+3 Magazin April 2015 | Page 12

+2 12 › Ute Hammer, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats DVR figsten Gründe für tödliche Unfälle: 2013 starben allein in Deutschland 971 Menschen aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Zeitdruck, Selbstüberschätzung, der Irrglaube, ein Recht auf schnelles Fahren zu haben: Die Gründe für zu schnelles Fahren sind vielfältig. Aber es sind nicht nur notorische Raser – auch verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmer fahren häufig nicht angepasst. Man ist in Gedanken beim Job oder abgelenkt vom mitfahrenden Kind – und schon passiert man viel zu schnell eine Ortseinfahrt. Ein Zahlenbeispiel: Ein Fußgänger hat bei einer Die unterschätzte Gefahr Kaum eine Gefahr wird so unterschätzt, kaum ein Fehler wiegt so schwer wie unangepasste Geschwindigkeit im Straßenverkehr. Nach wie vor ist sie weltweit eine der häu- Kollision mit einem Fahrzeug, das 30 km/h fährt, statistisch noch Chancen zu überleben. Bei über 30 km/h sinken diese Chancen rapide. Scheinbar kleine Unachtsamkeiten können also über Leben und Tod entscheiden. Angepasste Geschwindigkeit bedeutet übrigens mehr, als sich an das vorgegebene Tempolimit zu halten. Bei ungünstiger Witterung, schlechten Straßenverhältnissen oder wenn zum Beispiel mit Kindern zu rechnen ist, sind die erlaubten Geschwindigkeiten meist viel zu hoch. Der einfachste Weg, sich und andere zu schützen, ist daher: Runter vom Gas! DAS GEHEIMNIS DER PERFEKTEN GESCHWINDIGKEIT– AM BEISPIEL SKIFAHREN WENN DIE ÄUSSEREN UND INNEREN BEDINGUNGEN STIMMEN, ENTSTEHT EIN ZUSTAND, DER ALS FLOW BEZEICHNET UND ALS SEHR  POSITIV EMPFUNDEN WIRD. DAS FUNKTIONIERT NICHT NUR BEIM SKIFAHREN, AUCH VIELE ANDERE AKTIVITÄTEN FÜHREN ZUM FLOW. Durchschni liche Geschwindigkeit, die von den meisten der befragten Skiläufer als Flow-fördernd oder -hemmend beschrieben wurden 30 40 30 50 40 30 50 40 50 20 60 20 60 20 60 10 0 70 80 10 0 70 80 10 0 70 80 km/H < 50 KM/H 50 - 60 KM/H zu langsam ideal Intensität •richtige Piste •richtiges Material •richtige Disziplin •richtige Geschwindigkeit äußere Bedingungen + Stephan, Leser •Gegenwart fokussieren •Verbesserung anstreben •sich nicht vergleichen •positive Einstellung innere Bedingungen Sich vergleichen? nachher Freude Selbstvertrauen Kontrolle Rhythmus Zu schnelle oder zu langsame Geschwindigkeit ist einer von mehreren Faktoren, die das Erfahren von FLOW-Zuständen verhindern. Am Strand im vollen Galopp dahinfliegen, schaukeln bis in den Himmel, die Turborutsche runter sausen, sich mit dem Motorrad in die Kurve legen: Das ist Hingabe an den Augenblick, volle Präsenz, Erlösung. Da bin ich völlig konzentriert, Körper, Geist und Umwelt sind eins. Beim Wandern oder Abhängen komm ich ins Nachdenken oder Erzählen, so viele Sinneseindrücke sind wahrnehmbar und verleiten mich zu Meinungen, rufen Gefühle hervor, die Gedanken schweifen in die Vergangenheit oder Zukunft. Aber dann: Das Gegenteil von rasanter Geschwindigkeit bringt mich zum gleichen Ergebnis: Meditation, die Hingabe an den Augenblick, volle geistige Präsenz – wahrnehmen. Ich bleibe konzentriert und Körper, Geist und Umwelt sind eins. zu schnell vorher Zustand Offen, aber präsent > 60 KM/H Gefühlszustand von Skifahrern vor und nach der Abfahrt 8 7 6 5 4 3 2 1 Tina von Pentz, Leserin Angst Unsicherheit Sie stets der Situation anpassen zu müssen und dafür mit positiven Erfahrungen belohnt zu werden, ist Teil der Faszination von Geschwindigkeit. Nervenkitzel, Macht, zeigen, wer man(n) ist und was man kann. Ein schnelles, oft teures Auto oder Motorrad und damit angeben. Dabei finde ich aber, damit gemütlich und selbstbewusst in der Gegend zu cruisen ist der bessere Beweis, um zu zeigen, dass man auch sich selbst beherrschen kann. Andererseits ist der kurzzeitige Nervenkitzel auch was Tolles und Erregendes: der Adrenalinausstoß, die Grenzerfahrung, das persönliche „High“. a Quelle: Sportpsychologisches Kompetenzzentrum Kärnten DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE U tz C. Wilke, geschäftsführender Gesellschafter Filiago GmbH & Co KG Die Webbeschleuniger Geschwindigkeit bedeutet für uns 11.000 km/h! Mit dieser unvorstellbaren Geschwindigkeit schwebt ein geostationärer Satellit durch das Weltall und stellt uns Internetzugänge mit Datenübertragungsraten von bis zu 20 Mbit/s und mehr zur Verfügung. Geschwindigkeit im Internet ist der Schlüssel für technischen und unternehmerischen Erfolg. Wer schneller ist, hat einen Vorsprung vor anderen. Dieser Vorsprung verschafft Vorteile, er macht handlungsfähig und eröffnet die Möglichkeit zur Initiative. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben vor allem zwei Dinge immer wieder gezeigt: Wer schneller Informationen erhält, hat einen Wissens- und Bildungsvorsprung und kann somit schneller agieren. Wer schneller agieren kann, ist in der Regel erfolgreicher als der Wettbewerber. Erst das Internet hat für viele Unternehmer das Geschäft beschleunigt und neue Geschäftsfelder eröffnet. Das Internet wurde für sie zum Antriebsmotor. Je schneller der Internetzugang, desto einfacher die Kommunikation, desto mehr Daten können übertragen werden, desto größer der wirtschaftliche Vorsprung. Mit hoher Geschwindigkeit lösen wir Standortnachteile in unterversorgten Regionen mit Satelliteninternet. Wir beschleunigen Haushalte und Unternehmen im Web. Jeder kann es nutzen. Heute schon, egal wo. Per Satellit ist schnelles und stabiles Internet immer und überall verfügbar. Daher fasziniert uns Geschwindigkeit. Nikolaus Hautsch, Professor für Finanzwirtschaft und Mathematik, Universität Wien Einen Wimpernschlag voraus Geschwindigkeit spielt auf Finanzmärkten seit jeher eine maßgebliche Rolle. Wer Information zuerst erhält und nutzen kann, gewinnt auf Kosten der Langsameren. Das ist entscheidend für alle Marktteilnehmer, deren primäres Ziel es ist, Positionen zu kaufen und innerhalb kurzer Zeit teurer weiterzuverkaufen. Vollautomatisierter Handel, schnelle Leitungen und der Einsatz computerisierter Algorithmen haben den Kampf um Geschwindigkeitsvorteile jüngst extrem befeuert. Insbesondere der Aktien- und Derivatehandel wird heutzutage von ere Faktoren üß richtige Geschwindigkeit, Hochfrequenzhändlern dominiert. Piste, Material und Disziplin Diese investieren in Hochgeschwin- digkeitsverbindungen zwischen Finanzplätzen und in sogenannte CoLocations ihrer Server in Nähe zum Server der Börse. Damit erkaufen sie sich Geschwindigkeitsvorteile im Millisekundbereich, um die Zeit zwischen Eingabe und Ausführung einer Order auf ein Minimum zu reduzieren und Preisineffizienzen blitzschnell ausnützen zu können. Offen ist, ob langsamere Händler systematisch von Hochfrequenzhändlern übervorteilt werden oder im Gegenzug von erhöhter Liquidität und Markteffizienz auch profitieren können. Auch die Frage, ob hohe Handelsgeschwindigkeiten Risiken für die Marktstabilität induzieren, ist nach wie vor ungeklärt. Im Kontext regulatorischer Maßnahmen gibt es bereits Überlegungen für Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Finanzmärkten. Bislang gilt als einzige natürliche Grenze die Lichtgeschwindigkeit.