+2
12
›
Ute Hammer,
Geschäftsführerin
des Deutschen
Verkehrssicherheitsrats
DVR
figsten Gründe für tödliche Unfälle:
2013 starben allein in Deutschland
971 Menschen aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Zeitdruck,
Selbstüberschätzung, der Irrglaube,
ein Recht auf schnelles Fahren zu
haben: Die Gründe für zu schnelles
Fahren sind vielfältig. Aber es sind
nicht nur notorische Raser – auch
verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmer fahren häufig nicht angepasst. Man ist in Gedanken beim Job
oder abgelenkt vom mitfahrenden
Kind – und schon passiert man viel zu
schnell eine Ortseinfahrt. Ein Zahlenbeispiel: Ein Fußgänger hat bei einer
Die unterschätzte
Gefahr
Kaum eine Gefahr wird so unterschätzt, kaum ein Fehler wiegt so
schwer wie unangepasste Geschwindigkeit im Straßenverkehr. Nach
wie vor ist sie weltweit eine der häu-
Kollision mit einem Fahrzeug, das 30
km/h fährt, statistisch noch Chancen
zu überleben. Bei über 30 km/h sinken diese Chancen rapide. Scheinbar
kleine Unachtsamkeiten können also
über Leben und Tod entscheiden.
Angepasste Geschwindigkeit bedeutet übrigens mehr, als sich an das vorgegebene Tempolimit zu halten. Bei
ungünstiger Witterung, schlechten
Straßenverhältnissen oder wenn zum
Beispiel mit Kindern zu rechnen ist,
sind die erlaubten Geschwindigkeiten meist viel zu hoch. Der einfachste
Weg, sich und andere zu schützen, ist
daher: Runter vom Gas!
DAS GEHEIMNIS DER PERFEKTEN GESCHWINDIGKEIT– AM BEISPIEL SKIFAHREN
WENN DIE ÄUSSEREN UND INNEREN BEDINGUNGEN STIMMEN, ENTSTEHT EIN ZUSTAND, DER ALS FLOW BEZEICHNET UND ALS SEHR
POSITIV EMPFUNDEN WIRD. DAS FUNKTIONIERT NICHT NUR BEIM SKIFAHREN, AUCH VIELE ANDERE AKTIVITÄTEN FÜHREN ZUM FLOW.
Durchschni liche Geschwindigkeit, die von den meisten der befragten Skiläufer als Flow-fördernd oder -hemmend beschrieben wurden
30
40
30
50
40
30
50
40
50
20
60
20
60
20
60
10
0
70
80
10
0
70
80
10
0
70
80
km/H
< 50 KM/H
50 - 60 KM/H
zu langsam
ideal
Intensität
•richtige Piste
•richtiges Material
•richtige Disziplin
•richtige Geschwindigkeit
äußere
Bedingungen
+
Stephan,
Leser
•Gegenwart fokussieren
•Verbesserung anstreben
•sich nicht vergleichen
•positive Einstellung
innere
Bedingungen
Sich vergleichen?
nachher
Freude
Selbstvertrauen
Kontrolle
Rhythmus
Zu schnelle oder zu langsame Geschwindigkeit
ist einer von mehreren Faktoren, die das Erfahren
von FLOW-Zuständen verhindern.
Am Strand im vollen Galopp dahinfliegen, schaukeln bis in den Himmel,
die Turborutsche runter sausen, sich
mit dem Motorrad in die Kurve legen:
Das ist Hingabe an den Augenblick,
volle Präsenz, Erlösung. Da bin ich
völlig konzentriert, Körper, Geist und
Umwelt sind eins. Beim Wandern oder
Abhängen komm ich ins Nachdenken
oder Erzählen, so viele Sinneseindrücke sind wahrnehmbar und verleiten
mich zu Meinungen, rufen Gefühle hervor, die Gedanken schweifen
in die Vergangenheit oder Zukunft.
Aber dann: Das Gegenteil von rasanter Geschwindigkeit bringt mich zum
gleichen Ergebnis: Meditation, die
Hingabe an den Augenblick, volle geistige Präsenz – wahrnehmen. Ich bleibe
konzentriert und Körper, Geist und
Umwelt sind eins.
zu schnell
vorher
Zustand
Offen, aber präsent
> 60 KM/H
Gefühlszustand von Skifahrern vor und nach der Abfahrt
8
7
6
5
4
3
2
1
Tina von Pentz,
Leserin
Angst
Unsicherheit
Sie stets der Situation anpassen zu müssen und
dafür mit positiven Erfahrungen belohnt zu werden,
ist Teil der Faszination von Geschwindigkeit.
Nervenkitzel, Macht, zeigen, wer
man(n) ist und was man kann. Ein
schnelles, oft teures Auto oder Motorrad und damit angeben. Dabei finde
ich aber, damit gemütlich und selbstbewusst in der Gegend zu cruisen ist
der bessere Beweis, um zu zeigen, dass
man auch sich selbst beherrschen kann.
Andererseits ist der kurzzeitige Nervenkitzel auch was Tolles und Erregendes:
der Adrenalinausstoß, die Grenzerfahrung, das persönliche „High“.
a
Quelle: Sportpsychologisches Kompetenzzentrum Kärnten
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
U tz C. Wilke,
geschäftsführender
Gesellschafter
Filiago GmbH & Co KG
Die Webbeschleuniger
Geschwindigkeit bedeutet für uns
11.000 km/h! Mit dieser unvorstellbaren Geschwindigkeit schwebt ein
geostationärer Satellit durch das
Weltall und stellt uns Internetzugänge mit Datenübertragungsraten von
bis zu 20 Mbit/s und mehr zur Verfügung. Geschwindigkeit im Internet ist der Schlüssel für technischen
und unternehmerischen Erfolg. Wer
schneller ist, hat einen Vorsprung
vor anderen. Dieser Vorsprung verschafft Vorteile, er macht handlungsfähig und eröffnet die Möglichkeit
zur Initiative. Die Entwicklungen der
vergangenen Jahre haben vor allem
zwei Dinge immer wieder gezeigt:
Wer schneller Informationen erhält,
hat einen Wissens- und Bildungsvorsprung und kann somit schneller
agieren. Wer schneller agieren kann,
ist in der Regel erfolgreicher als der
Wettbewerber. Erst das Internet hat
für viele Unternehmer das Geschäft
beschleunigt und neue Geschäftsfelder eröffnet. Das Internet wurde für
sie zum Antriebsmotor. Je schneller
der Internetzugang, desto einfacher
die Kommunikation, desto mehr Daten können übertragen werden, desto
größer der wirtschaftliche Vorsprung.
Mit hoher Geschwindigkeit lösen wir
Standortnachteile in unterversorgten
Regionen mit Satelliteninternet.
Wir beschleunigen Haushalte und
Unternehmen im Web. Jeder kann es
nutzen. Heute schon, egal wo. Per Satellit ist schnelles und stabiles Internet immer und überall verfügbar. Daher fasziniert uns Geschwindigkeit.
Nikolaus Hautsch,
Professor für
Finanzwirtschaft
und Mathematik,
Universität Wien
Einen Wimpernschlag
voraus
Geschwindigkeit spielt auf Finanzmärkten seit jeher eine maßgebliche
Rolle. Wer Information zuerst erhält
und nutzen kann, gewinnt auf Kosten
der Langsameren. Das ist entscheidend für alle Marktteilnehmer, deren
primäres Ziel es ist, Positionen zu kaufen und innerhalb kurzer Zeit teurer
weiterzuverkaufen. Vollautomatisierter Handel, schnelle Leitungen und
der Einsatz computerisierter Algorithmen haben den Kampf um Geschwindigkeitsvorteile jüngst extrem befeuert. Insbesondere der Aktien- und
Derivatehandel wird heutzutage von
ere Faktoren
üß
richtige
Geschwindigkeit,
Hochfrequenzhändlern
dominiert.
Piste, Material und
Disziplin
Diese investieren in Hochgeschwin-
digkeitsverbindungen zwischen Finanzplätzen und in sogenannte CoLocations ihrer Server in Nähe zum
Server der Börse. Damit erkaufen sie
sich Geschwindigkeitsvorteile im Millisekundbereich, um die Zeit zwischen
Eingabe und Ausführung einer Order
auf ein Minimum zu reduzieren und
Preisineffizienzen blitzschnell ausnützen zu können. Offen ist, ob langsamere Händler systematisch von Hochfrequenzhändlern übervorteilt werden
oder im Gegenzug von erhöhter Liquidität und Markteffizienz auch profitieren können. Auch die Frage, ob hohe
Handelsgeschwindigkeiten Risiken für
die Marktstabilität induzieren, ist nach
wie vor ungeklärt. Im Kontext regulatorischer Maßnahmen gibt es bereits
Überlegungen für Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Finanzmärkten.
Bislang gilt als einzige natürliche
Grenze die Lichtgeschwindigkeit.