gen im Verkehrsbereich versprechen da einiges. Letztlich werden wir ent- scheiden müssen: Was ist wirklich sinnvoll und was ist bezahlbar, um die Lebensqualität der Menschen weiter zu verbessern und unsere Städte zu lebenswerten Orten zu machen? Lisa Mühle, Leserin Raum für alle Eine smarte Stadt ist ein Ort, an dem es sich die Allgemeinheit noch leisten kann, zu leben. Ohne bezahlbaren Wohnraum nutzen auch fliegende Au- tos nichts. Ob ein Mietendeckel, wie er in Berlin praktiziert werden soll, smart genug ist, um den immer weiter steigenden Mieten zu begegnen, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Dringlichkeit des Wohnproblems in Metropolen scheint jedoch erkannt zu sein. In einer smarten Stadt können sich alle einbringen, nicht nur die, die es sich leisten können. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Friedrich Fuß, Chief Digital Officer Stadt Bonn Sprung in die Zukunft STARKER ÖPNV, SMARTE CITY lität für alle Bürger. Digitalisierung öffentlicher Infrastruktur bedeutet daher, in den Aufbau eigener Kom- petenzen, Teams und Lösungen zu investieren. Smart ist, wer selber agieren, gestalten und entwickeln kann. Und hierfür auch die Ressour- cen und Fähigkeiten auf- baut. Die smarte Stadt ist unabhängig, lösungsorien- tiert und dem Gemeinwohl verpflichtet. door2door ist bei diesem Ansatz Lösungs- partner und bietet als Markt- Maxim Nohroudi, führer mit seiner Software Geschäftsführer für Ridepooling-Dienste das und Co-Gründer hochwertige technische Pro- door2door dukt für diesen Weg. Smart Cities haben zukünftig einen Nahverkehr, der so komfortabel ist wie das eigene private Auto. Hierfür benötigen sie ohne Frage einen leis- tungsstarken und digitalen ÖPNV, der eigene Ressourcen und Fähig- keiten besitzt, um auf neue Heraus- forderungen zu antworten. Nur so ist die Abhängigkeit von Dritten vermeidbar, die gegebenenfalls nur „Cherry- picking“ zum eigenen Vorteil betreiben. Der Nahverkehr muss di- rekten Einfluss auf die di- gitale Infrastruktur haben und darf sich nicht in die Abhängigkeit privater An- bieter begeben. Denn: Daseinsvor- sorge und Innovation müssen zu- sammengehen in einer Smart City. Nur so gewährleistet sie Lebensqua- Mehr Informationen unter: door2door.io Bis 2025 möchte die Stadt Bonn die führende Smart City Nordrhein- Westfalens werden. Mit unserer Smart-City-Strategie binden wir für dieses Ziel die gesamte Verwaltung und möglichst große Teile der Bürger- schaft und der Stadtgesellschaft mit ein. Denn wir verstehen diese Stra- tegie als fortlaufenden Prozess. Ein Teil der Transformation betrifft die digitale Verwaltung. Dieser Verände- rungsprozess ist tiefgreifender, als er auf den ersten Blick erscheint. Denn: Digitalisierung der Arbeit bedeutet nicht nur einen Eins-zu-Eins-Wechsel von analogen hin zu elektronischen Prozessen. Es geht um neue Arbeits- weisen, eine neue Qualität der Ar- beit, der Kommunikation – und der Haltung: offen, eigenverantwortlich, dezernatsübergreifendend kooperativ und zielorientiert. Dienstleistungen, Pflichtaufgaben und freiwillige An- gebote der digitalen Verwaltung der Stadt Bonn werden immer unter Be- rücksichtigung von Sicherheitsaspek- ten, Privatsphäre, Akzeptanz und Nut- zerfreundlichkeit digital redesignt. Das steigert die Qualität und Effizienz der Arbeit der Verwaltung. Für den Bürger bringen die Online-Leistungen unter anderem Zeitersparnis und eine Nutzung rund um die Uhr. Die Stadt Bonn hat 575 Produkte identifiziert, die Zug um Zug zu Online-Leistungen umgewandelt werden. Das reicht von einfachen Terminvergaben, Melde- oder Führerscheinangelegenheiten bis zu komplexen öffentlichen Verfahren wie dem Baugenehmigungsverfahren oder dem Ratsinformationssystem. Claudia Franke, Leserin Orte des Miteinanders Eine smarte Stadt ist für mich in ers- ter Linie eine Stadt, die die Bedürfnis- se der Menschen in den Vordergrund stellt. Wichtig ist, dass Menschen kommunizieren, sich zuhören und im Alltag helfen. Wenn es digitale Tools gibt, die hierbei helfen, ist es umso schöner. Wenn dieses Miteinander auf althergebrachten Wegen wie belebten Innenstädten, quirligen Marktplät- zen und gepflegten Parks funktioniert, kann eigentlich jede Stadt smart sein, ganz ohne zusätzliche Investitionen in digitale Technik. Eine wichtige Rolle haben hier auch die kommunale Poli- tik und die Mitarbeiter der Stadt und ihrer Betriebe. Wenn diese sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sind und man merkt, dass sie stolz auf ihre Arbeit und ihre Stadt sind, färbt dieses Selbstbe- wusstsein vielleicht auf die Einwohner ab und das Miteinander gewinnt.