WELLNESS WORLD Business 1-2014 | Page 22

ww_0114_20-23_ek_korr.qxd:spa_musterseiten Familienunternehmen beschäftigt hat, einen wesentlichen Aspekt der familieninternen Betriebsübergabe an: die soziale Komponente. „Im Alltag kann eine zu enge Familienbande auch nachteilig sein“, erläutert Märk. „Gerade im Tourismus wird zwischen Wirtschaftsund Privatstube keine Grenze gezogen. Auch private Situationen, wie einfache Abendessen im Kreise der Familie, werden für Unternehmensbesprechungen Clemens Westreicher: »Natürlich wollen die meisten Hoteliers ihr Lebenswerk eines Tages an die eigenen Kinder weitergeben.« genützt. Häufig erleben Nachfolger diese Situationen als sehr bedrückend und entwickeln bereits in jungen Jahren eine innere Abneigung dem eigenen Unternehmen gegenüber.“ Eine der Herausforderungen, die bei Fremdübergaben nicht auftreten. „Dennoch halten Familienunternehmen, gerade in schwierigen Zeiten, bravourös zusammen.“ Diese Tatsache scheint 21.02.2014 9:36 Uhr Seite 22 besonders in der volatilen Welt des Tourismus ein klarer Vorteil zu sein. Ein zu enger Zusammenhalt sollte das Wachstum eines Unternehmens jedoch auch nicht einschränken. Alte Traditionen … „Einer der wesentlichen Vorteile bei der Übergabe eines Hotels an die eigenen Kinder ist, dass die Familientradition fortgesetzt wird“, so Clemens Westreicher, „die Werte der Familie werden meist weitergelebt.“ Die Fortführung traditioneller Interessen ist in vielen Bereichen der Betriebsführung zwar zielführend, allzu sehr sollte man jedoch nicht auf Altbewährtes bauen. Mag. Hubert Schwärzler, der gemeinsam mit seinem Bruder Dr. Helmut Schwärzler die Schwärzler Hotels 2008 von den Eltern und Geschwistern im Rahmen eines Management-Buyouts übernommen hat, rät zu einer teilweisen Distanzierung von den Träumen der Vorgängergeneration: „Die Fortführung alter Traditionen ist unternehmerisch riskant und für die Nachfolger nicht immer sinnstiftend.“ Wie in allen Bereichen der Wirtschaft ist auch im Tourismus Weiterentwicklung essenziell für den Fortbestand eines Betriebes: „Innovationen, sogenanntes 360-Grad-Denken, werden zum Erfolgsschlüssel für die kommenden Jahrzehnte“, meint Stefan Märk, dabei soll aber nicht gänzlich auf das Marc Traubel: »Es wird sicherlich eine große Aufgabe sein, einen eigenen, neuen Weg zu finden und dabei das Hotel dennoch im Sinne meiner Eltern weiterzuführen.« Know-how der Vorgänger verzichtet werden: „Die Nachkommen benötigen dieses Wissen, es sollte ihnen aber möglich sein, ein neues Unternehmen aufbauen zu können.“ Hotellerieberater Clemens Westreicher empfiehlt seinen Klienten den gegenseitigen Austausch: „Idealerweise profitieren Übergeber und Übernehmer gleichermaßen von den jeweiligen Stärken des anderen. Das sind zum Beispiel langjährige Erfahrung einerseits und modernes Führungsinstrumentarium andererseits.“ © Schwärzler Hotels Das Familienhotel Scesaplana in Vorarlberg ist eines der sechs Schwärzler Hotels. 22 wirtschaft Wellness world business | 1/2014