+3 Magazin April 2015 | Page 11

+2 Sebastian Kienle, Profi-Triathlet Schneller sein Die Geschwindigkeiten, die ich nur durch viele Stunden Training erreiche, sind in der heutigen Zeit geradezu lächerlich gering. Wenn ich zu einem Wettkampf anreise, bin ich bei der Anreise um ein vielfaches schneller als im Rennen selber. Zwei Faktoren bestimmen im Wesentlichen, wie schnell ich bin: meine körperliche Leistungsfähigkeit und die Widerstände, die mir entgegenstehen. So ist längst nicht mehr nur das Training allein entscheidend. Gerade auf dem Rad wird nichts unversucht gelassen, Widerstände weiter zu reduzieren. Gerade weil die körperliche Leistungsfähigkeit Grenzen hat, ist die Geschwindigkeit etwas Besonderes. Ein Hobbyathlet kann sehr gut einschätzen, was die Geschwindigkeiten wert sind, die im Profibereich erreicht werden. Somit kann er auch den Rausch nachempfinden, den ich erlebe, wenn ich mich mit über 45 km/h dauerhaft auf dem Rad bewege. Die ständige Messbarkeit von Geschwindigkeit hat den Sport sehr verändert. Heute misst man sich über Strava oder Runtasik. Der Vergleich findet nicht mehr nur im Wettkampf statt, sondern, wenn man will, immer und überall. Das kann sehr motivieren, aber ist manchmal auch zu viel des Guten. Wie schnell ich beim Schwimmtraining war, entscheidet oft über den Gemütszustand mehrerer Tage. Ich probiere daher, nicht immer Zeiten oder Geschwindigkeiten zu messen. Manchmal ist es für mich regelrecht eine Wohltat, nichts über meine Geschwindigkeit zu wissen. Evita Hel, Leserin Technische Superkraft Geschwindigkeit fasziniert, da es etwas ist, wozu Menschen nicht in der Lage sind. Ja, wir können Laufen, gar Sprinten, aber dies nur mit großer Anstreng- 11 Gerhard Lein, Leser ung und auch nicht für lange. Wenn man in einem Auto sitzt und über die Autobahn rast, hat man ein Gefühl der Macht und Freiheit, wenn auch nur unterbewusst. Dazu kommt, dass man seinem Ziel immer schneller immer näher kommt und man die Möglichkeit hat, diese Geschwindigkeit selbst zu steuern. Wenn man sich nun Fiktionen ansieht, findet man dort auch immer wieder Personen, die unglaublich schnell sind, sogar ohne Hilfsmittel. Sie repräsentieren grundlegende Wünsche der Menschheit, z.B. die Macht über Dinge oder Fähigkeiten, die man im realen Leben nicht besitzen kann. Somit ist ein Auto, ein Flugzeug, eine Achterbahn und noch vieles mehr für den Menschen nur eine Erweiterung, ein Mittel, um sich einer Macht näher zu fühle