Nicht wenige von ihnen sind seit Wo-
chen nahezu rund um die Uhr mit ihren
Kindern zusammen, ohne eine Entlas-
tung durch Kita oder Schule oder einen
Partner/eine Partnerin an der Seite zu
erfahren (und zudem oft auch nicht mehr
durch die eigenen Eltern!). Mit Schulkin-
dern entsteht für viele durch das Lernen
zu Hause zusätzlicher Druck. Für die ei-
nen ist jetzt eine Zeit wunderbarer Nähe
mit der Partnerin/dem Partner und dem
Kind, für andere ist es ein ständiger Ba-
lanceakt an der Grenze zur Erschöpfung
– und für nicht wenige beides zugleich.
Paare mit und ohne Kinder leben nun
entweder besonders nah zusammen un-
ter einem Dach – oder aber das Wieder-
sehen wird ungewöhnlich erschwert. Die
einen stehen vor der Herausforderung,
wie sie sich gegenseitig mehr „Raum“
lassen können angesichts der Enge.
Andere wären dagegen froh über mehr
Nähe, weil die Lieben unerreichbar weit
weg sind.
Besonders wenn Übertritts- und Ab-
schlussklassen betroffen sind oder von
den Eltern Betreuungsfragen brennend
beantwortet werden müssen.
Eine spezielle Situation entsteht mit
den begonnenen Lockerungen:
Einerseits wird ersehnte Normalität
wieder teilweise ermöglicht.
Andererseits bleiben die Gefahren von
Ansteckung und Ungewissheit,
wann wirklich ungefährdeter Umgang
tatsächlich erreicht wird.
Und wie können Eltern die Balance zwi-
schen Betreuung und Beruf (vor allem
im +RPHRIƄFH) leben, sodass weder
Familie noch Arbeit noch sie selbst auf
Dauer zu kurz kommen? Dieser Spagat
stellt sich als Aufgabe für viele Familien
(selbstverständlich z. B. auch Stief- und
Patchworkfamilien) wie für Alleinerzie-
hende auf je ganz eigene Weise. Zumal,
wenn nun Kinder teilweise wieder zur
Schule gehen können und andere zu-
gleich weiterhin daheim betreut werden
müssen.
Eltern und Großeltern, deren Kinder und
Enkel außer Haus leben, spüren nun oft
noch mehr als sonst die schmerzliche
Distanz und die Beeinträchtigung des
„Sich-nicht-treffen-Könnens“. Die (un-
erfüllte) Sehnsucht der Fernbeziehung
ist auch hier möglicherweise ein zuneh-
mend verletzender Stachel – sowohl für
die Eltern und Großeltern als auch für die
Kinder und Enkel.
Die Bereicherung von Kindern und die
Entlastung der Eltern durch Kinderbe-
treuung, Kindergarten- und Schulalltag,
durch Bewegungsfreiheit am Nachmit-
tag, durch die Treffen im Freundeskreis
oder im Verein, aber auch durch das
Ausüben von Hobbys – all das, was
plötzlich nicht mehr möglich ist, lässt uns
alle noch deutlicher spüren, welch gro-
ßen Wert dieses bisher Selbstverständ-
liche für unsere Lebensqualität hat. Wie
Kinder diese Phase der Einschränkun-
gen erleben, hängt stark davon ab, wie
alt sie sind und welche Bedürfnisse sie in
der gegenwärtigen Entwicklungsphase
besonders prägen.
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Fernbeziehungen wirken jetzt noch
stärker als sonst, wird doch ein Wieder-
sehen durch die Kontaktbeschränkun-
gen zusätzlich erschwert und oft gar auf
unbestimmte Zeit verzögert. Zudem füh-
ren wir nun nahezu alle Fernbeziehun-
gen mit Angehörigen und dem Freun-
deskreis.
Wenn im Haushalt Kinder oder
Jugendliche leben, stellen sich Eltern
abhängig vom Alter der Kinder
viele Fragen.
Wie (un)zufrieden sind die Kinder mit
dieser Situation? Wie kommen Schüle-
rinnen und Schüler mit dem Unterrich-
ten daheim und der ständigen Nähe der
Eltern oder auch mit der Gestaltung der
freien Zeiten zurecht? Und was machen
die teilweise großen Veränderungen des
Tagesablaufs mit ihnen (und der Bezie-
hung zu den Eltern)? Wird die schul-
freie Zeit gar als durchaus angenehmes
„Abenteuer“ erlebt? Unabhängig von der
Wahrnehmung der Situation stellt sich
für alle Beteiligten die Frage, wann es
endlich wieder wie gewohnt weiterge-
hen kann – und mit welchen Folgen?
DURCHHALTEN TROTZ CORONA-KRISE
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