ZFG Durchhalten trotz Corona-Krise | Page 5

Nicht wenige von ihnen sind seit Wo- chen nahezu rund um die Uhr mit ihren Kindern zusammen, ohne eine Entlas- tung durch Kita oder Schule oder einen Partner/eine Partnerin an der Seite zu erfahren (und zudem oft auch nicht mehr durch die eigenen Eltern!). Mit Schulkin- dern entsteht für viele durch das Lernen zu Hause zusätzlicher Druck. Für die ei- nen ist jetzt eine Zeit wunderbarer Nähe mit der Partnerin/dem Partner und dem Kind, für andere ist es ein ständiger Ba- lanceakt an der Grenze zur Erschöpfung – und für nicht wenige beides zugleich. Paare mit und ohne Kinder leben nun entweder besonders nah zusammen un- ter einem Dach – oder aber das Wieder- sehen wird ungewöhnlich erschwert. Die einen stehen vor der Herausforderung, wie sie sich gegenseitig mehr „Raum“ lassen können angesichts der Enge. Andere wären dagegen froh über mehr Nähe, weil die Lieben unerreichbar weit weg sind. Besonders wenn Übertritts- und Ab- schlussklassen betroffen sind oder von den Eltern Betreuungsfragen brennend beantwortet werden müssen. Eine spezielle Situation entsteht mit den begonnenen Lockerungen: Einerseits wird ersehnte Normalität wieder teilweise ermöglicht. Andererseits bleiben die Gefahren von Ansteckung und Ungewissheit, wann wirklich ungefährdeter Umgang tatsächlich erreicht wird. Und wie können Eltern die Balance zwi- schen Betreuung und Beruf (vor allem im +RPHRIƄFH) leben, sodass weder Familie noch Arbeit noch sie selbst auf Dauer zu kurz kommen? Dieser Spagat stellt sich als Aufgabe für viele Familien (selbstverständlich z. B. auch Stief- und Patchworkfamilien) wie für Alleinerzie- hende auf je ganz eigene Weise. Zumal, wenn nun Kinder teilweise wieder zur Schule gehen können und andere zu- gleich weiterhin daheim betreut werden müssen. Eltern und Großeltern, deren Kinder und Enkel außer Haus leben, spüren nun oft noch mehr als sonst die schmerzliche Distanz und die Beeinträchtigung des „Sich-nicht-treffen-Könnens“. Die (un- erfüllte) Sehnsucht der Fernbeziehung ist auch hier möglicherweise ein zuneh- mend verletzender Stachel – sowohl für die Eltern und Großeltern als auch für die Kinder und Enkel. Die Bereicherung von Kindern und die Entlastung der Eltern durch Kinderbe- treuung, Kindergarten- und Schulalltag, durch Bewegungsfreiheit am Nachmit- tag, durch die Treffen im Freundeskreis oder im Verein, aber auch durch das Ausüben von Hobbys – all das, was plötzlich nicht mehr möglich ist, lässt uns alle noch deutlicher spüren, welch gro- ßen Wert dieses bisher Selbstverständ- liche für unsere Lebensqualität hat. Wie Kinder diese Phase der Einschränkun- gen erleben, hängt stark davon ab, wie alt sie sind und welche Bedürfnisse sie in der gegenwärtigen Entwicklungsphase besonders prägen. >> Fernbeziehungen wirken jetzt noch stärker als sonst, wird doch ein Wieder- sehen durch die Kontaktbeschränkun- gen zusätzlich erschwert und oft gar auf unbestimmte Zeit verzögert. Zudem füh- ren wir nun nahezu alle Fernbeziehun- gen mit Angehörigen und dem Freun- deskreis. Wenn im Haushalt Kinder oder Jugendliche leben, stellen sich Eltern abhängig vom Alter der Kinder viele Fragen. Wie (un)zufrieden sind die Kinder mit dieser Situation? Wie kommen Schüle- rinnen und Schüler mit dem Unterrich- ten daheim und der ständigen Nähe der Eltern oder auch mit der Gestaltung der freien Zeiten zurecht? Und was machen die teilweise großen Veränderungen des Tagesablaufs mit ihnen (und der Bezie- hung zu den Eltern)? Wird die schul- freie Zeit gar als durchaus angenehmes „Abenteuer“ erlebt? Unabhängig von der Wahrnehmung der Situation stellt sich für alle Beteiligten die Frage, wann es endlich wieder wie gewohnt weiterge- hen kann – und mit welchen Folgen? DURCHHALTEN TROTZ CORONA-KRISE 5