+3 Magazin August 2020 | Page 24

24 +3 › Ilka Hoffmann, Leiterin Organisationsbereich Schule, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Auf die Grundlagen kommt es an In der Corona-Krise hat die Debatte um digitale Kompetenzen einen neuen Schub erhalten. Das ist gut so, denn junge Menschen wachsen in einer digitalisierten Arbeits- und Lebenswelt auf. Demokratie, Teilhabe und Selbstbestimmung lassen sich nur erhalten, wenn die Menschen die Wirkungsweise von Datensystemen durchschauen, die Digitalisierung gesellschaftlich einordnen können sowie die Anwendung beherrschen. Daher wird hier der Ruf nach Pflichtfächern schon ab der Grundschule laut. Aber ist das die Lösung? In Deutschland leben mehr als sechs Millionen erwachsene Menschen, deren Kompetenzen im Lesen und Schreiben für eine gesellschaftliche Teilhabe nicht ausreichen. Studien – nicht zuletzt die PISA-Sonderauswertung zu den digitalen Kompetenzen – kommen zu dem Schluss, dass Lernende nur dann von der Computernutzung profitieren, wenn sie auf solide analoge Grundfertigkeiten – Lesen, Schreiben, Rechnen – zurückgreifen können. Auch Fähigkeiten selbstgesteuerten Lernens und eine gute Konzentrationsfähigkeit sind nötig. Wollen wir in den Schulen junge Menschen heranbilden, die in einer digitalisierten Welt bestehen können, dann heißt das: Analog first! Auch Fernunterricht muss nicht ausschließlich digital sein. Es gibt weiterhin Bücher und Material „zum Anfassen“. Ebenso wichtig wie das Bearbeiten von Lernprogrammen sind der Dialog und der Austausch über Lerninhalte. Hier braucht es ein gutes Konzept, das analoges und digitales Lernen verbindet. Susanne Schmitt, Geschäftsführerin Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) Kompetenz fürs Leben Medienkompetenz zählt mittlerweile zu den Schlüsselkompetenzen in unserer Gesellschaft. Digitale Medien verändern unsere Lebenswelt und sind aus Arbeit, Bildung oder Freizeit nicht mehr wegzudenken. Ein kompetenter Umgang mit Medien ist so wichtig geworden wie Lesen und Schreiben. Wer medienkompetent ist, kann die Chancen neuer Medien nutzen und mögliche Risiken reduzieren. Im Internet surfen, Computerspiele zocken, mit dem Kevin Zimmermann, Leser Man lernt durch Anwenden. Das gilt auch für digitale Kompetenzen. Smartphone Bilder und Videos machen: Wenn wir Heranwachsende betrachten, bewegen diese sich ganz selbstverständlich in der digitalen Welt. An technischem Wissen über Medien mangelt es ihnen in der Regel nicht, jedoch oftmals am verantwortungsvollen Umgang mit ihnen. Kinder und Jugendliche benötigen daher Unterstützung, um Medien bewusst, kritisch und reflektiert nutzen zu können. Die Förderung der Medienkompetenz sollte demnach bereits im frühen Kindesalter beginnen. Hier sind Eltern und Erziehende Vorbilder und können durch die eigene Haltung zu digitalen Medien die Medienkompetenz ihrer Kinder positiv beeinflussen. Ein unreflektierter Umgang kann leicht zu einer problematischen Mediennutzung führen, nicht nur bei Heranwachsenden. Auch Erwachsene benötigen daher die Fähigkeit, für sich selbst und andere einschätzen zu können, wie viel Medienkonsum altersgerecht und gesund ist. Der Aufbau und die Förderung einer guten Medienkompetenz ist also für alle Altersgruppen wichtig, denn Medienkompetenz ist Lebenskompetenz. Hochrechnung auf Grundlage einer Umfrage unter 2.000 Personen ab 14 Jahren, Januar-April 2019 DEUTSCHLAND 2019 Rund 90% 87 Minuten Internetzugang 63 Millionen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren war online Tägliche mediale Nutzungsdauer des Internets 41 Millionen Mediennutzung (netto) 42 Minuten 38 Minuten 182 Minuten 366 Minuten 28 Minuten 47 Millionen 50 Millionen 2017 2018 2019 Sehen Hören Lesen Entwicklung der täglichen Internetnutzung Tägliche Internetnutzungsdauer Gesamt 14-29 Jahre DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE DESINFORMATION IM INTERNET: WIE KÖNNEN LEHRENDE AUF FAKE NEWS REAGIEREN? Neues Portal weitklick.de bietet Fortbildungen und Materialien Immer häufiger stoßen Kinder und Jugendliche im Netz auf falsche oder nicht vertrauenswürdige Informationen. Sie werden rasant im Internet verbreitet, millionenfach in sozialen Netzwerken geteilt oder in Messenger-Diensten weitergeleitet. Meist klingen die Inhalte wie absurde, leicht zu widerlegende Behauptungen, aber wie können wir seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden? „Medien in die Schule“ Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern stärken Wie kann Medienbildung im Unterricht gelingen, um Jugendlichen eine kompetente Mediennutzung zu vermitteln? Bei „Medien in die Schule“ finden Lehrerinnen und Lehrer kostenfreie Unterrichtseinheiten, digitale Werkzeugkästen und Praxisanwendungen. Die freien Bildungsmaterialien bieten für die Sekundarstufen I und II aufbereitete Informationen und praxisnahe Methoden, um zum Beispiel die sichere Internetnutzung, Smartphones, Hate Speech oder Fake News im Unterricht zu behandeln. Mehr Infos unter: www.medien-in-die-schule.de Was ist wahr, wem kann ich vertrauen und was bedeuten diese Informationen für mich? Auch diese Themen gehören in den Unterricht, um Schülerinnen und Schülern einen souveränen wie kritischen Umgang mit Informationen und Nachrichten im Netz zu vermitteln. Jugendliche brauchen in den Schulen Lehrende, die sie dabei unterstützen, Quellen kritisch zu hinterfragen, sich eine eigene Meinung zu bilden und so auch am politischen und gesellschaftlichen Diskurs teilhaben zu können. Viele Lehrende wissen jedoch selbst wenig über Desinformationen im digitalen Raum. Wie also dieses Thema in den Unterricht integrieren? Mit kostenfreien Online-Kursen, Webinaren und Unterrichtsmaterialien hilft „weitklick – Das Netzwerk für digitale Medienund Meinungsbildung“ Lehrerinnen und Lehrern an weiterführenden und berufsbildenden Schulen, sich hierzu fortzubilden. Das Projekt wird von der gemeinnützigen Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) e.V. umgesetzt. Mehr Infos unter: www.weitklick.de