+3 Magazin August 2016 | Page 10

+2 10 WIE HANDELN WIR FAIR? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] 80 Prozent aller Deutschen sprachen sich 2014 gegen eine kostenlose Abgabe von Plastiktüten aus – 2016 führte das Umweltministerium eine freiwillige Abgabe ein. Quelle: YouGov © iStock./Maxiphoto Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer Pro Asyl Wir sind nicht allein Noch nie waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Die Fluchtwege, die sie gezwungen sind zu nehmen, sind lebensgefährlich und teuer. Die europäische Flüchtlingspolitik nimmt den Tod von Schutzsuchenden jedoch billigend in Kauf. Sie schottet ihre Grenzen ab und zwingt die Menschen auf lebensgefährliche Routen – mit tödlichen Folgen: Seit dem Jahr 2000 sind an den Außengrenzen der EU mehr als 35.000 Menschen ums Leben gekommen. Im Mittelmeer sterben jedes Jahr Tausende bei der lebensgefährlichen Überfahrt, mehr als 3.000 kamen allein 2016 um oder wurden als vermisst gemeldet. Eine zivile europäische Seenotrettung würde Leben retten. Doch statt schiffbrüchige Flüchtlinge zu retten, setzt die EU auf die militärische Bekämpfung von Schleppern und auf Flüchtlingsabwehr. Sie unterzeichnet Abkommen mit Staaten, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, damit diese die Menschen an der Flucht hindern. Heute, 65 Jahre nach der Unterzeichnung der Genfer Flüchtlingskonvention, ist das Recht auf Asyl in Europa für Menschen in Not in fast unerreichbare Ferne gerückt. Nach wie vor nehmen westliche Industriestaaten nur einen kleinen Teil aller Flüchtlinge weltweit auf. Mehr als 80 Prozent der Schutzsuchenden, die aus ihren Ländern fliehen, werden laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR von den meist armen Nachbarstaaten aufgenommen. Wer von Fairness spricht, muss auch das im Blick behalten. Hildegard Wenglein, Leserin Marianne Klöppel, Leserin Der innere Kompass Der mündige Konsument Heute ist faires Handeln aus meiner Sicht schwerer als je zuvor. Durch medialen Überdruss ist ein Wegweiser des fairen Handels schwer auszumachen. Die ständige Angst das Falsche zu tun, sich nicht politisch korrekt zu verhalten, lähmt unsere Gesellschaft und das Gift der Radikalisierungen dringt langsam und subtil ein. Doch manchmal kann es so einfach sein, das Richtige zu tun. Behandle deine Umwelt so, wie du behandelt werden willst. Breche einfach mal die Anonymität mit einem Lächeln. Nehme deine Mitmenschen und deine Umgebung ernsthaft wahr. Die Erlebnisse und Erfahrungen aus tiefem Herzen und freien Stücken entgegengebracht lösen unerwartet Positives aus. Wenn jeder sich nur ein bisschen öffnet, wird das strahlen in den Augen nie verstummen. Ich achte bei jedem Einkauf auf den Produktionsort und die Herkunft. Ich habe oft ein schlechtes Gefühl, wo und wie beispielsweise meine Kleidung produziert wird. In Zeiten der Globalisierung wird alles immer günstiger und man fragt sich, wie ein Pulli für 15 Euro die ganze Kette am Leben erhalten will. Einer muss immer darunter leiden. Aber am seltensten leidet der Käufer. Ich möchte diese Art des Handelns nicht unterstützen, aber es wird mir durch Intransparenz sehr schwer gemacht. Warum, wenn man doch nich ts zu verbergen hat? Ich wünsche mir einen faireren Umgang mit allen Menschen in unserer Liefer- und Produktionskette.